Deutsche Lehrerinnenzeitung : Organ des Allgemeinen Deutschen Lehrerinnenvereins: Deutsche Lehrerinnenzeitung : Organ des Allgemeinen Deutschen Lehrerinnenvereins. - 45.1928

45. Jahrgang Nummer 34 <-“ unmmmwernnteeee„ee<e-eeza et & ieebmeÖinwiniinennewentieeniwin mg : rerinnenzeilung=<= Berlin 1, Dezember 1928 e Organ des Allgemeinen Deutſchen Fehrerinnenvereins m mmammmemmmmmmmmemmenmmmmmmmmmmmmmmemmmmementenmmmmmmmmmmmmammmeeeeeeeee nea Schriftleitung: Irma Stoß, Hamburg 37, Iſeftr. 36. Bezugspreis: vierteljährl. 1,50M.; für Mitglieder des A. D. 8. V. bei Bezug durch die Vereine vierteljährl.1,16 M. einzelne Nummern 25 Pf.= NVoſtſche>-Nr. des Berlage F-A. Herbig, G.m.b.H., Berlin, 514 70. -- Erſcheint am 1., 10. und 20, des Monats, Manuſkripte ohne ausreichendes Rü>porto werden nicht zurüc&geſandt, Anfragen ohne Rückporto ni Verlag: F. A. Herbig, G. m. b. H., Berlin W36, Anzeigen koſten: Die 1531 eſpaltene Millimeter-Zeile 25 Pf. Alleinige Anzeigen-Annahme: ho Gieſel, Berlin W57, Potsdamer Str. 75. Fipr. Lükow . Boftſch. Berlin 6018, Schluß der NEI 8 Lage vor Erſcheinen. eantwortet, =o Inhalt: Die Bildung der Frau im Sinn des Mittelalters. Von Dr. Cliſabeth Meyn. == Aus dem Reich und den Ländern. =- Wirtſchaft und Frau. Von Dr. Gertrud Bäumer. =- Frauenarbeit und öffentliche Berufserziehung. Von Lilly Peters. =- Sexualwiſſenſchaftliche Woche. Von Milly Jaeger. == Reichstagung für alkoholfreie Jugenderziehung. Von Wilhelmine Lohmann, == Engliſche Arbeitswoc<he, Von M. Köhler. =- Reichsverband Deutſcher Mittelſchullehrerinnen. == Zeitſchriftenſ<hau. == Bücherſchau. =- Mitteilungen, ==-=-===€u€===========-=-=-- Die Bildung der Frau im Sinn des Mittelalters. Von Dr. Eliſabeth Meyn. Es iſt vielleicht das größte Bildungserlebnis aller Zeiten die Annahme des Chriſtentums durch die Völker des Abend- lands. Denn dies wird nun mit größter Eindringlichkeit in den Mittelpunkt alles Lebens geſtellt, die Forderung, das eigene Selbſt nach den hier überlieferten Geboten Gottes und nach dem Vorbild Chriſti zu „bilden“. Dieſer bewußten Formung, die nicht nur einem bevorzugten Stand, nicht nur dem eigenen Volke, ſondern grundſäßlich allen Völkern und jedem Menſchen galt, diente alles Lernen, alles Wiſſen, alles Schaffen und Forſchen. So ſehr die kraftvolle Wildheit junger Völker dieſer Erziehungsarbeit widerſtrebte, ſo gering der Erfolg ſcheinen modte, grundſäßlic< wurde das Ziel nie aus den Augen verloren. Der Aneignung der Mittel =“ was heute no<h ſo vielfach unter Bildung ver- ſtanden wird =- wurde an ſich gar keine Bedeutung bei- gelegt. Nie und nirgends wurden etwa klaſſiſc<e Scrift- ſteller geleſen, um Latein zu lernen, ſondern es wurde Latein gelernt = irgendwie =- um dieſe Schriftſteller leſen zu können. Das iſt nun das Eigentümliche dieſer Zeit, daß mit der <hriſtlichen Lehre zugleich alle erreichbaren Überlieferungen der Antike, in die ſie eingebettet lag, gläubig übernommen und lebendig weitergegeben wurden. Denn alles ſproßt von Leben in dieſer drängenden Zeit, wild, kraus, unbändig, uns heut oft wunderlich erſcheinend. Geht