3. Über Inſtinkt,
Inſtinkt heißt -ein angebor'ner Trieb bey
Menſchen -nnd Thieren., “der, :ohne Anleitung und
Zuziehung einer Vernunft- oder Verſtandes-
kraft, um vinem allgemeinen Natur-Geſeße zu
genügen ,„in-äußerer Wirkſamkeit, gewiſſe Thät-
igkeiten darſtellt, die denno< auf Grundlagen in-
- telligenter Combinationen vollzogen ſcheinen.
'Alle Funktionen alſo, die der thieriſche körperliche Or-
'ganismus in ſich vollzieht, ſind nicht Inſtinkt; Ahtmen
alſo eben ſo wenig, wie Verdauen und Schlafen , oder
das Schlagen der Pulſe; denn -alle dieſe Thätigkeiten
find bloſe, :aus dem Lebens-Prozeſſe ſelbt unmittelbar
hervorgehende Zuſtände, -wobey es eines weitern Triebes
eben ſo wenig bedarf, als bey dem Organismus, wenn. n
er zu ahtmen aufgehört hat.
JInſtinki wird die Thätigkeit des thieriſchen Organis-,
mus alfo -erſt dann , wann ſie nach außen hervortritt,
Nicht das -neugebor'ne Kind, welches ahtmet , ſondern
welches die Muttterbruſt annimmt und faugt , übt den
Inſtinkt z nicht das ſc<afende, ſondern das brütende
Huhn folgt dem Inſtinkt. Eine Schwalbe würde nimmer-
mehr abgerichtet werden können , ein Neſt zu bauen, wie
- ſie es nach ihrem Inſtinkt bezwe>t. Sie fertigt es nach
einem bloſen Triebe, und dieſer Trieb iſt ihr angeboren,
Warum baut der Inſtinkt der Schwalbe ein Neſt? Um
ein allgemeines Natur-Geſeß zu erfüllen,
nehmlich die Exiſtenz “ihrer Brut zu ſichern, die, weil
die Gattung fortgepflanzt werden ſoll, ohne die Wärme
und den Schuß des mütterlihen Neſtes', umkommen
würde.