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der einzelnen Sprache zu vertilgen und ohne Hinten:
lernen theoretiſcher Sprachregeln zu peinigen, auf
praktiſchem Wege ſie die Geſeße der Sprache befolgen
und erſt aus gründlich verſtandenen Beiſpielen zu
erkennen lehre. Wir hoffen, daß die Bücher einer
beſſeren Lehrmethode in den öſterreichiſchen Volks-
ſchulen die Bahn brechen werden.
Was den Lehrſtoff ſelbſt betrifft, ſollen dieſe
Bücher nicht Originalwerke werden, ſondern vorzüg-
lich nach einem und dem nämlichen ſittlich-religiöſen
und zugleich patriotiſchen Geiſte bearbeitete Samm:-
lung des Beſten, was die Deutſchen für Kinder
dieſes Alters Brauchbares geſchrieben haben. Da-
her begegnet der Leſer ſo oft wohlbekannten klaſſiſchen
Fragmenten , die dem Kindesalter angepaßt ſind,
und nur Weniges findet er, was nicht an anderen
Orten ſchon gedrust ſteht.
nicht, Gutes zu finden, ſondern unter dem vielen
Guten das Beſte auszuwählen.
auch manche Mutter die frommen Sprüche leſen, die
ihr Kind ſchon längſt aus ihrem eigenen Munde
weiß und die ſeit Jahrhunderten tratizionell ſich fort-
erbten, bis es ihnen gelang, die gewechſelten Phraſen
aus den ſogenannten Kinderbüchern zu verdrängen.
Gern ſehen wir darin den ſchönen Brief Herder's
an ſeine Kinder (S. 45), die herrliche Legende vom
heiligen Martin (S. 89) und das hinreißende Sciller-
ſche: „An's Vaterland, an's- theure ſchließ dich anz
aus halte feſt mit deinem. ganzen Herzen!''=- Kurz
iſt, was über Kaiſer und Obrigkeit darin ſteht, aber
gut und kräftig; deſto öfter kehren die Beiſpiele auf:
opfernder Treue und edler Fürſtentugend wieder. =
Die Slaven finden darin ihren heiligen Methud,
die Ungarn ihren heiligen Stephan, die Deutſchen
ihren heiligen Leopold , die Oeſterreicher Alle ihren
Kaiſer Franz, ihren Kaiſer Joſeph und deren Ahn:-
herren Max und Rudolph.
Wie ſorgfältig auch die beiden Werke in Form
und Inhalt zuſammengeſtelt und erwogen worden
ſind, können ſie dom; unmöglich weder in der einen,
noch in der anderen Beziehung für das ganze Reich
paſſen. :=- Das Miniſterium iſt auch weit entfernt,
das zu glauben, und darnach zu handeln. Es wolte
und mußte nur einmal ein Muſter von einer ſo viel
als möglich weiten Giltigkeit aufſtellen, wonach jekt
für beſondere Verhältniſſe beſondere Bücher, in dem
Die Schwierigkeit war
Mit Freuden wird
| poſitive religioſe Ueberzeugung, und dadurch für das
Nennen arl
j
gleichen Geiſte und in der gleichen Richtung, verfaßt |
und mit Genehmigung der weltlichen und geiſtlichen
Behörden an den gehörigen Orten eingeführt werden
können. Vor allem iſt in dieſer Beziehung auf die
neun Sprachen des Reiches hinzuweiſen, deren jede
ihren eigenen Genius, ihre eigenen klaſſiſchen Muſter,
ihre volkfsthümlichen Schäßze hat, wel<e Alle das
Miniſterium als unverleßlih anerkannt und unan:
getaſtet laſſen will. Entgegen alſo dem alten Ge- |
brauche, den deutſm<en Text wörtlich in die anderen
Sprachen Überſeßen zu laſſen, trägt es nun Sorge,
daß ausgezeichnete Pädagogen der nicht deutſchen
- Nationalitäten bei Verfaſſung der neuen Fibeln und
Leſebücher ſic der Methode und Grundſätze der Stoff-
wahl zur Richtſchnur nehmen, und aus dem deutſchen
Originale ni<t mehr aufnehmen, als ohne den Geiſt
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anſezung der Schäße ihrer Literatur aufgenommen
werden kann.
