Full text: Quartalschrift für praktisches Schulwesen - 6.1842 (6)

414 
 
2, 
Iſt es bei der Erziehung der Kinder nicht befon- 
ders unöthig, die Gränzlinie zwiſchen Eigen- 
ſinn und Feſtigfeit des Willens genau zu 
berückſichtigen? warum und wie? 
An einem ſtarken und feſten Willen iſt Alles gelegen: ein 
ſtarker und feſter Wille muß daher auch hauptſächlich das Ziel 
ſeyn , auf welches der Erzieher aus allen Kräften hinzuſtre- 
ben hat, wenn er überhaupt den Zwe> aller Erziehung im 
Auge behalten wil. Was ſuchen wir mit allem Erziehen und 
Bilden ? Das Kind durch unſere Leitung bis auf den Punkt 
zu führen, wo es auf eigenen Füßen ſtehen, ein ſelbſtſtändi- 
ges Leben führen, ſittlich gute Zwecke ſich ſelber ſeen und er- 
ſtreben kann. Wie mag aber dieß anders geſchehen, als da- 
durch, daß wir nah und nach, das wie Wachs weiche We- 
ſen des Kindes zu gediegener Geſtalt und feſter Form heran- 
führen, daß es nicht mehr allen möglichen Cindrü>en und 
Einflüſſen von außen zu weichen und nachzugeben verdammt 
iſt, vielmehr in die vorhandene Ordnung der Dinge, nad) 
Zweck und Plan ſelbſtthätig emzugreifen in Stand geſeßt wird, 
Wir ſehen ferner darin das Endziel aller Erziehung, daß .der 
Zögling das Gute nach allen Richtungen hin zu verwirklichen 
ſuche, je in der ihm als Beruf angewieſenen Sphäre. Wenn 
nun aber dem Guten ohne Aufhören feindliche Mächte hem- 
mend entgegentreten; wenn das wahrhaft Große und Schöne, 
welches mit dem Guten Eins iſt, nur mit Mühe und Kampf 
durchgeſe8t zu werden vermag; wenn aud im Einzelnen die 
Realiſirung eines jeden löblichen Planes Concentration der 
Kräfte und ein wenigſtens momentanes Vergeſſen aller unter- 
geordneten ſinnlichen und egoiſtiſchen Intereſſen gebieteriſch 
verlangt: wer möchte dann läugnen, daß eine Hauptaufgabe 
des Erziehers die Kräftigung und Feſtigung des Willens in 
ſeinem Zöglinge ſey? Ja, panzern muß er ihn mit einem 
Willen von Stahl, um gegen alle Feinde das Feld zu behaup- 
ten; ihn gefaßt machen auf alle Schwierigkeiten , die ſich ihm 
bei der Durchführung des Rechten und Guten in zahlloſer 
Menge entgegenſtellen werden 3 ihn abhärten gegen die Unan- 
nehmlichkeiten, die mit einem ſittlich reinen Wandel unzer-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.