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Arbeiter-Jugend - 10.1918 (10)

Access restriction

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Bibliographic data

fullscreen: Arbeiter-Jugend - 10.1918 (10)

Periodical

Persistent identifier:
027052486
Title:
Arbeiter-Jugend
Subtitle:
Monatsschrift der Sozialistischen Arbeiterjugend Deutschlands
Document type:
Periodical
Publisher:
Arbeiterjugendverl.
Place of publication:
Berlin
Language:
German
Collection:
Pädagogische Zeitschriften
ZDB-Nummer:
2176472-4
Access restriction:
Siehe Bände

Periodical volume

Persistent identifier:
027052486_0010
Title:
Arbeiter-Jugend - 10.1918
Shelfmark:
02 A 30 ; RF 641 - 647
Document type:
Periodical volume
Publication year:
1918
Collection:
Pädagogische Zeitschriften
Access restriction:
Open Access

Periodical issue

Title:
Heft 22
Document type:
Periodical
Structure type:
Periodical issue
Collection:
Pädagogische Zeitschriften
Access restriction:
Open Access

Article

Title:
Philosophie
Author:
Schröder, Karl
Document type:
Periodical
Structure type:
Article
Language:
German
Collection:
Pädagogische Zeitschriften
Link zum Katalog:
BBF0573791
Access restriction:
Open Access

Contents

Table of contents

  • Arbeiter-Jugend
  • Arbeiter-Jugend - 10.1918 (10)
  • Heft 1 (1)
  • Heft 2 (2)
  • Heft 3/4 (3/4)
  • Heft 5 (5)
  • Heft 6 (6)
  • Heft 7 (7)
  • Heft 8 (8)
  • Heft 9 (9)
  • Heft 10 (10)
  • Heft 11 (11)
  • Heft 12 (12)
  • Heft 13 (13)
  • Heft 14 (14)
  • Heft 15 (15)
  • Heft 16 (16)
  • Heft 17 (17)
  • Heft 18 (18)
  • Heft 19 (19)
  • Heft 20 (20)
  • Heft 21 (21)
  • Heft 22 (22)
  • Die schwarze Schar
  • Philosophie
  • Wie ich zur Sozialdemokratie kam
  • Das Tier in japanischer Darstellung
  • Turkestan
  • Aus der Jugendbewegung
  • Die Gegner an der Arbeit
  • Zur wirtschaftlichen Lage
  • Fremdwörter
  • Heft 23 (23)
  • Heft 24 (24)
  • Heft 25 (25)
  • Heft 26 (26)

