Full text: Die Deutsche Schule : eine allgemeine Zeitung für Unterricht, Schulwesen u. Pädagogik überhaupt - 2.1833 (2)

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Schullehrerfamilie von 6 Perſonen jährlich zu 268- Gulden 
. 
angeſchlagen, nemlich : 
Koſt, 3 24 Gulden pr. Kopf, 144 Gulden, 
Kleiduig . «= 50 17 
Holz, '4 Klaftern a 6 Gulden, 24. 1 
Licht, Seife, Haugsgeräthe 26. = 59 -. 
268 Gulden. 
Dabei wird bemerkt, daß der bei weitem größere Theil der 
Schulſiellen in Würtemberg zwiſ>en 150 dis 200 Gutden 
betrage, und daß die mit einer nicht ganz geringen Anzahl von 
Stellen verbundene Beſoldung bis auf 132, 100, ja 90 Gul; 
den herabfällt, womit oft nicht einmal eine Amtswohnung, wohl 
aber Meßner- und Organiſtenſtellen verbunden ſind! »Deshalb, « 
ſo ſagen die Bittſteller ſehr richtig, »ſfucht ſich der Lehrer auf 
»dem Lande durch Feldbau , in den. Städten durch Privats 
»unterricht und Abſchreiben zu helfen, und Beide ſchäßen ſich 
»glücklich, hierzu nur Gelegenheit zu finden 3 Beide mühen 
»ſich dadurch ab, entziehen der Schule ihre Kraft, und fehen 
»bald ein, daß ſie ſich weit beſſer ſtellten, wenn ihnen die 
>gefeblichen Schulſtunden nicht fo viele, nicht gerade die beſte 
>Zeit raubten. Was Wunder, wenn die Hauptfache, die 
» Schule, zur Nebenfache wird ?« == Möchten doh alle Rez 
gierungen, denen das wahre Gedeihen der Schuibildung am 
Herzen kiegt, dieſes beherzigen! 
VIIL »-- Wir bitten unterthänigſt : 
„?ZUllerhöächſtdiefelben wollen die hier gewag: 
»ten Vorſchläge einer gnädtgſken Prüfung 
»zu würdigen, und --falls dieſelben aller; 
»zuldvolltte Anerkennung fänden -- hier: 
»nyach, oder auf eine andere zwemätigere 
»Weiſe eine Penſionsanſtalt für Witwen 
»und Waiſen der Schullehrer ins Leben 
>zu rufen und unter Staatsfc<huß zu neh: 
»>ment geryhen.« 
IX. Endlich tragen die Würtembergiſchen Lehrer noch 
ſoligende Bitte unterthänigſt vor : 
->E. K. M. wollen den Aufenthalt der Schul: 
»tandszdglinge in den Seminarien und 
»ſonſtigen Injittuten möglichſt erleichtern, 
»und in dem Bilduaungslaufe derfelben die 
»Abänderung zu treffen geruhen, daß die 
»Zöglinge, analog den Jurijien und evan 
»geliſchen Theologen, nach vorgängig er 
»lernter Theorie und vor der Prüfung und 
»Anſtellung auf Proviſorate zur practis 
»ſchen Uebung auf ein Jahr zu vorzüglist 
»4Fen Volkslehrern, etwa zu den aus dem 
»S <ulſtande gowählten Schtlauffſehern, 
»>gebracht, ah die hieraus entſtehenden 
»Koſten gemildert werdenz ſodann die 
»ſchwankfenden Verhältnifſe der Provifos 
Iren alklergnädigſt ordnen, denfelben einen 
»Gehalt von 150 bis 180 Gulden und bil; 
„lige Reiſekoſtenentſchädigungen ausfeken, 
zfſie nach Alter und Fähigkeit befsFrdern, 
>und durch Umwandtkung der ſtändigen Pros 
>viſorate in Schuldienſte die Möglichkeit 
»herbeiführen, die Proviforen ſchneller 
mit Schuldienſten erſreuyen zu fönnen«« 
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» Wir glauben ,« ſo ſchließen die Bittſteller ihre Eingabe 
an die Regierung , »bet untern ehrerbietigſten Geſuchen , die 
»wir im Iamen des bei weitem größern Theiles der Volkss 
»ſchullehrer Würtembergs vortirugen, und wozu wir ſchriftliche 
» Vollmachten beſiken, nur zunächſt das Wohl der Schule, ihs 
»ren Auſftchwung und die Finerkenntniß ihres Werthes, die 
» Erregung der nöthigen Selbſithätigfeit und ſfreiern Stellung, 
»die Wegräumung der Hemmniſſe, eine zeitgemäße und ents 
»ſprechendere Beaufſichtigung, beſſere Bildung der Lehrer, und 
»in der Verbeſſerung ihrer Verhältniſſe nur einen Sporn zu 
»getreuer Pflichterfüllung , und, wenn wir je über die leßtern 
»mehr darzuſtellen wagten, nur den Umſiand im Auge gehabt 
»zu haben, daß ohne die äußeren Bedingungen kein Werk 
»gelingen kann. Wir glauben ferner, datz unfere Bitten und 
» Wänſche in Abſicht auf unſere Perſonen ſich im Kreife des 
»beſcheidenen Mittelmannes bewegen, und nichts Unbilliges 
»enthalten, indem wir dadurch nur in den Stand geſekßt wür: 
» den, ausſchließend unſerm Berufe leben, und nebenher noth; 
»dürftig die Pflichten eines Familtenvaters erſüllen zu können. 
