Full text: Quartalschrift für praktisches Schulwesen - 6.1842 (6)

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Wenn au< zu dieſem hohen Zwecke Geiſtliche und Lehrer 
kräftig =zuſammenwirken z wenn es wahr iſt, daß unſer Schul- 
weſen zu einer erfreulichen Blüthe herangediehen iſtz wenn die 
mangelhaften Schulen ernſtlich verbeſſert werden, und den 
ſchlehten fräftig entgegengeſteuert wird: ſo hört man doch 
nicht ſelten die gerechten Klagen, daß die Kinder, obwohl ihnen 
viel, ja ſchr viel gelehrt werde, denno<h wenig gründlich wiſ- 
ſen und können; daß das in der Schule Crlernte, das, was 
die Kinder mit in's Leben hinüber nehmen , gegen die Maſſe 
der verſchiedenartigſten Stoffe, die während der Jahre des 
Schulbeſuches den Schülern vorgeführt wurden, im greiſſten 
Gegenſaße ſtehe, 
Die Haupturſache dieſes Mißſtandes möchte ich einzig nur 
im Mangel an Uebung finden, und ich halte vaher an den 
Grundſaß: „In unſern Schulen finde weniger Unter- 
richt, aber mehr Uebung ſtatt!“ d. h. es werde in un- 
ſern Schulen nicht Vielerlei gelehrt, ſondern nur das Noth- 
wendige; dieſes aber gründlich und ſo, daß es den Geiſt des 
Kindes durchdringe und belebe, daß es nicht eitler Gedächtniß- 
kram ſei, ſondern für's Leben vaure, und troße dem Zahtite 
der Zeit. 
Wenn man nun zuerſt die Menge und die Mannig- 
faltigkeit der Lehrgegenſtände betrachtet, die in den mei- 
ſten deutſchen Schulen zur Schau getragen werden, jo muß 
man ſich nur wundern, wie man ſie den Kindern nur vem Be- 
griffe nach in einer oft nur ganz kurzen Schulzeit und ſelbſt 
in den mittlern Klaſſen habe beibringen können. Dergleichen 
abgehandelte, aber gewiß nicht eingeübte, mittelſt der nöthigen 
Uebung erlernte Schulgegenſtände ſind folgende: Religionslehre 
(unrichtig Religion), bibliſche Geſchichte, Denk- und Ziſferrech- 
nen, deutſche Sprachlehre , Leſen, Schönſchreiben in deutſcher 
und lateiniſcher Schrift, Rechtſchreiben, Sprech- und Sprac- 
übungen, Auffäßlehre, allgemeine, deutſche und vaterländiſche 
Geſchichte , allgemeine und ſpecielle Geographie, Globuslehre, 
Naturgeſchichte, Kenntniß des menſchlichen Körpers und Ge- 
ſundheitslehre, Obſtbaum- und Bienenzucht, Naturlehre, Ver- 
ſtandesübungen , Vortrags- und Gedächtnißübungen, Zeichnen 
und Singen (in manchen Schulen ſogar nach Noten oder Ziſ- 
fern) u. ſ. w. Wer ſtaunt nicht über den großen Umfang der 
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