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Schießereien, Brände, Überschwemmungen, grausame Qualen und
Menschenschlächtereien Spielen in ihrem Vorstellungsleben eine
übergroße Rolle, und zwar nicht bloß als etwas, Wovon man an-
genehm Schaudernd bört, ohne zu glauben, daß es einem Selbst
zustoßen könnte, Sondern als drohende Wirklichkeit, vor der man
Sich im täglichen Leben auf Schritt und Tritt fürchten muß. Sehr oft
ſindet man gerade bei diesgen Kindern mit „grauenhaſtem Weltbild“
auch Sadistische Züge. |
Mit diesem Zustande ist eine hochgradige Angstbereitschaft und
Bereitschaft zu Kurzschlußhandlungen verbunden. Solche Kinder
werden gewöhnlich gebracht, weil ie plötzlich bei irgendeiner Ge-
legenheit, während alles um s8ie herum Scheinbar ganz friedlich war, -
in beginnungsloger Angst Schreiend davonliefen oder einen Sehr
ernsten Selbstmordverguch unternahmen, oder weil Sie einmal, Ohne
erSichtlichen Anlaß, leichenblaß wurden und zu toben begannen
oder agressiv wurden. Spricht man mit ihnen, dann erkennt man
bald, wie vieles in ihrer Umgebung für sie angsterregend ist und
wie Sie Immer wieder darauf zurückkommen und daran denken und
davon Sprechen müsgsgen. | |
Line weitere Urgache für heftige Angstzustände und für Kurz-
Schlußbandlungen bei Schizophrenen und Schizoiden Kindern bilden
noch beunruhigende Störungen der Allgemeingefühle,
die Gegunde offenbar nicht nachempfinden können und die oft genug
in Neologismen beschrieben werden. Es gind Krankheitsgefühle,
Ahnungen bherannahender Krankheit, abnorme Sengationen im Kopf,
Hals, Bauch, anderen Körperregionen, plötzlicher Verlust des APpPpe-
tenzgefühles u. dgl. Die Folge davon Sind Angstzustände hypocChon-
driScher Färbung, die fast immer, da eine durch ärztliche Unter-
Suchung nachweisbare Grundlage für die Schmerzen, Vorahnungen
oder Ängste fehlt, vom Untersucher und Erzieher nicht ernst ge-
nommen und daber nicht entsprechend berücksichtigt werden.
Dann münden gie bei entsprechendem Anlaß gleichfalls in einen
ungeheuren Affekt und in kurzschlüssige Handlungsexplogionen.
Zam Schlusse diesger flüchtigen und unvollständigen Auf-
zählung von Psychopathieformen des Kindegalters, bei denen es zu
Kurzschlußbandlungen kommen kann, Sei noch kurz eine letzte
kleine Gruppe beschrieben. Es Sind gtets Knaben vor der Pubertät
oder Jugendliche (in ungerem Material findet Sich kein einziges
Mädchen), bei denen es von Zeit zu Zeit zu unmotivierten, SCDein-
bar aus dem Nichts aufschießenden Zorneruptionen kommt. Dia-
gnostisch gehört diese Gruppe zweifellos in den uneinheitlichen
Sammelbegriff „explogible Psychopathen“, ohne ihn
jedoch ganz zu erfüllen. Die nogologische Verwandtschaft .dieger
Zorn, anfälle“ mit der Epilepsie wird behauptet. Jedoch war