Full text

Arbeiter- Iugend 
- ww 
 
iſt abſolut, ſondern ein fortſ<hreitender Prozeß, aber ſie iſt um ſo 
gewiſſer, je beſtimmter der Geſicht8punkt und die Begrenzung gegöo- 
ven iſt, innechalb deren ein Urteil den Grund hat. Eine Wiſſenſchaft 
will nicht überreden, erſt rec<t nicht eine ſozialiſtiſche; ſie will über- 
zeugen, ſie will unabhängig werden von wildranfendem Geſchwaß. 
Eine gewaltige Aufgabe, =- denn allos Levendige iſt kein Feijtitehen- 
des, fein Faktum, um das man herumgehen, es meſſen kann, bis cs 
allſeitig und dur&> und durch erkonnt iſt, ſondern ein iinmer Wer- 
dendes, Ueberraſchende8, nie Gedachtes, ein ewiges Hincinfreſjen im 
das Unlebendige, und Anſtrengung, e8 zu überwinden. 
Im Bowußtſein, im Vermögen der Erkenntnis hat der Menſd) 
Fein intimſte8, ſein gewaltigſte3 Werkzeug, die Welt zu ergründen. 
Damit iſt es von ſelbſt gegeben, daß er fich gedrungen fühlt, diejes 
Werkzeug zu unterſuchen, dieſes Vermögen, das feinem Wollen die 
Berechtigung zuſchreibt. Damit packt er das Zentralproblem aller 
Rhilo;ophie, ihr erſtes und wichtigſte8; das Bewußtjeinsproblein, 
ein Problem, dem niemand entgeht, auch nicht der im jeder andern 
Hinſicht Indifferenteſte, Gleichgültigſte. 
Ein nachdenflicher Leſer ſtellt hier vielleicht ſofort die Frage: 
Ja, geht denn das? Kann man das Werkzeug, das Erkenntnis5- 
- vermögen mit dieſem ſelben Werkzeug unterſuchen? Wiit dieſer 
Frage ſteht er mitten in den ſchwierigſten Unterſuchungen der Er- 
'Fenntnistheorie. 
Wir wollen uns zunächſt an einfachere Dinge erinnern. Es 
gibt wohl keinen Menſchen, der nicht bei irgendeiner Sinnestänſchung 
aufgemerkt hätte. Du hältſt einen Sto> ins Waſſer und ſiehſt, ſo 
gewiß du dich auf deine Angen verlaſſen kannſt, daß der Stock 
gebrochen iſt. In Wirklichkeit iſt er es keine8wegs. Du ſagſt, die 
Sonne geht auf, ſiehſt es ſcheinbar ganz deutlich, und doch beweitt 
man dir bald, daß ſie nicht aufgeht, ſondern daß dicſer Schein dir 
dur< die Umdrehung .der Erde vorgetäuſcht wird. Der Himmel 
iber dir blaut, und nirgends wirſt du etwas von blauer Farbe ent- 
de>en. Du hörſt Töne, ſiehſt Geſtalten zuweilen, wo nichts zu jehen 
und nichts zu hören war, du träumſt und weißt nicht, war e3 Wirk- 
Tichfeit oder Traum. Du grübelſt weiter und erinnerſt dich an 
Farbenblindheit, an die Halluzinationen eines Jrren. Du dentſt 
vielleicht an die eigentümlichen Augen der Inſekten. Sicht für die 
Tiere die Welt -wohl ebenſo aus wie für dich? Du blickſt zum 
Sternenraum empor. Das8 alle3 ſollen rotierende Welten ſein, in 
einem Naum. Was iſt e38 mit dieſem Naum? Ein Gefäß? Un- 
möglich, das müßte doch wieder in einem weiteren Raum ſeim. Du 
machſt den Verſuch, den Raum wegzudenken oder umgekehrt alles, 
iwas im Raum iſt. Dich auch? Verſuch es, und e8 wird dir wun- 
derlih werden. Wie lange beſteht denn alle8 ſchon? Billionen 
Zahre? Unvorſtellbar! Was iſt dieſe Zeit überhaupt? Mit jeder 
Minute zerrinnt Leben, und du kannſt e3 nicht aufhalten. Ja, was 
iſt die Gegenwart? Was eben iſt, iſt ſchon gewejen, Vergangenheit, 
und alles davor noc< Zukunft. 
Liegen all dieſe Seltjamkeiten vielleicht an uns ſelbſt, an un- 
 
