Full text: Das Schulwesen in Preußen ... im Staate, in den Provinzen und Regierungsbezirken - 1921 (1924) (1)

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eine gewiſſe Rolle. Landwirtſchaftliche oder gärtneriſche Fachlehrer oder Praktiker fanden ſich unter den Lehrern nur ganz vereinzelt 
(0,235, 0,27 und 1 „48 %). Das Landwirtſchaft8miniſterium, zu deſſen Reſſort das ländliche Fortbildungöſ<hulweſen gehört, hat ſich das 
Ziel geſetzt, die ländlichen Berufsihulen allmählich dur< Schaffung eine8 beſonderen Stande3 von Berufsſchullehrern von der Volk3- 
ſ<ule unabhängig zu machen; die Berufsſchullehrer ſollen auch in der Wirtſchaft3beratung, beſonder3 in Kleinbetrieben, mit 
Verwendung finden und in engſter Verbindung mit der zuſtändigen landwirtſchaftlichen Fachſchule bleiben. *) 
 
Die Fachſchulen. 
1. Die sffentlichen Fachſchulen. 
Bai der Erhebung vom 25. November 1921 wurden im preußiſchen Staate 812 öffentliche Fachſchulen gezählt. Hierin 
jind die 103 Eiſenbahnwerxkſchutien, die Kühne zu den Berufsſchulen rechnet, enthalten. Zieht man ſie ab, ſo bleiben 709 öffentliche 
Fachjl<hulen übrig. Sämtliche 812 öffentlichen Fachſchulen hatten 115 217 Schüler, von denen 82 839 oder 71,90 % männlichen und 
32 378 oder 28,10 % werblichen Geſchlechtes waren. An den Schulen unterrichteten 8 405 Lehrperſonen, davon 6 869 oder 81,:3 % 
Männer und 1536 oder 18,27 % Frauen, 3 087 oder 36,73 % hauptamtlich und 5 318 oder 63,27 % nebenamtlich. Die beiden 
bedeutendſten Gruppen der öffentlichen Fachſchulen ſind die landwirtſichaftlichen Winterſchulen (290 Anſtalten mit 19 956 Schülern) 
und die Kunjtgewerbe- und Handwerkerſchulen (60 Anſtalten mit 26 146 Schülern). **) Oldenburg gibt in Tühnes Handbuch S. 417 
folgende Zahlen über die Entwicklung der landwirtj<aftlichen Winterjchulen: 
 
 
 
 
Schuljahr Zahl der Zahl der Durc<hj<nitis- 
E <hulen Schüler bejuch je Schule 
1875/76... u uu. 12 164 14 
1882/83... bu. 38 885 23 
1890/91. uu 61 2235 | 37 
1898/99... ..... 103 4 102 40 
1902/03... .... ' 113 4 753 40 
1907/08... uu | 171 6 458 3 
1912/18... 223 9 653 43 
| 1061) 
1914/15... uu. 943 3643 27 
| 1573) 
1916/17... 246 3 258 37 
Sn 1211) 
1918/19... . bu | 232 5573 50 
1920/21. .. ob 288 19 515 68 
 
 
1) Anzayl der infolge des Krieges geſchloſſenen Anſtalten. 
An dritter Stelle ſtehen die Handelsſc<hulen (72 Anſtalten mit 15 880 Schülern, unter denen im Unterſchied von den beiden 
zuerſt genannten Gruppen die Frauen überwiegen). Die Handels8ſchulen ſeen nur Volksſchulbildung voraus, im Gegenjaß zu den 
höheren Handelsſ<hulen (31 Anſtalten mit 3 911 Schülern), die größere Anforderungen an die Vorbildung tel len ***). Endlich ver- 
dienen noc< die Baugewerkſchulen (26 Anſtalten mit 6 570 Schülern), die Maſchinenbauſchulen (16 Anſtalten mit 6 066 Schülern), 
die Fachſchulen für die Metallinduſtrie (9 Anſtalten mit 3 844 Schülern) und die Textilfahſchulen (16 Anſtalten mit 3 023 Schülern) 
beſonder38 hervorgehoben zu werden ****). 
Da in der Gruppe „Öffentliche Fachſchulen“ die verſchtedenartigſten Anſtalten zujammengefaßt ſind, hat es keinen Wert, die 
Angaben für die einzelnen Schularten zu einer Geſamtſumme zuſammenzufaſſen. CGbenſowenig geſtattet es dex Raum, alle in dem 
Quellenwerk beſonder38 aufgeführten 17 Gruppen eingehend zu beſprechen. Wir müſſen un3 daher im folgenden auf einige wenige 
Angaben über die ſieben wichtigſten Gruppen beſchränken und im übrigen auf das Quellenwerk verweiſen. 
Für die landwirtſchaftlichen Winterſchulen iſt Recht3träger in den meiſten Fällen (256 von 290) die Landwirtſchaftskammer, doch 
gab der Staat und der Provinzialverband in mehr als der Hälfte der Fälle Zuſchüſſe, auch die Kreisverbände ſind hieran vielfach beteiligt. 
Un faſt allen Schulen finden Kurſe ſtatt, die wöchentlich 25 und mehr Unterrichtöſtunden haben, und zwar handelt es ſich faſt aus- 
Ihließlich um Tageskurſe. Al3 Vorbildung ſeen die landwirtſchaftlichen Winterſchulen nur Volksſchulbildung voraus. Von den 
2 221 Lehrperſonen jind 1 684 im Nebenamte tätig. . 
Bei den Kunſtgewerbe- und Handwerkerſchulen iſt der Rechtsträger in ven meiſten Fällen (46 von 60) eine Gemeinde, doch gibt der 
Staat in 24 von 60 Fällen allein und in 18 weiteren Fällen zuſammen mit anderen Stellen Zuſchüſſe zu den Unterhaltungskoſten, 
auch Handwerkskammern und Innungen gewähren Zuſchüſſe. Die Kurſe finden ſowohl am Tage wie am Abend ſtatt und haben 
teils bis zu 24, teils 25 und mehr Unterrichtöſtunden wöchentlih. Al3 Vorbildung wird Volksſchulbildung verlangt. Die Zahl der 
Abendſchüler (19 843) iſt größer als die der Tagesſchüler (7 125). Von den Lehrern ſind 341 hauptamtlich und 830 nebenamtlich tätig. 
 
*) Lembke in Kühnes Handbuch, S. 218/19. -- **) Über die Kunſtgewerbe- und Handwerkerſchulen vergl. Mutheſius in Kühnes 
Handbuch S. 313--324. = ***) Vergl. Oberbac<h in Kühnes Handbuch, S. 353--59. -=“ ****) Über die Baugewerkſchulen vergl. Peters 
in Kühnes Handbuch, S. 279--290, über die Maſchinenbauſ<hulen Horſtmann an demſelben Orte S. 291--303, über die Tertilfachſchulen 
Gürtler an demſelben Orte S. 398--312.
	        
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