Full text: Quartalschrift für praktisches Schulwesen - 6.1842 (6)

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im Punkte des Religionsunierrichtes weit gewiſſenhafteren und 
ſorgfältigeren Lehrer, ſich ihren Katehismus mit weißem Pa- 
vier durchſchießen zu laſſen, war in dieſer Hinſicht gewiß ſehr 
zweckmäßig, und möchte jedem jüngern zu empfehlen ſein, nicht 
um ſich vollſtändige Katecheſen aufzuſchreiben =- ein nußloſes 
Geſchäft =“ ſondern um ſich aus dem, was er über dieſelbe 
Materie Gutes liest oder hört, hieher einen reichen Schaß 
von ſchönen und zwe>mäßigen Bemerkungen zujammen zu tra- 
gen, und ſie als Fingerzeige an Ort und Stelle zu benußen, 
Auf dieſe Art vorbereitet, und im Uebrigen jc<hon im Allge- 
meinen in der Unterrichtskunſt geübt, mag er dann auch hier 
wieder mit einem frommen Sinne ans Werk gehen, und auf 
den Segen deſſen rechnen, in deſſen Namen und zu deſſen Chre 
er arbeitet. Wir brauchen «cin Weiteres nicht mehr beizufügen, 
und ſchicken uns an, den Gegenſtand zu verlaſſen. Nur das 
bemerken wir noch, daß der Lehrer auch an der Chriſtenlehre 
in der Kirche Theil zu nehmen hat. Wo Ordnung und Auf- 
ſicht gehandhabt wird, da darf ohne dringende Nothwendigkeit 
kein Chriſtenlehrpflichtling ausbleiben. Der Lehrer führt die 
Liſte, und ſieht genau nach, wer fehle, um ſogleich dem Säu- 
migen eine Erinnerung zugehen zu laſſen. Hat der Lehrer die 
Aufzeichnungen gemacht, ſo beaufſichtigt er namentlich die klei- 
nere Jugend. Mir hat es immer woblgefallen, wenn der Leh- 
rer ſich ſodann in einen Stuhl begab, und Sorge trug, daß 
die Katecheſe mit Ruhe und Aufmerkſamkeit angehört wurde. 
Nicht abzuwarten und ſich aus der Kir<e zu entfernen, ehe 
der Unterricht zu Ende iſt, kann man mehr als unſchicklich 
neunen. Ein ſolches Benehmen zeugt geradezu von Geringe- 
ſhäßzung des Religionsunterrichtes , und iſt ein verderbliches 
Beiſpiel theils für jene, die nicht mehr Chriſtenlehrpflichtige 
find, theils für die Katechumenen ſelbſt, die einmal befreit, 
ſich auch nicht mehr einfinden werden, Kann es denn für dert 
Lehrer wie für jeden Chriſten am Sonntage ein wichtigeres 
Geſchäft geben, als es der Gottesdienſi iſt3 kannt es eine grö- 
ßere Freude geben, als der Erkenntniß des göttlichen Wortes 
obzuliegen. Die Katecheſe iſt eine Verkündigung des Wortes 
Gottes ganz eigener Art, und ſo gut als die Predigt, ja für 
Manche iſt die fortlaufende Crklärung der Chriſtenthumswahr- 
heiten belehrender und nüßlicher, als die ſogenannten ſyethe-
	        
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