Full text: Zeitschrift für Kinderforschung - 26.1921 (26)

240 B. Mitteilungen. 
für Kinder mit Störungsmerkmalen der psychischen Reihenbildung diese 
Hilfe von praktischer Bedeutung ist, unterliegt für mich nach meinen bis- 
herigen Erfahrungen keinem Zweifel. Das in dieger Weise yorgesprochene 
Wort wird nun von den Kindern nachgesprochen, 80 daß die erwähnten 
Minuten auf diess Weise verstreichen. Nun erfolgt die Aufforderung zum 
Schreiben des Wortes. -- Das Wort »Ma-ri-a« bereitet wegen der offenen 
Silben keine besgonderen Schwierigkeiten. Dagegen ist die konsonantische 
Folge zu Beginn des Wortes »SChn6ei-det« für viele Kinder ein Stein des 
Anstoßes. Die eben gekennzeichnete asgoziative Hilfe läßt Jedoch diese 
Schwierigkeit leicht schwinden. 
Besgondere Beachtung verdient das dritte Wort »Sich«. Der Kurze 
Vokal wird erfahrungsgemäß leicht von Schwachsinnigen Kindern ver- 
gtellt. Deghalb empfiehlt es Sich, während des deutlich artikulierten 
Sprechens nach dem kurzen »i« eine Kunstpangse einzugchieben und erst 
dann den Reibelaut als deutlichen Dauerlaut --- also mit Vokalcharakter 
-- folgen zu lassgen. Die Rechts-links-Bewegung wird während der Kungt- 
pause fortgesetzt, damit der Kontinuitätseharakter betont wird und 80 die 
Reihenauffassung nicht leidet, Die Scheinbare Gefahr, daß das Wort durch 
die Kunstpause als zweisilbiges aufgefaßt werden könnte, erweist Sich als 
unbegründet, weil später die langwährende Schreibweise des Silbentrennens 
in der Hilfsschule die richtige Silbenkenntnis genügend fördert und festigt. 
Es bedarf kaum einer LKrläuterung, daß diese Weise der Diktat- 
anbahnung nur Solange zur Durchführung kommen kann, als ausschließlich 
lauttreue Schreibweise -- natürlich nicht im streng phonetischen Sinne -- 
zur Verwendung kommt. Die Einführung der Dehnungszeichen usw. 
bedarf einer wegentlich anderen psychologischen Auffassung und Deutung. 
Mit dem HLintritt dieser neuen Diktataufgabe tritt die lautreihenmäßige An- 
eignung zurück und die viguell-kinästhetische GegsamtauffasSung der 
Wortbilder fordert in sStärkerer Weise ihr Recht. Damit ist gesagt, daß 
diese letztere methodische Durchführung gicb der Normalschuldidaktik nähert. 
2. Bino freie Sprachstundse in der 4c bei Schwacnh- 
pegabten Taubstummen. 
Skizze von. J. Herden, Bregiau. 
1. 
hin trüber Himmel gchante heute durch die blankgeputzten Scheiben 
meines zweiftenstrigen Parterreklasgenzimmers herein, darin in kleinem 
Halbkreiss acht Schüler, ungere Ärmsten am Geiste, gieben Knaben und 
ein Mädchen, im Alter zwigSchen elf und giebzehn Jahren plaziert gind. 
Recht unfreundlich ist es draußen, und . .. wie gpaßig . . . mit einem Male 
TCSnen . . . ich täusche mich doch nicht, in der Tat, regnen einzelne 
Schäbige Schneeflöckchen durch die Kalte Luft hernieder. Oh, oh ... gie 
werden 80gar ganz zahlreich. Aber da stimmt just im rechten Moment 
eine Drosgsel ein lustiges Spottliedlein an, da, auf dem grüngcehimmernden 
Bäumchen im grasigen Vorgarten, dicht vor ungeren PFengtern, und gleich.
	        
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