Full text: Quartalschrift für praktisches Schulwesen - 6.1842 (6)

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gegeben. Er muß das Muſter jüngerer Lehrer und gleichſam 
der Gemeinde werden, In ihm konzentriren ſich alle Funk- 
tionen, von ihm erwartet man Vorzügliches. Er darf nicht 
erſt in wankenden Verſuchen auftreten; ſeine Worte müſſen 
Wahrheit, ſein Leben muß Wichtigkeit bieten. Er kann Nichts 
Andern, Nichts den Nachfommen, Nichts dem Zufalle über- 
laſſen, was ihm zur Pflicht gemacht ward! von ihm müſſen 
alle Strahlen des Erziehens ausgehen; an ſeine Perſon ap- 
pelliren Alle, Eine ſchöne , aber nicht minder verantwortliche 
Stelle. An ihm wird nicht blos der Vater der Kinder, auch 
der Gatte und Hausherr von Yuszeichnung geſucht und be- 
urtheilt. Seine Beurtheilungen dauern fort, ſie begleiten ihn 
auch in die neuen Poſten, ja ſie erheben ſich bei ſolcher Ge- 
legenheit mt neuer Stärke und neuer Schärfe; und nur Ein- 
mal den Gredit verloren, ſo iſt er's -vielleicht für das ganze 
Leben, Welche Ueberlegungen dieſer Stellungen ſind daher 
nothwendig. | | | 
Der Lehrer muß den Frieden lieben! Den Frieden 
muß er bringen und verwahren, nicht wie ihn gewöhnlich die 
Welt gibt und verlangt, ſondern wie ihn Gott gibt und ver- 
langt =- den Frieden in und für Tugend und Ewigkeit. Der 
Friede muß mit zwei Parteien geſchloſſen werden, deren eine 
freundlich, eine nicht immer freundlich ihm entgegen kommt: 
Mit Geiſtlichkeit und Eltern. Wehe Dem, der eine oder beide 
Parteien verliert! Ohne dieſen dreieinigen Frieden iſt für 
ihn und ſein Wirken kein Heil, Gibt ihm die eine Partei 
Schuß, Anſehen und Ruhe, ſo verleibt ihm die andere Troſt 
und Zufriedenheit mit dem Berufe, Mit der Geiſtlichkeit kommt 
er als Kirchendiener, mit der Gemeinde als Actuar noc< am 
Meiſten in Berührung. Verießter Friede verleßt Anſehen und 
Wirkſamkeit, Milde und Wohlwollen geben die Friedens- 
artikel an, -- 
Sohin haben wir beobachtet des Lehrers Berufz betrachtet 
von dem erſten Erlernen der nöthigen Kenntniſſe bis zum Leh- 
rer, dem jein Beruf wohl ſchon klar genug geworden iſt, 
Derlei Betrachtungen müſſen eben ſo heilſam ſeyn, wie 
dem Kaufmanne die Cinſicht in die Handelsbücher, dem Theo- 
logen die Lectüre der heiligen Schrift, dem Rechtsſprecdher die 
Ausſprüche des Landesherrn. Die Betrachtung der Tugend 
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