Full text: Quartalschrift für praktisches Schulwesen - 6.1842 (6)

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Die Wunderzählungen ſind recht geeignet, das Gefühl 
der Abhängigkeit, der Anbetung, der Bewunderung und des 
Vertrauens zu erwecken. Nur der Vorwitz menſchlicher Weis- 
heit grübelt tiefer nac) und von Eitelkeit getrieben, will 
er entdecken, was Andern verborgen iſt, ohne doch dem 
Geheimniß den Schleier abziehen zu können. Kindern iſt 
auf der Erde und am Himmel no< Alles wunderbar und 
es iſt dieſes das Glück ihres Lebens, denn ſo ſie vom Baume 
des Wiſſens einmal eſſen, geht ſo Vieles von ihrer Glücktelig- 
keit verloren. Sie finden an den Wundern micht nur nichts 
Anſtößiges, ſondern es verletzt ſogar ihr Gemüth, wenn eine 
Begebenheit, worin ſie allein Gottes erhabene Allmacht ge- 
prieſen , des Wunderbaren entkleidet wird. Cs entſteht ein 
geheimes Entſezen und das Herz fühlt, daß es Schaden ge- 
litten , wenn das Erhabene in die irdiſche und menſchliche Ges 
meinheit herabgeſeßt iſt, 
Was nun die wundervollen Begebenheiten des alten Bun- 
des betrifft, ſo erzähle man ſie, wie ſie daſtehen, in ihrer ge- 
haltvollen Einfachheit, Gott erſcheine nur überall als der- 
jenige , von dem Alles ausgeht, der vie handelnden Perſonen 
als die begnadigten Werkzeuge ſeiner Abſichten gebraucht, Wie 
können die großen Wunder ſeiner Liebe, womit er ſeinen Sohn 
zu unſrer Erlöſung und ſeinen Geiſt zu unſrer Heiligung ge- 
ſandt hat und ſein Werk bis an das Snde der Zeiten ſfort- 
führt, geglaubt werden, wenn er nicht wunderbar im Kleinen 
und Einzelnen und doch wieder thätig nur zum Heile ver Men- 
ſchen erſcheint ? Der leßte Grund, warum und wie es Gott 
ſo thun oder durch ſeine Geſandten bewirken konnte, ſey der: 
weil er Schöpfer, Herr, allmächtig und weiſe iſt und weil die 
ſo tief geſunkenen Menſchen ohne Zeichen weder auf ihn, noch 
auf ſeine Geſandten geſehen und gehört hätten, 
Die Wunderthaten des Erlöſers ſind Beglaubigungen ſei- 
ner Gottheit und Zeichen ſeiner helfenden, erfreuenden und 
ſegnenden Güte. Sie ſind geſchehen , damit wir glauben, daß 
Jeſus Chriſtus der Sohn Gottes ſey und glaubend das Leben 
in ſeinem Namen haben, Wie herrlich ieuchtet ſeine Würde 
und ſeine Liebe daraus hervor. Vian erzähle ſie mit der feſten 
Zuverſicht, daß ſie das Herz der Kinder ſtets tief ergreifen; 
man erzähle ſie einfach und faßlich , wie ſie daſtehen und in
	        
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