»ILir glauben, daß unſer Geſchäft mehr als einen mechaniſchen 
» Takt erfordere 3 daß die Opfer feibſt in finanzieller Hinſicht für 
»den Staat nicht verloren, fondern wahrer Gewinn jeien; und 
»überlaßßen uns berahigend der Hoffnung, die Huld E. K. M., 
»deren Scepter nur Segen entſprießt, werde unſere ehrfurc<htss 
»vollten Wünſche und Ditten hören, und unfere Stellung und 
»unfern Lohn in ein gerechtes Verhältniß zu unfern Verpflich: 
»tungen und Arbeiten und zu dem vorgeſtieckten. Zwecke der 
»GClementarſchulen feßen. « 
Die Bittſchrift iſt, unter Mitwirkung des Oberlehrers 
Villinger, Schuliehrers Bofinger, Schullehrers Rd; 
dinger, iſrackitiſchen Lehrers Hirf<, verfaßt vom Muſter; 
lehrer Strigk in Rottenburg. === 
Die zweit? Eingabe an die Ständeverſammlung hat 
den Zweck, diefelbe mit der Gimngabe on die Regierung bekannt 
zu machen und zu vermögen, ihrerſeits die Wünſche und Bits 
ten der Lehrer zu unterſiülzen und zu herüſichtigen. Sie 
enthält noch einige, zum Theil intereſſante Zuſabe zu manchen 
Puncten der erſten Eingabe. Namentlich werden die Stände 
gebeten, die Emareipation der Schule ganz nach den m Mr. 9. 
der »deutſchen Schule« vom I. :832 ausgeſprochenen Grund: 
fäßen *) auszuſpreehen. In Hanficht dex Beſoidungsverhälts 
niſſe wird noch erwähnt, daß von 1600 ECudullehrerltelien, 
deren Ertrag den Biuttttellern bekannt wurde, ſich nach Auss 
ſchluß aider Proviſorate noch ſinden 2 
700 Gieilen von 60 -=- 200 Gulden, 
611 5 s 200 = 320 3 
289 /? über 300 Gulden. 
Es wird gebeten, die Beſekdungen der Lehrer nach 3 Klaſſen 
fo zu ſiellen, daß künftig, neben freier Wohnung und nach 
Abzug der Belohnung für Nroviſoren und gefeßtichen Meßnes 
reigehüifen , jeder Lehrer ' 
auf dem Lande 30Q , 400, 500 Gulden, 
in dex Stadt 420, 500, 6b02- 1 
erhalte. = 
*) Die in jener Numer angegebenen fünf Forderungen „ wel<e in dem 
Verlangen nac<h. Emancipation der ShHule enthalten ſind, werden in 
der Eingabe wörtlich wiederholt. Die »deutſche ShHule« kann ſich 
hierzu Glück wünfm“en, da es ein Beweis iſt, daß. ſie hierin die 
Anſicht der Mehrzahl der gebildeten Schullehrer ausgeſprochen hat, 
und daß ihre Stimme nicht ungehört und unberü&ſichtigt verhallt.
	        
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