Allgemeine deutsche Lehrerzeitung : pädagogische Zeitung ; Hauptblatt des Deutschen Lehrervereins: Allgemeine deutsche Lehrerzeitung : pädagogische Zeitung ; Hauptblatt des Deutschen Lehrervereins. - 57.1928, [2. Halbjahr]

Allgemeine Deutſche Cehrerzeifun Herausgegeben vom Deutſchen Sehrerverein GRE UEDE Verlag und Geſchäftsſtelle: Berlin W35, Potsdamer Straße 113, Haus 2. Fernruf: Kurfürſt 8150/8151 Verantwortlicher Schriftleiter: Len Raeppel, Berlin W335, Potsdamer Straße 115, Haus 2. Fernruf: Kurfürſt 8130/8131 57. Jahrgang Berlin, den 6. September 1928 Nummer 36 Inhalt: Rundfunk und Schule, ein Sehrgang des-Zentralinſtituts ſür Erziehung und Unterricht. =- 2 Zundfunk und Schule. =- Rund- “ funk-Sprachunterricht. <=, „Rund um-die Deutſche Welle.“ =- Der Rundfunk und die Jugendbühne. -- Die Scheu vor der Uni= verſität. = Rundſchau. = Wirtſchaftliche Fragen. == Deutſcher Lehrerverein, =- Verſchiedenes. =- Anzeigen. Nundfunk und Schule, ein Lehrgang des Zentralinſtituts für Erziehung und Unterricht. Yon F. Lampe, Berlin. „„„Sür die Tage vom 7. bis 9. September hat- das Zentral- inſtitut für. Erziehung und Unterricht Lehrerſchaft, Schul- leiter und Vertreter der Schulaufſicht nach Berlin zu einem Lehrgang „Rundfunk und Schule“ geladen. Schon vor vier Jahren hat es eine Veranſtaltung über das gleiche Thema ab- gehalten, und die „Ergebniſſe liegen in dem 1924' bei TJ. Belt m Langenſalza erſchienenen Buch „Rundfunk und“ Schule“ ge- druckt vor. Damals ſtand man im Anfang der Rundfunkbe- wegung. Erſt im Jahre zuvor war Sendung und Empfang für die Oeffentlichkeit freigegeben; die Rundfunkinduſtrie be- veitete | gerade ihre erſte Ausſtellung vor als Schau für Laien, Behörden und für ſich jelbſt, um zu zeigen, was an Sendern und Empfangegeräten eigentlich vorhanden ſoi, wie ſie arbeiten, ünd als Muſterung, wer ſich mit ihrer Her- ſtellung befaſſe. Dieſe Ausſtellung und der Lehrgang des Sentralinſtituts ſtanden ſich damals als geſonderte Unterneh- mungen, räumlich, zeitlich, ſachlich getrennt, gegenüber. Der Lehrgang war eine wviſſenſchaftliche und pädagogiſche Ange- legenheit und“ fand in der Univerſität ſtatt.= Was +ſind. die phyſikäliſchen Grundlagen für den Rundfunk, was müſſen Ceh- ver und was Schüler von ihnen iviſſen, was bedeutet Rundfunk- übertragung für die einzelnen Unterrichtsfächer und was für die“ Aus-= und Weiterbildung des Lehrers? das waren da- mals die Fragen,-die vom Lehrgang beantwortet werden ſollten. Dieſes Mal: kann man: nun ſchon auf eine Entwick- lung zurückblicken. Cehrer haben in großer Zahl des Rund- funks" ſich als eines autodidaktiſchen. Hilfsmittels für! die Dwecte ihrer eigenen Weiterbildung bedient, auch“ als eines Hilfsmittels bei ihrer Tätigkeit für Jugendpflege- und Volks- bildungsveranſtaltungen, und haben in nicht geringem Umfang ſchon 'den laufenden Unterricht durc<4 Rundfunkempfang für die Schüler zu beleben und zu ergänzen verſucht. Es liegen alſo Erfahrungen vor, Wünſche und" Bedenken machen ſich auf Grund eigener Tätigkeit geltend. Nicht zum mindeſten beſteht ferner ein Verlangen des Meinungsaustauſches und der Fühlungnahme zwiſchen denen, die ſchon mit dem Rund- funk :vortraut ſind, und anderen, die erſt anfangen, ſeiner ſich zu bedienen, und die hören möchten, was bisyer wohl ſchon geglückt oder auch mißlungen ſei bei den Verſuchen, mit dem neuartigen pädagogiſchen Hiifsmiltel Unterrichtserfolge zu er- zielen; * Beſonders . ſtark iſt das Bedürfnis nach Anregung und Belehrung für die Fragen der Rundfunkmethodik und Rundfunktechnik. , Demgemäß 'wendet diesmal der Rundfunk lehrgang ſich. beſonders den pädagogiſchen und methodiſchen Aufgaben zu, und er wird -hineingeſtellt mitten in die fünfte Ausſtöllung der deutſchen Funkinduſtrie, auf deren Gelände er ſtattfindet, weil eine durchdachte Pädagogik des Rundfunks erſt beginnen kann, ſich .auszuwirken, «wenn Sendung und Emp- fang techniſch einwandfrei ſind. Der Lehrer muß ſelber ſehen können, was die Technik jegt -leiſtet. ; Gleich der einleitende Vortrag wird den Gedanken unter- ſtreichen, daß Rundfunk keineswegs . lediglich eine beſondere | Art-der-Nebermittlung von irgendwelchen. Inhalten ſei, alſo bei- ſpielzweiſe auch von pädagogiſchen Darbietungen oder von Cern- ſtoffen und LCohrgütern für die einzelnen--Unterrichtsgebiete auf den verſchiedenen Schulen, vielleicht POUR VGE IE IDVS alsfür jenes, vielleicht wirkungsvoller oder wirkungsloſer als andere Arten und Hilfsmittel der Stoffmitteilung an die Schüler oder an die fortbildungsbedürftige Lehrerſchaft. ' Nein, der Rundfunk iſt an ſich eine pädagogiſche Angelegenheit, iſt ein Erzieher, der gewiſſe Leiſtungen von den Hörern verlangt, gewiſſe Fähigkeiten und Rräfte bei ihnen übt, kurz, der nicht bloß die materielle Bildung mehrt ſondern der gerade auf die funktionale - ſtarken Einfluß gewinnt, Einſeitig verlangt er reines Zuhören und geiſtige Stellungnahme zu den Hörinhalten ohne Unterſtüßung ' durch andere Sinnesreize, „ohne ſuggeſtive Beeinfluſſung durch Mitempfangende, ohne Möglichkeit der ſo- fort erfolgenden äußeren Reaktion der Hörenden. Darin liegen ſtarke Beſchränkungen; aber wie bei jeder Differenzierung auch die Forderung zur Entfaltung nachdrücklicherer Tätigkeit „des einen Sinnes und der Seele bei der Auswertung einſeitiger Sinnesreize. Ferner liegt darin eine neuartige Soziologie: Unſichtbare, ungekannte Hörgemeinden, Gemeinſchaften von Menſchen verſchiedenſter Yorbildung,“Berufs- und Geſinnungs- art, ſind geſchart um ein und dasſelbe Thema, das von zen- traler Stelle aus «für alle behandelt wird, und der Sendende iſt verpflichtet, ſeinen Inhalt 5,an alle“ zu ſchicken, für alle zu formen, über die Bildungs- und alle anderen Klüfte im Volk hinwöogzuſehen und an das ſich zu halten, was allgemein verſtändlich, . nachfühlbar, phantaſiebefrüchtend: ſein dürfte. Der Rundfunk 'an alle vermag wirtſchaftlich- den 'ein- zelnen Hörern ſolche Darbietungen zugänglich zu machen, an die jeder für. ſich allein nur unter Aufwand großer Mittel heran- käme, an muſikaliſche und vezitatoriſche. „Die Frage der künſtle- riſchen « Erziehung, insbeſondere der muſikaliſchen, erhält eine neue Beantwortungsmöglichkeit, wenn wirklich, wie die Richt- linien für den Muſikunterricht es wünſchen, Orcheſter-, Kam mer-, Chormuſik in geeigneter Auswahl auch Kleinſtadt- und Landſchulen zugänglich und verſtändlich gemacht werden ſollen: Doutſche "Muſik, äber auch Dichtung gelangt nicht nur als Druck- ſache, literariſch, ſondern in lebendiger Wirkung durch das meiſterhäft geſprochene Rundfunkwort an die Jugend heran. Deshalb wird ein zweiter Yortrag des Lehrgangs die Bedeu- tung des Rundfunks für die künſtleriſche Erziehung behandeln. Aber nicht bloß auf das kommt es an, was und wie ge- ſendet ' wird, ſondern das Ergebnis der 'Rundfunkbenußung wird auf das ſtärkſte durch die äußere Anordnung und die innerliche Auswertung des Empfanges beſtimmt. : Das Zen- tralinſtitut gibt ſoeben, - gewiſſermaßen als Auftakt für. den neuen“ Lehrgang ein kleines" Buch heraus „Der Rundfunk empfang“, das ein Ratgeber für Erzieher, ſowohl Lehrer wie Eltern, ſein möchte, damit die Verufs- wie die natürlichen Er- zieher mit Bewußtheit an' die noch nicht ſcharf genug erkannte Aufgabe herantreten, die Jugend zum richtigen Hören anzu- halten. "Das Buch erſcheint im Verlage von J. Belz, Langen- jalza, - bei - dem das - Zentralinſtitut auch das Halbmonats- blatt“ „Der Schulfunk“- heransgibt. Der und der in der Klaſſe tätige Cehrer müſſen bei: Schulfunfemp- fang. Hand, in Hand arbeiten. Beginn der Sendung Beſcheid wiſſen, um welche Inhalte es ſich handeln wird, damit or "die Niöglichkeit hat,- gegebenenfalls die "Schüler auf. den- Cehrſtoff» vorzubereiten, und damit-er-ſich- - rechtzeitig darüber klar wird, nach welcher Richtung hin das zu erwartende Cehrgut für die Welt gerade ſeiner Schüler in ſendende Pädagoge Der. Unterrichtende: muß»vor c „-

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