o A. Abhandlungen.
diesen Kindern werden, die aus einer Familie kommen, wo Trunksucht,
Nervenkrankheit und Wahnginn erblich vorkommen? Wie wird ihre
Zakunft Sich gestalten ?
Wir Sehen die zahllogen, nervögSen, rückständigen, idiotischen
Kinder, und die anderen, die Sich körperlich 80 kräftig und Schön ent-
wickeln, aber wenig moraliseche Ausdauer und einen Schwachen
Willen mit zur Welt bringen. Wie werdet ihr euch verhalten, wenn
die Verführung kommt, wenn von euch verlangt werden Soll, in
Schweren Lebengumständen den Kopf hoch zu halten?
Und diese Schar unglücklicher, entarteter Kinder legt uns die
Frage vor: Hätte man dies nicht verhüten können ? Glücklicherweise
fragen Sie es uns nur Selten persönlich und bewußt; die einzelnen male,
wenn gie es tun und von ihren Kltern darüber Rechengchaft ver-
langen, kommt es Stets zu höchst tragiSchen Szenen. Durch ihr Dagein
aber tritt diese Frage an und für Sich uns Immer wieder vor Augen:
Haben Mengehen, die an erblichen Krankheiten leiden, moralisch das
Recht, neue Geschöpfe das Licht der Welt erblicken zu lassen?
Gewiß, es ist einfach genug, diese Frage entscheidend mit »nein«
zu beantworten. Erstens, weil diese Stümper gewöhnlich ein un-
glückliches Leben haben; zweitens weil gie nicht arbeiten, Sondern
andern zur Last fallen, weil Sie unterhalten und verpflegt werden müssen
auf Kosten derjenigen, die arbeiten. In manchen Fällen Sind gie die
Leute, die ihre Krankheit wieder auf andere Menschen übertragen. Es
wäre allerdings Sehr erwüngcht, wenn golch ein entartetes Geschlecht, in
Frmangelung einer Nachwelt, ausstürbe, 80 bald wie möglich. Aber
dann treten einzelne Krwägungen, Sehr bescheidene, Solchen rohen,
unumstößlichen theoretischen Beobachtungen gegenüber. Bvollte man
wohl eine Grenze ziehen können zwischen denen, die wohl und denen
die nicht einer Nachkommenschaſft würdig Sind? Sollten wir dann eine
medizinische Prüfung vor der Ehe anraten? Dann Tragt man doch
auch -- und nun mit Nachdruck --: Ist GeSundheit die Hauptsache
in der Welt? Soll Hygiene über Liebe und Neigung regieren?
Sind wir 80 überzeugt von den Gegetzen der Erblichkeit, daß wir zweien,
welche Sich herzlich lieben, verbieten dürfen, zusammen durch das
Leben zu gehen, weil einer von ihnen aus einer Familie Stammt, wo
Tuberkuloss, Nervenkrankheit oder etwas derartiges erblich vorkommt?
Die in golchen Fällen auf der Hand liegende Antwort: Mögen sie
Sich heiraten, aber Sie müsgen Kinderlos bleiben, gibt mir -- ab-
gegehen noch von der moralischen Seite dieses Problems -- keine
befriedigende LöSung, weil eine Familie ohne Kinder überhaupt Keine
normale Familie ist.