16 B. „Mitteilungen.
6. Das Schullesebuch ist durch Binzelausgaben geeigneter Literatur-
werke zu ergetzen. Solange die Zeitverhältnisse die Durchführung
dieser Forderung nicht zulasgen, gind die Jugendsechriftenausschügsge
verpflichtet, dahin zu wirken, daß planmäßig geordnete Augwahl-
bücher deutscher Dichtung entstehen, die eine Führung zur deutschen
Gemeinschaft durch die deutsche Dichtung verbürgen.
Die kapitalistieche Ausbeutung der unteren Bildungsschichten und
der unbehüteten Jugend durch PSeudokunst und Schund ist mit den
Schärfsten Mitteln zu bekämpfen. Das angekündigte Gegetz gegen
die Schundliteratur 801) die Kapitalistigchen Wurzeln der geistigen
Volks- und Jugendvergiftung zu treffen Suchen.
S. Bei der Augarbeitung des Gegetzes verlangen die vereinigten Prüfungs-
ausSchüsse mitzuwirken,
Die Leitsätze zeigen, daß die Jugendschriftenausschüsse nach wie vor
an den ihre kritiseche Tätigkeit bestimmenden früheren Grundsätzen fegt-
halten. Daher werden die von ihnen herausgegebenen Verzeichnisse
empfehlenswerter Jugendschriften in Hingicht auf die künstlerische Eignung
der ausgewählten Werke kaum einer ReyisSion bedürfen. Notwendiger er-
Schien den Teilnehmern an der Tagung eine Nachprüfung der Verzeichnisse
vom Standpunkte der Ppsychischen Beschaffenheit des Jugendlichen Legers
aus, also unter Berückgichtigung Seiner geistigen Veranlagungen und
Neigungen und nach eingehender Unterguchung der Triebkräfte, die das
in Ihm hervorgerufene Legebedürfnis bis zur Lesewut zu steigern yer-
möügen. Diese Nachprüſungsarbeit, die natürlich viel Zeit erfordert und
im der Gegenwart durch die Schwierigkeiten der Bücherbeschaffung be-
Sonde1Ss ersch weit ist, wird auch zur KinderforsSchung manchen wertvollen
Beitrag liefern. Ihr Erfolg Setzt ein Zusammenwirken der Hinzelausschüsse
bach ewbheitlichen Gesichtspunkten und bei planvoller Arbeitsteilung voraus,
mit deren Gestaltung der Vorortausschuß der Vereinigung (Hamburg)
beauftragt wurde. Die Nachprüfung wird g8ich auch in den Dienst der
Auswahl geeigneter Lektüre für Hilfsschüler Stellen, wie Sie vom » Verband
der Hilfsschulen Deutschlands« angeregt und in Frankfurt a. M. unter
Mitarbeit des dortigen Piüfungsausschnssges in Angriff genommen worden
ist. Überhaupt wird die gesamte Tätigkeit der Ausschüsse die ganze
Jugendschriftenfrage mehr als früher in Zugammenhang mit dem Schul-
und Erziehungsproblem bringen und ihre pädagogische Seite nicht an
letzte Stelle rücken. Das zeigen der Schluß von Leitgatz 5 und Leit-
gatz 6, die zum Ausdruck bringen, daß die Förderung der literarischen
Kultur der Jugend immer mehr auf Unterricht und Erziehung zu gründen
Sel, und die durch den erstrebten organischen Einbau des Bücherlegens
in die Schularbeit die Jugendschriftenfrage zu einer Angelegenheit machen,
die alle Lehrer, nicht nur die für Jugendliteratur besonders Interessierten
unter ihnen, angeht. Begondere Erwähnung verdient hier die Anregung,
die der Oldenburger Ausschuß für Jugendschriften in der Jugendschriften-
Warte vom Januar 1920 gegeben hat und die in der Forderung gipfelt,
daß besonders auch die YVorgstellungen und Kenntnisse, die das Kind durch
geine Privatlektüre erwirbt, zum Ausgangspunkt des Unterrichts zu machen
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