Full text: Mitteilungsblatt der Reichsberatungsstelle für Arbeitsunterricht - 1.1924 (1)

 
 
Hitteilungsblatt- 
der Reichsberatungsttelle für Arbeitsunterricht 
Herausgegeben von 
Prof, OD. Frey in Leipzig- Co,, Eichendorffſt, 34 
 
 
 
I. Jahrg, Nr. 4 Verlag Quelle & Meyer in Leipzig März 1924 
 
Vom deutſchen Rundfunk. 
Deutſchland Hat nun auch ſeinen Rundfunk, Mit der Leipziger Meſſe wird der Sender für 
Mitteldeutſchland in Betrieb genommen. Die Sender in Berlin (Voxhaus und in Verbindung 
Königswuſterhauſen) arbeiten ſeit Monaten. Hamburg, Frankfurt a, M., München, Stuttgart 
werden ſehr bald den Norden, Weſten, Süden Deutſchlands verſorgen. 
Wa3 Deutſchland verſäumt hat dur< das beſtehende Verbot der Anlage von Empfangs- 
und Sendeantennen, ſucht es einzuholen durc< planmäßige Organiſation. Die Fehler, die in 
anderen Ländern durch die freie Entwieklung der Nadiobewegung ſichtbar werden, ſollen ver- 
: mieden werden. Die Poſt arbeitet mit Unternehmern zuſammen, die für das Sendeprogramm 
FJorgen. Durch Vereinbarungen mit der Poſt ſind Rundfunkvereine gebildet worden, die ſich 
zu einem Kartell zuſammengeſchloſſen haben. Die Arbeitsziele dieſes Kartells werden in den 
Tageszeitungen bekanntgegeben, wenn die Tagung am 2. März die Einigung ergeben hat. 
Die Aufgaben der Vereinigungen. ſind in doppelter Hinſicht erzieheriſche. Jhre Mitglieder 
verpflichten ſich, den Vorſchriften, die von der Poſt im Jntereſſe eines ungeſtörten Empfanges 
über Anlage und Betrieb von Privatſtationen erlaſſen werden, zu genügen, Die Vereine haben 
dafür zu ſorgen, daß die Poſk auch die feſtgeſeßte Gebühr von 60 M. pro Jahr von denen 
empfängt, die eine Empfangsanlage einrichten, daß alſo der ſogenannte wilde oder ſchwarze 
Empfang nac< Möglichkeit eingedämmt wird, Darin liegt eine wichtige ſoziale Erziehung, die 
in ihren ſtraffen Anforderungen an die NRüdſicht auf die Allgemeinheit, d. h. auf den Nach- 
bar, nod keine Parallele im öffentlichen Leben hat. Die Durchführbarkeit der Beſtimmungew 
ſeßt aber eine Erziehung der Mitglieder voraus, deren Organiſation ſich no< kaum abſehen 
läßt, Sicher iſt nur, daß der Beſißer einer Empfangsſtation durch falſ<e Handhabung ſeiner 
Apparate Störungen ſeiner Umgebung hervorrufen kann, die ſich nur beſeitigen laſſen, wenn 
er über die richtige Art des Empfanges aufgeklärt wird, und- wonn er die Kombination ſeiner 
Hilfsmittel, die am leichteſten zu Störungen führt (Rükoppelungen, die den Empfangsſender 
zu merkbaren eigenen Ausſtrahlungen führen), prinzipiell nicht anwendet. 
In diejen Zielen liegt eine Forderung der Beſchulung der Mitglieder eingeſchloſſen, die in 
vieler Hinſicht neu iſt. Es genügt nicht, einige Vorträge zu hören, auf das Tun kommt es an, 
Experimentierend müſſen die Freunde des Rundfunks die Werkzeuge ihrer Arbeit beurteilen 
lernen. Die Vereinigungen müſſen Laboratorien einrichten, | um die Möglichkeiten für ſolche 
Arbeit bieten zu können, 
Die Zielſezung wird nicht unweſentlich beeinflußt durch den faſt allgemeinen Wunſch, in 
freierer Weiſe experimentieren zu dürfen, ohne in Gefahr zu geraten, daß die Poſt von ihrem 
Recht Gebrauch macht und die Station wegen ungebührlicher Art der Arbeit verbietet, 
Die Poſt hat Bedingungen für eine Experimentierlizenz ausgearbeitet, Das Recht, dieſe 
Lizenz zu erteilen, wird vorausſichtlich den Vereinigungen zugeſprochen, die dem Kartell an- 
gehören, Durch dieſe Regelung wird den Vereinigungen eine Art Prüfungsrecht zugeſprochen. 
Mit der Durchführung ſol<her Beſtimmungen ſind natürlich eine Menge von Schwierigkeiten 
- verbunden, von denen nur die Erwähnung finden ſollen, deren Löſung in Ausſicht ſteht. 
4 | H Nn . 13
	        
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