Full text: J. P. Rossel's allgemeine Monatschrift für Erziehung und Unterricht - 7.1830=14. Band (7)

 
 
3. Über Inſtinkt, 
Inſtinkt heißt -ein angebor'ner Trieb bey 
Menſchen -nnd Thieren., “der, :ohne Anleitung und 
Zuziehung einer Vernunft- oder Verſtandes- 
kraft, um vinem allgemeinen Natur-Geſeße zu 
genügen ,„in-äußerer Wirkſamkeit, gewiſſe Thät- 
igkeiten darſtellt, die denno< auf Grundlagen in- 
- telligenter Combinationen vollzogen ſcheinen. 
'Alle Funktionen alſo, die der thieriſche körperliche Or- 
'ganismus in ſich vollzieht, ſind nicht Inſtinkt; Ahtmen 
alſo eben ſo wenig, wie Verdauen und Schlafen , oder 
das Schlagen der Pulſe; denn -alle dieſe Thätigkeiten 
find bloſe, :aus dem Lebens-Prozeſſe ſelbt unmittelbar 
hervorgehende Zuſtände, -wobey es eines weitern Triebes 
eben ſo wenig bedarf, als bey dem Organismus, wenn. n 
er zu ahtmen aufgehört hat. 
JInſtinki wird die Thätigkeit des thieriſchen Organis-, 
mus alfo -erſt dann , wann ſie nach außen hervortritt, 
Nicht das -neugebor'ne Kind, welches ahtmet , ſondern 
welches die Muttterbruſt annimmt und faugt , übt den 
Inſtinkt z nicht das ſc<afende, ſondern das brütende 
Huhn folgt dem Inſtinkt. Eine Schwalbe würde nimmer- 
mehr abgerichtet werden können , ein Neſt zu bauen, wie 
- ſie es nach ihrem Inſtinkt bezwe>t. Sie fertigt es nach 
einem bloſen Triebe, und dieſer Trieb iſt ihr angeboren, 
Warum baut der Inſtinkt der Schwalbe ein Neſt? Um 
ein allgemeines Natur-Geſeß zu erfüllen, 
nehmlich die Exiſtenz “ihrer Brut zu ſichern, die, weil 
die Gattung fortgepflanzt werden ſoll, ohne die Wärme 
und den Schuß des mütterlihen Neſtes', umkommen 
würde.
	        
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