Erſter Stoß. Der erſte Stoß, den die Volksſchule erlitt,
war die Abſchaffung der verhaßten Buchſtabir-Methode und
die Einführung der Laut: Methode. Damit wurde der Volks-
ſchule ihr eigentlicher feſter Boden genommen. Zweiter
Stoß. Der zweite Stoß iſt die Einführung der Screib-
leſe: Methode. Dadurch, daß man dieſe beiden Lehrgegen-
ſtände unnatürlich (2) mit einander verband, häufte
man unnöthiger Weiſe die Schwierigkeiten (?) und erzielte
einen geringern Erfolg des Unterrichts (wahrſcheinlich der
„praktiſche“ Lehrer), Dritter Stoß, Den dritten Stoß
erhielt ſie dureh den unklaren Sprachunterricht. Man
- begann den Sprachunterricht mit dem Sake, und erfaßte
auf dieſe Weiſe mit einem Griffe die Sprache bei ihren
innerſten Lebensfäden, zu deren genügender Betrachtung
die Schüler noh nicht die gehörigen Vorkenntniſſe beſiben.
Ja, da man endlich den Grundſaß aufſtellte, (wer ſind
nur dieſe unpraktiſc<en Leute geweſen? ---) der Sprach-
unterricht müſſe an das Leſebuch geknüpft werden, ſo wurde
nicht einmal mehr die Leſefertigkeit erworben, welche
"der alten Schule Hauptprodukt war. -- So liegt die Volks:
ſchule in ihrem Ruin da. --
Die deutſchen Lehrer möchten wohl dem zweiten Colum-
bus dankbar ſein, wenn der gute Mann nur nicht unter
das Geſcheide ſo viel Dummes gemiſcht hätte. Nebenbei
empfehlen. wir den Herren Otto in Mühlhauſen, L. Kellner
in Marienwerder und Anderen die Beachtung des betref-
fenden Aufſabes. Nm
Thüringen. Von Joh. Stangenberger, Or-
ganiſt zu Schaltau in Meiningen und IJ. Jakob, Kan-
tor zu Conradsdorf in Schleſien, wird ein kirchlich-muſi-
kaliſches Werk bearbeitet: „Der evangeliſche Kir-
hHengeſang Thüringens: Liturgie, Chor und Ge-
meindegeſang.“ Das Werk ſoll ſic) verbreiten über 1)
die Liturgie, alſo über den Altar- und eigentlichen Chor-
geſang ; 2) den Gemeindegeſang, jedoch zunächſt nur
in beſchränkter Berückſichtigung und anbahnender Weiſe;z
und 3) die Kir<enmuſik. In dieſer dreifa<en Be-
ziehung ſoll es enthalten a) das no< Beſtehende, ſofern
es werthvoll iſt, b) das unterm Schutte wieder hervorge:
zogene gute Alte, €) verbeſſertes Altes und Beſtehendes,
und d) gutes Neues. In einem vor uns liegenden Pro-
gramme werden nun die Geiſtlichen und Lehrer Thüringens
um freundliche Beantwortung einer Anzahl geſtellter Fra-
gen dringend gebeten. Jedenfalls verdient das Unterneh-
men der Herren Stangenberger und Jakob die allſeitige Un-
terſtüßung, auf welche ſie bei ihrer ſchwierigen Arbeit rechnen.
Hannover, Unſere Stadt wendet, nach einer An-
gabe der „Volksſchule“, verdientermaßen erhebliche Fonds
auf das hieſige Schulweſen. Das Lyceum zählt 194
Schüler und bedarf troß ſeiner eigenen Fonds einen Zu-
ſchuß von 2350 Thlr., die höhere Bürgerſchule hat 346
Schüler und Zuſchuß von 2800 Thlr, , die Bürgerſchule
hat 674 Schüler und Schülerinnen mit 1550 Thlr, Zu-
ſchuß; die Töchterſchule bi8her 337 Schülerinnen und 1080
- Thlr. Bethilfe, die ſich ohne Zweifel ſteigern wird, da eine
erſte Klaſſe hergerichtet werden ſoll 3; die Mittelſchule koſtet
1050 Thlr. mit 141 Schülern, die „Freiſchule 2750 Thlr.
Redakteur: A. Berthelt.
