Full text: Zeitschrift für Kinderforschung - 26.1921 (26)

1:8 - A. Abhandlungen. 
 
Jahre 1899 gewonnenen Materiale beruht. Obwohl an dieser Er- 
hebung fast keine Ärzte beteiligt waren, ergab dieselbe dennoch eine 
beträchtliche Zahl von geistig Geschädigten unter den Klitern und 
Kindern. Migschler, der Sich auch als Laie der Bedeutung dieger 
TatSache nicht verschließen konnte, hob zusammenfasSend hervor, »in 
welchem Umfange Sich aus dem Probleme der Erziehung der Ver- 
wahrlosten, beziehungsweise der Behütung der Gefährdeten das wichtige 
Problem der Gebrechlichenfürsgorge abzweigt, mit dessen Lögung tür 
diese Klasse von Unglücklichen die Verwahrlogungsfrage von Selbst 
erledigt wärea.«. 
Er stand mit Seinem Lrgebnisse in voller Übereinstimmung mit 
den ärztlichen Erfahrungen in Deutschland, welche 40---60*/, der 
Fürsorgezöglinge als geistig abnormal erwiegen und angeborene 
Charakteranlagen als eine der wichtigsten Urgachen der Unerziehbar- 
keit feststellten. (Scholz.?) 
Seit Mischlers Arbeit ist der Frage der verwahrlosten Kinder 
in Steiermark nicht näher getreten worden, weder von Seite der Be- 
hörden, noch durch Ärzte. Im begonderen Sind bisher roch in keiner 
der Fürsorgeanstalten die Zöglinge psychiatrisch - neurologisch unter- 
Sucht worden, trotzdem eine Solche Untersuchung aus mehrfachen 
(iründen Schon längst dringend notwendig gewesen wäre. Wir stellten 
uns zur Aufgabe, das "TatSachenmaterial MiSchlers durch ärztliche 
Befunde zu ergänzen und zu vertiefen, festzustellen, welchen zahlen- 
mäßigen Anteil krankhafte Nerven- und Geisteszustände an der Ver- 
wahrlogung in Steiermark haben und wie Sich diegelben zu den Sozialen 
Ursgachen dieses Übelstandes verhalten. In Hingicht auf die engen 
Beziehungen der 'Taberkulose zur Verwahrlosung wurde auch diese 
Krkrankung bei der Untersuchung besgonders berücksichtigt. 
Erst aus einem derart gewonnenen, umſassgenderen Aufschlusse 
iber die Quellen und die Art der Verwahrlogung ergibt gich eine 
Sichere Grundlage für die 80 dringend nötige Neuorganigation des 
Vürzorgeerziehungswesens in Steiermark, welche zu allererst mit den 
Anstalten für Knaben beginnen muß. 
ES wurden 129 Zöglinge der Waltendorfer Angtalt, ?) welche für 
die Aufnahme verwahrloster Knaben im Alter von 8--14 Jahren be- 
Stimmt 1ist, untersucht. Wir stellten fest die körperlichen krank- 
!') Anormale Kinder. Berlin 1912. 
?) Die Unterszuchung wurde durch das dankenswerte Kntgegenkommen der 
LandesSbehörden ermöglicht; Sie fand auch weitgehende Förderung durch das bereit- 
willige Verständnis des Lehrkörpers der Anstalt, bes. des Herrn Dir. Zier vogel.
	        
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