Full text: Zeitschrift für Kinderforschung - 14.1909 (14)

C. Literatur. . 381 
 
lassen, daß zwiSchen dieser und der religiöSen Gegsamtentwicklung eine gewisse 
Übereinstimmung besteht, aus der Sich wiederum Richtlinien eigeben für eine 
naturgemäße religiöse Führung der Jugend. Soweit auch die Kinderpsychologie Seit 
Preyer fortgeschritten ist, noch immer fehlt es an einer breiten Darstellung der 
religiögen EKinzelentwicklung. H. Schreiber- Würzburg hat vergucht, in Seiner 
Schrift »Der Kinderglaube« die Grundlage hierzu zu Schaffen. Seine eigenen reli- 
giögen Erlebnisse, Seine Erfahrungen als Berufserzieher, eine Menge von Lebens- 
läufen, ferner Tagebücher, Erzählungen, wisSenSchaftliche Werke und längere Be- 
obachtungen von Berufsgenosgen und verschiedenen Kltern haben ihm das Material 
dazu geliefert. Eltern und Kinderfreunde werden gewiß viel Freude empfinden an 
den eigenartigen Mitteilungen aus dem Munde der Kinder, und mit tieferem Inter- 
esse werden Sie fortan deren Glaubensleben beovachten. Alle, die bei AbfasSung 
von Lehrplänen ein gewichtiges Wort mitzureden haben, Seien es Geistliche oder 
Schulmänner, werden nachdenklicher werden mügssSen über die Menge des Lehrstoffs, 
über die rechte Auswahl desselben und. über die Zeit des Beginns der religiögen 
Unterweisung. Lehrer und Erzieher werden es mit Freuden begrüßen, daß Schreiber 
den Anfang zu einer Arbeit gemacht hat, die den Vertretern der Kinderpsychologie 
jetzt Schon ermöglicht, aus dem gegebenen Material wertvolle Schlügse zu ziehen; 
die ihnen aber auch Anlaß geben wird, auf diesem Gebiete weiter zu forschen. 
Dann wird endlich einmal die Zeit kommen, wo die Art und Weise, in der man 
eine Kindergeele in die Tiefen Gottes verankern will, nicht mebr in Widerspruch 
Steht mit dem Wegen der Religion, mit der Geschichte der Gottesvorstellung, mit 
der religiögen Finzelentwicklung, mit der WiSSengchaft im allgemeinen und mit den 
Ergebnisgen der Pädagogik im besonderen. . 
Halle a. 8. Arno Grundig. 
Bösbauer, Miklas, Schiner, Handbuch der Schwachsinnigenfürgorge. 
Karl Gräger & Co., 1909. 4 M, geb. 4,80 M. 
Das Handbuch tritt in 2. Auflage um das doppelte vermehrt und wegentlich 
verbesgert in die Öffentlichkeit. Die knappe Darstellung der anatomischen Grund- 
Jagen des normalen und anormalen Seelenlebens ließe Sich durch Abbildungen wert- 
voller gestalten, welche die Gliederung und Anordnung des Nervensystems Schema- 
tigch, die Arten des Schwachsinns photographisch wiederspiegelten. Wertvoll ist 
auch die dringende Aufforderung, dem Schwachsinne rechtzeitig vorzubeugen. Dafür 
einzutreten wird namentlich Pflicht Jeder Hilfsschule und Schwachsinnigenangtalt 
Sein. Die Verfasger haben Sich auch der mühgamen Arbeit unterzogen, eine Kurze 
Gegebhichte der noch Jungen und doch 8chon Sich rege entwickelnden Schwacb- 
Sinnigenfürgorge einzuschalten. Doch das Hauptgewicht legten gie auf die Kapitel 
über Schwachsinnigenerziehung und -Behandlung, über Organigation von Angtalten 
und Hilfsschulen, über Fürgorge für SchulentlasSene Schwachsinnige. Den Text 
durchweht warmes Mitfühlen mit dem Rlende der geistig Minderwertigen, er verrät 
reiche Erfahrung und kritische AuffasSung. Das Buch enthält zablreiche wisSens- 
werte Zitate aus der einschläglichen Literatur. Der Anhang bringt wohlgeordnet 
eine willkommene Bibliographie, ein Personen- und wgachregister. 
Das Handbuch wird mit Seinem reicheren Inbalte jedem Freunde der geistig 
Armen ein willkommener Ratgeber werden, und das wird die VerfasSer veranlassen, 
ibr Handbuch immer besser auszugestalten. Wir agen ihnen Dank für ihre treue 
Arbeit. Delitscb.
	        
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