Full text: Quartalschrift für praktisches Schulwesen - 6.1842 (6)

 
315 
 
Lehrgegenſtände , die ſich Kinder von zehn bis zwölf Jahren 
laut: öffentlichen Berichten eigen gemacht haben!" Das Ganze 
will aber wohl nicht mehr ſagen, als: So Viel und jo Vie- 
lexrlei wurde in der Schule gelehrt, aber von den Schülern 
nicht gelernt, weil ohne Uebung gelehrt wurde. 
Bei der Maſſe der unſern deutſchen Schulen aufgebür»- 
deten Lehrgegenſtände kann unmöglich ein feſter Grund gelegt 
werden, wenn ſie ohne Rückſicht auf die nächſten Bedürfniſſe 
und auf die Faſſungskräfte der Schüler, und ohne ihre ſpe- 
cielle Beziehung auf den allgemeinen Schulzwe& den Kindern 
wie den Candidaten der Philoſophie vorgetragen werden. Deß- 
halb ſtürzt das Luftgebäude auch bald nach überſtandener Shul- 
prüfung, wie zu erwarten war, wieder zuſammen z denn feſter 
Grund iſt zur Dauer des Gelernten unumgänglich nothwendig. 
Nur wenn die Bildung allmählig geſchieht, iſt ſie gründlich, 
bleibend, für's Leben nachhaltig. Wie der ausgeſtreute Same 
Zeit haben muß, in der Erde Wurzeln zu faſſen, eben ſo muß 
der Schüler das, was er lernt, gehörig verarbeiten können, 
wenn ſein Geiſt genährt und geſtärkt werden ſol. Dagegen 
trägt eine geiſtige Ueberfütterung nicht zur Bildung des jun- 
gen Menſchen bei, ſondern ſie ſhwächt und zerſtört ſeine gei- 
ſtigen Kräfte. Es verhält ſich damit beiläufig eben ſo, wie 
mit der Ueberfüllung des Magens, und zwar mit unverdau- 
lichen Speifen z dieſe nähren den Menſchen nicht, ſondern 
ſchwächen den- Magen und machen ihn zur Verdauung ſelbſt 
leichtverdaulicher und geſunder Speiten unfähig. 
Bei der Maſſe von Lehrgegenſtänden wird der eigentliche 
Zwe der deutſchen Schulen nothwendig gänzlich verkannt; 
denn bei dem aufzuſpeichernven Vorrathe der fremdartkigſten 
Dinge werden die unumgänglich nothwendigen Uebungen in 
den Hauptgegenſtänden von ſelbſt unmöglich. Erwägt man 
ruhig und unbefangen die kurze Zeit, die verſchiedenen Faſ- 
ſungsfräfte der Kinder, die zur gar zu oft überfüllten Schul- 
zimmer, die nicht ſelten kärgliche Beſoldung der Lehrer, jo 
dürften die an die Stadt- und Laudſchulen gleichmäßig geſtell- 
ten Forderungen fchon von vorn herein übertrieben und un- 
billig erſcheinen. Gewiß äußerſt ſelten wird eine Schule in 
ven ſämmtlichen Lehvgegenftänden jenen Forderungen entſpres 
hen können. Hört man aber der einen Schule ng<hrühmen,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.