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vem Betteln, aus den Entwendungen und aus der Unfittlichfeit derſelben über-
haupt einen Erwerbszweig machen und ihuen in dem ſo verderblichen Müßig-
gange zum Vorbilde dienen,
Den Gemeinden liegt zwar vie geſeßliche Verpflichtung auf, in ſolchen
Fällen wirkſäm einzuſchreiten, und es läßt ſic) annehmen, daß die Renhern,
mit Patrionalvermögen Verſeheuen, ihre Pflichten in dieſer Hinſicht erfüllen ;
- allein die unbemittelten, 'mit keinem Patrionalvermögen verſehenen Ge-
meinden, die ſic zur Beſtreitung ihrer Verwaltungskoſien 50 bis 100 %
Umlagen beſteuern müſſen und in welchen Fälle der angegebenen Art, gerade
am häufigſten vorkommen, können unmöglich ihre Verpflichtung in der ange-
ebenen Beziehung erfüllen, und hier iſt es alſo hauptſächlich, wo die Wirk-
Famkeit von Vrivatvereinen nöthig und höchſt wohlthätig zu ſeyn ſcheint.
Dies waren die Motive, welche die Gründer des Vereines bewogen ha-
ben, die Statuten deſſelben in der Art zu entwerfen, wie ſie dermalen vorliegen.
Sollten dereinſt, wenn der Kreis der Vereinsmitglieder ſicy erweitert
hat, einige Veränderungen derſelben gewünſcht werden, ſo iſt daſäür im 8. 29
dertelben bereiis Borjehung getroffeit. . -
Es unterliegt feinem Zweifel, daß der Verein ſehr viel Gutes im Kreiſe
zu bewirken im Stande iſt, ob aber ſeine Zwede in ihrer vollen Ausdehnung
werden erreicht werden, hängt hauptſächlic) von der möglichſt größten Ber-
mehrung ſeiner Mitglieder und überhaupt von der Theilnahm? ab, den der-
Jelbe im Publifum ſinden wird.
Der Centralausſchuß ladet. daher alle Pfälzer, in welchen ein warmes,
jür Wohlthätigkeit gegen arme verwahrloste jugendliche Geſchöpfe empfäng-
liches Herz ſchlägt, ein, durch das Anerbieten' eines im Verhä'!tniſſe zu den
ſo humanen Vereinszwecen, gewiß ſehr mäßigen ſiren Beitrags von 2ſl. fürs
Jahr , ſich dem VBereine als ordentliche Mitglieder anzuſchließen, er ladet
ſerner alle Pfälzer , ingbeſoudere alle edlen Frauen des Kreiſes zu außeror?
ventlichen Veiträgen und Geſchenken ein, weiche der Verein jever Zeit mit
Dankbarkeit annehmen und zu beabſichtigten Zwecken verwenden wird.
Da, wv es galt, zum Wohle ihrer leidenden Mitmenſchen ein Opfer zu
bringen, haben die Pfälzer ihre humanen edlen Geſinnungen niemalen ver“
läugnet, =- hier, wo es ſich darum handelt, eine ſichtlich verwahrloste JIU“
gend aus dem Schlamm des Verderbniſſes zu reißen, -- ſie dem Müßiggange,
dem zwecloſen Umherziehen, dem Betteln, -- und der Demoralijation über=
haupt zu entziehen, = ſie dagegen zu ſittlichen und fleißigen Menſchen zu
bilden und dadurch rechtliche Leute vor dem Andrange von Bekftlern und von
Eigenthums-Entwendungen zu wahren, -- hier ſchmeichelt fich der Gentrat-
Ausſchuß mit der zuverläßigen Hoffnung, daß jeder edelgefinnte Pfälzer einen
Ruhm darin ſuchen und finden wird , Mitglied eines, ſo erhabene Zwede er-
gKrebenden Vereines zu jeyn. ov .-
Der Centrail-Ausſc<huß des Pfälzer-Vereins für Sittenverbeſjerung.
Kurz, k. Regierungsrath , Vorſtand. |
A. Nickel, k. Friedensrichter, Sekr.
Bellage 3. Intbl. St. 62.