Full text: Zeitschrift für Kinderforschung - 37.1930 (37)

Nachprüfung von Testgutachten im zweiten Lebensjahr. 659 
M 652 wurde im Alter von 1; 11 erstmalig geprüft und es wurde 
ein EA von 1;2t111 Eq 0,62 festgestellt. Schon als Prüfungsgrund 
wurde von dem Arzt, der uns M 652 zuwies, Hospitaligmus angegeben, 
da M 652 aus Schlechten häuslichen Verhältnisgen kam und wegen 
Schmutzinfektion längere Zeit im Spital zugebracht hatte. Bei der 
Prüfung zeigte das Kind tatsächlich das typische Bild der An- 
Staltsverwahrlosgung: Passivität, Furchtsamkeit, Ungeschicklichkeit 
in der Materialbehandlung, gute Leistungen im Bereich der Körper- 
beherrschung und verhälfnismäßig gute Gedächtnisleistungen. * Auf 
Grund dieses Prüfungsergebnisses haben wir dem Kind eme günstige 
Prognose unter der VorausSetzung gestellt, daß es in einem ent- 
wicklungsfördernden Milieu untergebracht wird. Bei guter häuglicher 
Pflege hat nun M 652 auch in den nächsten 4 Monaten die Zeichen 
der Anstaltsverwahrlogung im weitesStem Ausmaß verloren. Das EA 
entspricht bei dem 2;4 alten Kind durchaus dem La, Eq 1. Das 
Kind ist bei guten allgemeinen Leistungen viel aktiver als bei der 
ersten Prüfung; die Furchtsamkeit 1st fast gänzlich verschwunden. Wenn 
wir bei M 652 von einer Veränderung im pogitiven Sinne Sprechen, 
So müsgen wir bei K 646 eine Niveausenkung konstatieren. Bei 
der ersten Prüfung LA 1; 1 entsprach das KA annähernd dem LA, 
wenn man in Betracht zog, daß die Leistungen in der Körper- 
beherrschung durch eine Verkrümmung der WirbelSäule weitgehendst 
beeinträchtigt wird. Bei der zweiten Prüfung im Alter von 1; 5+1?, 
als80 nach 5 Monaten, war bei K 646 nicht nur deutlicher Rückstand, 
Sondern Sogar ein Rückschritt festzustellen. Das KA war 1; 0, Eg 0,69, 
die allgemeine. Leistungsfähigkeit merklich Schlechter als bei der ersten 
Prüfung. Eine Erklärung für diesen Rückgang finden wir darin, daß 
K 646 in der ZwiSchenzeit einen Schweren Darmkatarrh durchgemacht 
hatte, daß er Sich bei der zweiten Prüfung in einem allgemein als 
Schlecbt zu bezeichnenden körperlichen Zustand befand, und daß er 
endlich bis zu der ersten Prüfung in einer Familie gelebt hatte, von 
da an aber in einer Angtalt untergebracht war und die typischen 
Merkmals der Anstaltsverwahrlogung an ihm merkbar waren.? Zu- 
SammentasSgend können wir also Sagen, daß das Testergebnis der 
1! Eine ausführliche Charakteristik der Anstaltsverwahrlogung beim Kleinkind, 
Siehe Hetzer, Praktische Erfahrungen a. a. O0. -- I Gindl, Die Entwicklung des 
Kleinkindes in Anstalt und Familie. In Vorb. 
? Wie das; Verhalten des Kleinkindes durch Krankheit beeinflußt wird vgl. 
Thea Berger, Der Einfluß der Krankheit auf das Verhalten des Kieinkindes. 
Ztschr. f. angew. Psych. 32, 1929. Über den Zusammenhang von physischen Wohl- 
befinden und Testleistung Siehe Hetzer, Praktigehe Erfahrungen a. a. O0.
	        
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