man jedoch etwas tiefer hinein in dieſe Jrrgärten, ſo empfindet man das Wuchern dieſer Schößlinge, das Treiben dieſer bunten Ranken faſt beängſtigend ſtark und lebendig. „Media aetas', die Zwiſchenzeit, die dunkle, nußloſe, verderbliche, ſo nannte ehrlicher Humaniſtenhochmut dieſe kraftvolle Zeit ſeit dem Untergang der antiken Kultur bis zur eigenen Zeit der „Wiederbelebung“. Aber als die Humaniſten die Schriftrollen und Bücher aus den Biblio- „ Ee thefen holten und vom Staube der Jahrhunderte reinigten, als ſie die leuchtenden Bildwerke der griechiſchen und römiſchen Künſtler aus der Erde gruben, als ſie die ver- ſunkene Herrlichkeit der alten Welt aus dem wilden Wurzel- werk des Mittelalters zu befreien und ans Licht zu heben ſuchten =- da erſt ſtarben alle dieſe bunten, wilden Triebe, die noh aus dem alten Stamm ihr Leben geſogen hatten. Nun erſt war dieſe ſchöne wilde Welt ein Totenrei<; und ihre Shäße zu ſichten, zu ordnen, liebevoll zu bewahren und zu erklären war die Arbeit der Gelehrten. Aber da war ja auch die Einheit des Abendlandes ſc<on zerſprengt; einzelne Völker hatten ihr Leben begonnen, der einzelne Menſ< ſuchte es =- und das Bildungsziel wurde umſtritten. Das Mittelalter indes, ſo lang es währte, zog ſeine Kraft aus dieſer Einheit, in die es alles Erleben und Er- fahren einordnete, aus der ſc<öpferiſm<en Lebendigkeit und mythenbildenden Fähigkeit, mit der es alles Empfan- gene umbildete und ſich zu eigen machte. Da wurde Julius Caeſar ein Sagenheld, der ſich ſeltſame Abenteuer und die Verbindung mit einer Fee gefallen laſſen mußte, faſt nur noh ein -magiſHer Name, (wie F. Gundolf feinſinnig nachweiſt) =- ob aber weniger lebendig als ſpäter, da brave Buben und Mädgdlein ſeufzend ſeinen galliſchen Krieg überſezten? Da wurde aber au ein abſtruſes und wenig erfreulihes Machwerk wie die „Hochzeit der Philologie“ des Marcianus Capella ein ehrfür<tig gehüteter Schaß und ein ſhimmerndes Märchen -- ſtaunend ſtehen wir vor den klaren, einfac<h edeln Bildern, welche dieſe ſeltſame Poeſie vor den Augen unbekannter Künſtlerinnen erſcheinen ließ, die ihre Hände dann in den Quedlinburger Teppich webten. Denn dies Alles ward Leben! Au das von den huma- niſtiſc<en Streitern ſo köſtlich verſpottete Möncslatein iſt bis in ſeine lezten Auswüſe hinein eine lebendige Sprache. Es iſt naheliegend, „mit Bedauern darüber nachzuſinnen, was den Völkern des Abendlandes, was vor allem unſerm Volk dadurch verloren ging, daß es nicht gleich kraftvoll und lebendig ſeine eigene Sprache ausbilden konnte. Aber aud) das iſt nicht zu verkennen, daß von den erſten noh unbeholfenen Anfängen an au in den lateiniſ<h geſchriebe- nen Werken unſeres Volkes ſi< eine eigentümliche und auch ganz perſönlich gefärbte Sprache ausbildet, und ſicherlich manch wertvolle Kunde nur darum uns erhalten blieb, weil hier ein junges Volk ſhon ein Gefäß vorfand, in das es ſein eigenes Erlebnis gießen konnte. Wie im Laufe der Jahrhunderte dieſe Aneignung und Umformung ſich vollzog und wandelte, na; Inhalt und

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