nach welchen er beurtheilt oder behandelt werden
müſſe; ſo lauge die weitere Erfahrung ſich mit jenen
Geſeßen vereinbaren läßt, ſo lange gelten die Hy
potheſen für wahr 3 allein es bedarf nur eines einzi-
gen offenbaren Zeugniſſes der Sinne, welches gegen
die gemachte Vorausſeßung ſtreitet, und die auge-
nommene Wahrheit iſt Irthum geworden. So bei
der Theorte der Erziehung, wo ſie auf Hypotheſen
gegründet war. Man bemerkte bald, daß der kaum
lallende Säugling eben ſo wenig Begriffe in ſich ent-
hielt, als Sprache ſie zu bezeichnen ; allmählich er-
lernte er durch lange Uebung die lektere, und mit
ihren Wörtern ſchien er auch die bezeichneten Ge-
danken zu erhalten: ſchnell war die Folgerung ge“
zogen, alſo iſt nichts in dem Geiſte von Anbeginn
ſeines Daſeyns, die Uebung und Gewöhnung allein
iſt es , welche thwm den geringen Bedarf des Lebens
darreicht. Aber widerſtreiten dieſer Behauptung
nicht alle jene Wiſſenſchaften, durc welche ſich der
Verſtand über die Schranfen der bigherigen Erfah:
rung erhebet? Widerſtreitet ihr niht der Glaube -
an Tugend und Gott, welcher, obſchon durc, Be-
lehrung Anderer gewekt und genähret, dennoch ſpä-
terhin eigene Wurzel in der Seele ſchläget, anders
ſich bildet als er in die frühe 'Jugend gepflanzt wor?
den war, und in dieſer neuen Geſtalt allen Zweifeln
und aller ſcheinbar entgegenſtehenden Erfahrung
troßet ? ==“ Oder nach dem zweiten Syſteme. Man