Eine weitere Rüäſicht verdient der Unterſchied
zwiſchen Land und Stadt, der Unterſchied in Sitten
und in der Bildung der verſchiedenen, wenn auch
in der Schriftſprache geeinten Stämme, welche die
einzelnen Kronländer bewohnen, und das Bedürf-
niß vieler armen Gemeinden, hö<ſt wohlfeile, daher
nothwendig im Umfange ſehr beſchränkte Schulbücher
zu haben. Die Erfahrung wird binnen kurzer Zeit
dem Miniſterium die Mittel an die Hand geben, dieſe
verſchiedenen Bedürfniſſe gründlim zu beurtheilen,
und darnach weitere Entſchließungen zu faſſen.
Ferner hat das Miniſterium die Bücher nißt
blos in einem religiöſen, ſondern auch in einem kirh-
lichen Geiſte verfaſſen laſſen, um ſo ſchon in den
Elementarſchulen dem IndifferentisSmus, der für jede
wahre GlüE der Nation ein Gift iſt, entgegenzuwir-
ken. Zunachſt iſt für die katholiſmen Volksſchulen
geſorgt worden. Wir ſind Überzeugt, daß das Mi-
niſterffim eben „ſo für das Bedürfniß der Schulen
anderer Konfeſſionen ſorgen werde, wie es für die
katholiſchen Schulen ſorgte. -
voti ſorg Aus Böhmen.
Bücherſ<au,.
Muſikaliſches.
1) Der Pianiſt oder die Kunſt des Klavierſpieles in
ihrem Geſammtumfange theoretiſc<h - praktiſch dargeſtellt.
Ein Lehr: und Handbuch für Alle, welche Klavier ſpielen
und dieſe Kunſt lehren oder lernen, jedoc<h mit beſon-
derer Rüſicht „auf Dilettanten, von Guſtav S <hilling.
Oſterode, Verlag von A. Sorge.
2) Lehrbuch der muſikaliſchen Kompoſition.
Nach pädagogiſchen Grundſätzen bearbeitet von Chriſtian
Heinrih Hohmann, Seminarlehrer zu Schwabach.
1. Theil, Harmonie- und Generalbaß- Lehre. Zweite
umgearbeitete und vermehrte Auflage. Altdorf, Tobias
Heſſel. 1 Thlr. 22 Sgr. = 3 fl.
3) Urania. Eine muſikaliſche Zeitſchrift zur Belehrung
und Unterhaltung für Deutſchlands Organiſtez, und
Volksſchullehrer 2c. =- Erfurt und Leipzig, G. W. Kör-
ner. 8. Jahrgang. Preis 4 Thlr.
Einſtimmige Lieder für die Schüler der Unter-
und Vorbereitungsklaſſen , ſowie der Kleinkinderbewahr-
anſtalten. Komponirt und geſammelt von einem prakti-
ſchen Schulmanne und Vorſänger an einer Hauptkirche.
11. Heft, zweiſtimmige Lieder für Schüler der Mittel-
klaſſen. 1I1. Heft, dreiſtimmige Lieder für die Schüler
der Oberklaſſen. Nürnberg, Verlag von I. L. Lob-
be>. 3 Hefte 54 Nar.
5) Siona. Eine Sammlung von leicht ausführbaren
Motetten , Hymnen, Kantaten und anderen geiſtlichen
Geſängen zu allen Feſten für Männer<öre. Herausge-
geben unter Mitwirkung namhafter Komponiſten von
F. G. Klauer, Organiſt und Muſiklehrer in Eisleben,.
INT. Heft. Preis 72 Sgr. Eigsleben, F. Kuhnt.
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