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gegeben. Er muß das Muſter jüngerer Lehrer und gleichſam
der Gemeinde werden, In ihm konzentriren ſich alle Funk-
tionen, von ihm erwartet man Vorzügliches. Er darf nicht
erſt in wankenden Verſuchen auftreten; ſeine Worte müſſen
Wahrheit, ſein Leben muß Wichtigkeit bieten. Er kann Nichts
Andern, Nichts den Nachfommen, Nichts dem Zufalle über-
laſſen, was ihm zur Pflicht gemacht ward! von ihm müſſen
alle Strahlen des Erziehens ausgehen; an ſeine Perſon ap-
pelliren Alle, Eine ſchöne , aber nicht minder verantwortliche
Stelle. An ihm wird nicht blos der Vater der Kinder, auch
der Gatte und Hausherr von Yuszeichnung geſucht und be-
urtheilt. Seine Beurtheilungen dauern fort, ſie begleiten ihn
auch in die neuen Poſten, ja ſie erheben ſich bei ſolcher Ge-
legenheit mt neuer Stärke und neuer Schärfe; und nur Ein-
mal den Gredit verloren, ſo iſt er's -vielleicht für das ganze
Leben, Welche Ueberlegungen dieſer Stellungen ſind daher
nothwendig. | | |
Der Lehrer muß den Frieden lieben! Den Frieden
muß er bringen und verwahren, nicht wie ihn gewöhnlich die
Welt gibt und verlangt, ſondern wie ihn Gott gibt und ver-
langt =- den Frieden in und für Tugend und Ewigkeit. Der
Friede muß mit zwei Parteien geſchloſſen werden, deren eine
freundlich, eine nicht immer freundlich ihm entgegen kommt:
Mit Geiſtlichkeit und Eltern. Wehe Dem, der eine oder beide
Parteien verliert! Ohne dieſen dreieinigen Frieden iſt für
ihn und ſein Wirken kein Heil, Gibt ihm die eine Partei
Schuß, Anſehen und Ruhe, ſo verleibt ihm die andere Troſt
und Zufriedenheit mit dem Berufe, Mit der Geiſtlichkeit kommt
er als Kirchendiener, mit der Gemeinde als Actuar noc< am
Meiſten in Berührung. Verießter Friede verleßt Anſehen und
Wirkſamkeit, Milde und Wohlwollen geben die Friedens-
artikel an, --
Sohin haben wir beobachtet des Lehrers Berufz betrachtet
von dem erſten Erlernen der nöthigen Kenntniſſe bis zum Leh-
rer, dem jein Beruf wohl ſchon klar genug geworden iſt,
Derlei Betrachtungen müſſen eben ſo heilſam ſeyn, wie
dem Kaufmanne die Cinſicht in die Handelsbücher, dem Theo-
logen die Lectüre der heiligen Schrift, dem Rechtsſprecdher die
Ausſprüche des Landesherrn. Die Betrachtung der Tugend
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