Full text: Zeitschrift für Kinderforschung - 46.1937 (46)

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Schießereien, Brände, Überschwemmungen, grausame Qualen und 
Menschenschlächtereien Spielen in ihrem Vorstellungsleben eine 
übergroße Rolle, und zwar nicht bloß als etwas, Wovon man an- 
genehm Schaudernd bört, ohne zu glauben, daß es einem Selbst 
zustoßen könnte, Sondern als drohende Wirklichkeit, vor der man 
Sich im täglichen Leben auf Schritt und Tritt fürchten muß. Sehr oft 
ſindet man gerade bei diesgen Kindern mit „grauenhaſtem Weltbild“ 
auch Sadistische Züge. | 
Mit diesem Zustande ist eine hochgradige Angstbereitschaft und 
Bereitschaft zu Kurzschlußhandlungen verbunden. Solche Kinder 
werden gewöhnlich gebracht, weil ie plötzlich bei irgendeiner Ge- 
legenheit, während alles um s8ie herum Scheinbar ganz friedlich war, - 
in beginnungsloger Angst Schreiend davonliefen oder einen Sehr 
ernsten Selbstmordverguch unternahmen, oder weil Sie einmal, Ohne 
erSichtlichen Anlaß, leichenblaß wurden und zu toben begannen 
oder agressiv wurden. Spricht man mit ihnen, dann erkennt man 
bald, wie vieles in ihrer Umgebung für sie angsterregend ist und 
wie Sie Immer wieder darauf zurückkommen und daran denken und 
davon Sprechen müsgsgen. | | 
Line weitere Urgache für heftige Angstzustände und für Kurz- 
Schlußbandlungen bei Schizophrenen und Schizoiden Kindern bilden 
noch beunruhigende Störungen der Allgemeingefühle, 
die Gegunde offenbar nicht nachempfinden können und die oft genug 
in Neologismen beschrieben werden. Es gind Krankheitsgefühle, 
Ahnungen bherannahender Krankheit, abnorme Sengationen im Kopf, 
Hals, Bauch, anderen Körperregionen, plötzlicher Verlust des APpPpe- 
tenzgefühles u. dgl. Die Folge davon Sind Angstzustände hypocChon- 
driScher Färbung, die fast immer, da eine durch ärztliche Unter- 
Suchung nachweisbare Grundlage für die Schmerzen, Vorahnungen 
oder Ängste fehlt, vom Untersucher und Erzieher nicht ernst ge- 
nommen und daber nicht entsprechend berücksichtigt werden. 
Dann münden gie bei entsprechendem Anlaß gleichfalls in einen 
ungeheuren Affekt und in kurzschlüssige Handlungsexplogionen. 
Zam Schlusse diesger flüchtigen und unvollständigen Auf- 
zählung von Psychopathieformen des Kindegalters, bei denen es zu 
Kurzschlußbandlungen kommen kann, Sei noch kurz eine letzte 
kleine Gruppe beschrieben. Es Sind gtets Knaben vor der Pubertät 
oder Jugendliche (in ungerem Material findet Sich kein einziges 
Mädchen), bei denen es von Zeit zu Zeit zu unmotivierten, SCDein- 
bar aus dem Nichts aufschießenden Zorneruptionen kommt. Dia- 
gnostisch gehört diese Gruppe zweifellos in den uneinheitlichen 
Sammelbegriff „explogible Psychopathen“, ohne ihn 
jedoch ganz zu erfüllen. Die nogologische Verwandtschaft .dieger 
Zorn, anfälle“ mit der Epilepsie wird behauptet. Jedoch war
	        
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