türe kritiſch aufzunehmen, fonnte daher dieſe Warnung nicht als ge- 
rechtfertigt anſehen. | 
Nachdem ich ſo wochenlang von meinent Zweifel hin umd hergeworfen 
iwworden war und mich troß allem Bemühen nicht zu einer gefeſtigten 
Anſchawung hatte durchringen können, bat ich meinen Stuhlnachbar in 
der Fabrik, einen älteren, ſtillen Arbeiter, der ſehr beleſen war und 
mit dem ich bei aller politiſchen Gegmnenſchaft in einem guten Freund- 
ſchaftsverhältnis. ſtand, er möge mix doch einmal eine programmatiſche 
Abhandlung über die Beſtrebungen der Sozialdemokratie beſorgen, ich 
wolle mich eingehend über die ſozialiſtiſchen Ziele und Forderungen in- 
formieren. Gleich am andern Tag! brachte mir meim Mitarbeiter 
Beobel3 Buch: „Dil& Frau und der Sozializmus“ mit. Die Lektüre 
dieſes gedamfenreichen Weorkea38, das zu den: meiſtverbreiteten Büchern 
der ſozialiſtiſchen Literatur gehört, bot mir einen tiefen Einbli> in die 
Jd-cenwelt des SozialiSmu8, und wenn 23 mir auch beim eaſten Studium 
nicht immer leicht war, den Gedankengängen des Verfaſſer3 zu folgen, 
ſo war doch die Wirkung, die das Buch in mir auslöſte, umwälzend zu- 
gleich und nachhaltig. Jh ſah nun mit einem Mal, daß hier von geiſtig 
hochſtehenden Menſchen hohe kubturelle Ziele erſtrebt wurden, und ich 
empfand ein Gefühl brennender Scham. wenn ich an die Methode der 
Svzialiſtenbefämpferei, wie ſie in jenem katholiſchen Arbeiterverein 
Üblich war, zurückdachte. 
Von nun an blieb ich den Vorträgen im Arbeiterverein gänzlid) 
fern; ich konnte und wollte einer derartigen Beiehrung Über Politik 
nicht mehr beiwohnen. Um ſo eifriger aber ſtürZte ich mich auf das 
Studium ſozialiſtiſcher Literatur, Mein von jeher ſtet3 ſehr ausge- 
prägkes Gerechtigkeit8gefühl brieb mich umwillkürlicß und ohne daß es 
mir ſofort völlig bewußt war, zum SozialiSmus Die Vergeſellſchaft- 
lichung der Produktionsmittel erſchien mir als eumme fo gerechte Forde- 
rung, daß 1c< nicht verſtand, warum gerade dieſer Frage wegen die 
Sozialdemokratie von katholiſcher Seite ſo ſcharf angegriffen und. ſo 
böSartig verleumdet wurde, (Schtuß S. 174.) 
ſerer Denkfart? Sind wir vielleicht zu einer beſtimmten Denkweiſe 
gezwungen, oder können wir uns irgendwie aus dieſem Gefängni3 
perausſapingent Wie weit reicht unſer Denken, oder iſt alles un- 
icher? 
Die Naturwiſſenſchaft ſagte un3 bi8her, daß alle3 Geſchehen 
nach einem unerbittlichen Geſetz vor ſich geht, dem Kaujſalgeſet, dem 
Geoſez von Urſache und Wirkung. Danach erfüllte eine gewiſſe 
Materie die Welt, deren Geſamtuaſſe ſich weder vermehrt no>f ver- 
ringert, und nur ihre Erſcheinung8formen wechſeln. Alles iſt jomit 
vorausbeſtimmt, nachdem der erſte Anſtoß gegeben war, und für eine 
Ueberintelligenz berechenbar. 
Verläuft nun aber das Leben auf der Welt ebenſo? Das ge- 
ſchichtliche Werden ſcheint doch wejentlich ander8 zu ſein, als dort 
der Wechſel des Anorganiſchen, Toten. Der Wille einer Menyc<heit 
tritt hier auf, die gewiß nicht immer das Gefühl des Müſſen3 hat, 
ſondern ſich in Freiheit Ziele ſet. Oder täuſchen wir uns und 
maſſen aud) wir, unabänderlich, wie der geſchleuderte Stein zur 
Erde zurücfällt? Das3 heißt: Jſt der menſchliche Wille deter- 
miniert“) oder frei? -- Was iſt Wahrheit? Denkt an den Krieg, 
vergleicht das heutige Sein der Menſchen mit dem, was ſie darüber 
gedacht, aeſagt, geſchrieben haben und welches Bild jich die kommenden 
