3. Vertreterversammlung der vereinigten deutscben Prüfungsausschüsss. 47
Sind. Die Durchführung dieger Forderung getzt die Führung des Schülers
zu geeigneter Privatlektüre und daher die Bereitstellung von Begleitstoffen
aus den Jugendschriffen zur Belebung und Vertiefung des Unterrichts
yoraus, bei deren Auswahl, wie auf der Tagung betont wurde, die Aus-
Schüsse ihre Mithilfe nicht versagen werden. Ihre bigher ergchienenen
Jugendschriften verzeichnisse bedürfen nach dieger Richtung bin einer weit-
gehenden Ergänzung, besonders in bezug auf geschichtliche, erdkundliche
und naturkundliche Darstellungen. Soweit hierbei der Gegschichtgunterricht
in Frage kommt, ist da und dort in Lehrerkreigen zu diegem Problem
bereits Stellung genommen worden, 80 Zz. B. in Jena auf der Lehrer-
konferenz im Herbste 1915, die eingehend die »Szenenhafte« Darstellung
im Gegehichtgunterrichte erörterte und wertvolle Anregungen gab zur
unterrichtlichen Ausbeutung der Gegehichte in Ger Dichtung, also im
historischen Drama, in Epik und Lyrik, im historischen Roman u. 4.,
Soweit diese in Hingicht auf die politigche Gegchichte Kreignisse von Be-
deutung und in Hingicht auf die Kulturgeschichte EKrscheinungen behandelt,
die als typisch für die inneren Zustände einer Zeit gelten können. Stellt
uns das deutsche Volksschrifttum die geeigneten Hilfsmittel für derartige.
Szenenhaft gestaltete Darbietungen zur Verfügung, und zwar nicht nur für
den Gegchichtsunterricht, Sondern auch für Erdkunde (Reisebeschreibungen)
und Naturkunde (»Pflug und Schraubstock« v. Eyth u. a.), 80 würde ihre
Verwendung Brücken gcblagen können zum Gedankenkreige des Kindes.
Sie würden, 80weit gie Augenzeugen als Urheber oder Berichte von Augen-
zeugen als Quellen haben, in höherem Maße das Ohr der Kinder begitzen
als der Lehrer und einen größeren Angpruch auf Glaubwürdigkeit machen
können. Sie würden ferner eine größere Einheitlichkeit in Ort, Zeit und
Handlung und dadurch ein leichteres Erfasgen Seitens der Schüler er-
möglichen, ein sStimmungsvolles Ausgestalten und dadurch eine größere
Kinwirkung auf das Gemüt erleichtern, eine ans Poetische . grenzende An-
. Schanlichkeit bieten, eine Auflögung des Zuständlichen in ein Werdendes.
herbeiführen, die Hervorhebung von Linzeltypen als Vertreter ganzer Ge-
Sellschaftsgruppen gestatten können. Sie würden, und das ergecheint mir
besonders wichtig, dem Lehrer manche Handhabe bieten, Seine Schüler
anzuregen, durch Zunsammenfasgung der gebotenen Einzelheiten die wegen-
haften Linien gelbst zu erkennen. Es 1st frendig zu begrüßen, daß die
vereinigten Prüfungsausschügse auch bei der Bereitstellung von Ansgechluß-
Stoffen aus der Jugendliteratur mithelfen wollen. Befreien gie doch auch
dadurch die Jugendgchrift von ihrer biseher mehr oder weniger iSolierten
Stellung neben der Unterrichtsarbeit, Ihre Arbeit auf diesem Gebiete-
würde gleichzeitig der Iiterarischen Erziehung der Jugend zugute kommen.
Auch die realen Stoffe können 80 mittelbar diesger Erziehung dienen,
Drängt doch gerade ihre Darbietung Sehr oft zur Vereinfachung der
wiSSengchaftlichen Probleme und zur lebendigen Bezugnahme auf den
Leger und Hörer. Mit Recht fordert daher auch Leitgatz 2 nicht in der
Fachsprache geschriebene wissenschattliche Bücher als belehrende Jugend-
Schriften, Sondern »aus wisgenschaftlichem Geist heraus geborene« und.
von lauterer belehrender Absicht beherrgchte. Das gind golche, die als ver-