Verlag von
-Dresden.
Iulius Klinkhardt in Leipzig.
88
mit“ 382 Schülern und Schülerinnen; die Neuſtädter
Knaben: und Mädchenſchule bedarf bei 201 Schülern
1825 Thlr. und die Realſchule für die Handwerker 1250
Thlr. für 362 Schüler. Daneben iſt das Bau- und
Werthkapital für die verſchiedenen Schulen nicht in
Anſchlag gebra<t. Die obige Summe beläuft ſich alſo
auf 14660 Thlr., womit aber ſicherlich no< nicht das
Ende erreicht iſt. Die Stadt Hannover hat 40,000 Ein-
wohner. Wie ſteht's mit dem Aufwande für's Schul-
weſen in anderen Städten Deutſchlands, die eben ſo viel
und no< mehr Einwohner haben ?
Anzeigen.
In meinem Verlage iſt ſo eben in neuer Bearbeitung er-
ſchienen und kann durch jede Buchhandlung bezogen werden:
Dr. Karl Ferd. Becker's Schulgrammatik der deut-
ſchen Sprache, herausgegeben von Theodor Beer.
Siebente Ausgabe. 30 Bogen. gr. 8.
Ladenpreis Rthlr. 1 oder fl. 1. 48 kr. rhein.
--“ -=“ -- Leitfaden für den erſten Unterricht in der
deutſchen Sprachlehre, herausSgegeben von Theodor
Be&er. Sechſte Ausgabe. 10 Bogen. gr. 8.
Ladenpreis t0 Sgr. oder 36 kr. rhein.
Frankfurt a. M., im April 1852.
G. F. Kettembeil.
Im Verlage von Julius UU in Leipzig er-
ſchien ſo eben:
Carl P
Bibliſcher Dichtergarten.
Sammlung
von Gedichten Über bibliſche Geſchichten des Alten und
Neuen Teſtamentes für Kinder von 8--11 Jahren.
gr. 8. eleg. broſ<m. 73 Nar.
Schreibunterricht.
n der Steindruckerei von 4.
Univtiitäiſtrake Nr. 2, En H. Fritſche im Celpäige
Neue method. Elementar- Schreibschule etc.
nebst ein. kurz. Anweis. Zz. zweckm. Gebrauche
ders. v. R. F. W. Meissner, Lehr. a. Taubst.-
Inst. Iste Abth. Currentschr. in 5 Heften a 1 Ngr.
5 Pf., 25 Hefte für 1 Thlr, Der Text ungebunden
a Ries 4 Shir. 24 Nar., a & Ries 1 Thlr. 6 Nar.
Beſtellungen müſſen portofrei erbeten werden.
Heft 1 und IU. dieſer Screibſchule enthalten die
kleinen und großen Buchſtaben, Heft TX]. und IV. kleine
und große Wörter und Heft V. einzeilige Säße. Site
eignet ſich bei ihrer beiſpielloſen Billigkeit ganz vorzüglich
für Schulen, und empfiehlt ſich zur Grundlage einer guten
Handſchrift ebenſowohl durc< ihren ſtreng methodiſchen
Stufengang, als durch ihre von allem überflüſſigen Bei-
werke freie, hö<ſt einfa<e Schrift, Auch Erwachſenen,
welche früher Verſäumtes nachholen und ſich durch eignen
Fleiß in kurzer Zeit eine rege!mäßige, deutliche und ge-
fällige Handſchrift erwerben wollen, wird in derſelben das
zweckmäßigſte und wohlfeilſte Hülfsmittel dargeboten.
Druck von GCG. Heinricc.