Generationen davon machen können. 
Dies ſind Fragen, die jeden denkenden Menjhen anſtoßen. So 
iſt es alle Zeit g2weſen. Bi8 zu welchen Tiefen bogrenden Grübelns3 
vor mehr al38 zwei Jahrtauſenden die Menjchheit gelangt iſt, zeigt 
uns die buddhiſtiſch? Lchre und die Philoſophie ihrer Zeit. Jmmer 
von neuem, mit immer neuen Mitteln, mit allem, was zu Gedote 
ſtand, ſtieg man in den Brunnen hinab, ihn auszuſc<öpfen und ſeinen 
Grund zu erforſchen. Heute verzichtet keine Wiſſenſchaft, bereichert 
durch unzählige Erfahrungen, ihrerſeit3 dieſe elementarite, die ſc<hi>- 
jalhafteſte Frage der Menſchheit zu ſtellen, die Frage nad) dem Weſen, 
dem Sinn, dem Wert des Bewußtſeins. Sie alle mühen jich um 
das Erkenntni3proölem. ' 
Zwei große Fragen hat di? Erk?nntnistheorie im allgemeinen 
zu beantworten verſucht. Einmal: Was iſt Erfonnen? Darauf 
antwortet der NRealiSmus: Crkennen und Wirklichkeit deen ſich; 
alle Dinge find das, wofür ſie erkannt werden uns ebenj9 bejichaffen. 
In der Erkenntnis beoſigen wir die Wirklichkeit. Dagegen behanptete 
der KhänomenaliSmus8*): Wir erkennen niemals die Welt, wie ſie 
wirklich iſt, ſondern nur, wie ſie uns erſcheint. Unſere? Erkenntnis iſt 
beoſhränft, an Zait und Naum gedvunden. Einor anders gearteten 
Erfenntni38 erſchiene auch oine andere Welt; aber hin wie her, wir 
Fommen nicht binter das Ganze. Bas die wahre Wirklickeit, das 
„Ding an ſich“ iſt, bleibt uns ewig unfaßbar. Der KritiziSmus nun 
prüft, ohne ſich zu binden, die Erkonntnisfunktionen und thre Be- 
deutung. 
Die zweite große Frage lautet: Wie kommt Erkennen überhaupt 
zuſtande? Wie kommen die Dinge, die Bilder in uns hinein und 
wie heraus? Sie zu beantworten übernahm eimmal der EmpiriZ- 
mu3***) mit der Behauptung: Alle Erkonntni38 ſtammt aus der 
Erfahrung; Erfahrung iſt, wenn nicht die einzige, jo doch die haupt» 
ſächlichſte Quelle. TDemgegenüber vertrat der RNationaliSmusT) 
die Anſchauung: Erfahrung aibt keine Gewißheit. E3 kann ſo ſein, 
es kann auc< mal anders ſein. Wirkliche Erkenntni8 iſt nur mög- 
lich mit Hilfe der Ratio, der Vernunft. Nur das kann al38 Sein 
gelten, was das Denken hervorbringt, erzeugt. - 
Natürlich ſind dieſe nur eben berührten Theorien wieder gega- 
belt und in verſchiedenſter Weiſe bearbeitet. Aber der junge Leſer 
wird den Schre>ken vor den ihm fremden Worten verlieren, wenn 
er auch nur eine leiſe Ahnung von ihrem Inhalt hat und ſelbſt 
weiter grübeln kann. -- Vag man zu den Fragen der Erkenntni3- 
theorie ſtehen wie man Will, ſie ſind unabwei8bar. Wer die leßte 
Sproſſe jener Leiter erklimmen will, die menſchlichem Denken zu- 
gänglich iſt und an der es weiterbaut, wird in der ECrkenntnistheorie 
ſeinen Weg ſuchen müſſen. Karl Schröder. 
Das Weltall iſt beſtändig im Vergehn, 
Um immer neu gleich wieder aufzuſtehn; 
Wandelnd zugleich und ruhend allezeit 
Wechſelt es jeden Augenblick ſein Kleid. 
Allzeit verjüngt die Welt ſich, nur wir ſehen 
Nicht in dem Dauernden ſie neu erſtehen; 
Gleich einem Bach fließt immer friſch das Leben 
Und dünkt ununterbrochen uns und eben, 
Zeigt ſich als Linie in dem raſchen. Fluge 
Gleich eines umgeſchwung'nen Funkens Zuge. 
Aus dem Jndifcheon. 
 
*) Lat.: begrenzt, beſtimmt (dur< Urſachen). 
- -**) Vom griech, phainomenon = das Erſcheinende, 
KXx%) Vom gricch, empeiria = Grfahrung. 
T) Vom lat, ratio = Vernunſt.
	        

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