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zumal wenn ſie kränklich oder in ihrem Dienſte Überhaupt
nicht eifrig ſind, predigen, wie oft Schullehrer auf dem Lande
in gleichem Falle leſen? Und doch wird Niemand deswegen
behaupten wollen, daß die Schullehrer die Aufſicht über die
Geiſtlichen führen ſoliten- Das beſte Mittel gegen den von
Ihnen angegebenen Uebelſtand der Halbbildung mehrerer Lehs
rer bleiben gute Seminarien und ſtrenge Prüfungen.
Doch von Bürgerſchulen geben Sie felbſt zu, daß hier
eine Leitung derſeiben durch Theologen nicht fo nothwendig
erſcheine. - Aber, meinen Sie, wenn ſie nun einmal nicht
von Schulmännern ſelbſt zu leiten wären, fo ſei es doch alle;
maſ beſſer, daß ein Theolog, als daß ein Juriſt oder Medi
einer ſie leite3 == ein Gedanke, der auch S. 20 in Dezug
auf die Gymnaſien wiederkehrt. Cben hier aber treffen wir
den Punct, den ich von Ihnen etwas genauer beachtet zu ſehen
gewünſcht hätte. Zſt es denn wirklich etwas fo Unmögliches,
daß verdiente und würdige Shulmänner als Schulräthe, oder
wie man ſonſt ſie nennen will, die Auſſicht über die Schulen
führen könnten ? Das Geſchäft, was jekt den geiſilichen
Ephoren über die einzeinen Schulen ihrer Didces obliegt, würde
dann den Directoren von Bürgerſchulen, oder wen die Regie;
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rung ſonſt in einer Stadt dazu beſtimmen wolite , Übertragen
werden. Sollte das Verlangen des Schulmannexs, am liebſten
wieder. von verſtändigen Schulmännern beurtheitt zu werden,
wirklich ſo unbillig ſein? Der Medteiner wünſcht ſeine Rex
cepte von Medicinern , der Juriſt feine Defenſionen von Jus
riſten, der Geiſtliche feine Prediaten von Geiſtlichen beurtheilt
zu ſehen, und man findet dieſen Wunſch natürlic. Ja dieſel;
ben Geiſtlichen, die fo ſchr auf die Beauffichtigung der Schu
len von ihrer- Seite dringen, haben es ſowohl in öffentiichen
Druckſchriften , als im Geheimen höchſt unpaſſend gefunden,
daß ſelbt ihre allgemeinen Angelegenheiten nicht ein Geititicher
leite, Wie würden ſie erſt eifern, wenn ihre rein-geiſilichen
Geſchäfte einem Mediciner oder Juriſien zur Beurtheilung
übergeben wären! Sue fragen, wer denn nun jene Direetos
ren oder Kreisſchulrätße wieder inſpiciren folle? Zh ant?
worte, ein Oberſchulrath, der ungeſähr in demſelben Werhält:
niſſe zu ihnen ſtehen würde, als jekt die Oberbehörde zu den
Superintendenten. QOder follten die Erſteren wirklich, und
zwar bios deshalb, weil ſie Schuimänner ſind, einer größern
Aufſicht bedürſen, als die Geiſilichen ?
(Fortſesung folgt.)
Korreſpondenznahri<hten
Aus Dresden.
Die katholiſ<hen Schulen in Dres8den.
Unter den hieſizen Schulen zeihnen ſic) auch die der Katholiken
fehr vortheilhaft aus- Es giebt deren in den Erblanden q mit 16 Leh-
rern und einigen dabei als Direckoren und Katecheten angeſtellten Geiſt:
ichen 3 in der Lauſiß giebt es deren 135 mit 18 Lehrern und einigen mit
arbeitenden Geiſtlichen. Die Mehrzahl dieſer Lehrer iſt in dem in Baußen
veſtcehenden Seminario für Proteſtanten und Katholiken erzogen worden.
Das Seminar zu Baußen dirigirt allezeit ein Proteſtant, auc< die übri-
gen Lehrer bekennen ſic) zu dieſer Confeſſion- Die katholiſchen Semina-
riſten müſſen alle am Unterrichte derſelben Antheil nehmen, mit UAus-
nahme der Religionsſtunden , welche ein katholiſcher Geiſtlicher hält, der
zugleich Unterricht in der Kirchengeſc<h:<te und Liturgie ertheitt. Es
dürfte ſehr erwünſ<t ſein, wenn der Herr Director jenes trefflichen Zn
jtitutes in dieſer Zeitſchrift etwas Näheres über dieſe Pflanzſtätte junger
Dolikslehrer mitzutheilen die Güte hätte, und wenn die Herren Inſpecto-
ren der katholiſchen Schulen, ſowohl in den Erbländern als auch in der
DOberlauſis, uns von Zeit zu Zeit mit den Fortſchritten ihres Schulwe-
fens durc) einzuſendende Programine u. ſ+ w. bekannt zu macyen ges
neigt wären« Was inſonderheit die hieſigen katholiſchen Schulen ans
langt, fo kann ich als mehrjähriger Augen- und Dhrenzeuge der darin
Statt gefundenen Examina zur Ehre jener Inſtitute verſichern , daß ſie
fic) in einem ſehr guten, der Zeit angemeſſenen Zuſtande befinden, daß
fehr ſchäßbare Lehrbücher , die neuſten Methoden eingeführt und eine die
Moralität der Zöglinge befösrdernde Discipilin von ſehr einſichtsvollen
Lehrern gehandhabt wird. Die bei der Prüfung vorgelegten Proveſchrifs
ren waren nach einem guten Ductus ſauber und geſchmactvoll geſchries
benz; die Zeichnungen nac) einer guten Stufenfolge und Auswahl ſo
ausgeführt, das man mit denſelben ſehr zuſrieden ſein konnte, Nicht
minder müſſen wir auc< den weiblichen Rrbeiten unſern Beifall zollen«
In der mündlichen Prüfung zeigten ſic) die Lehrer als ſehr gewandte
und geſchi>te Männer , und ihre Kinder als gut unterrichtete Schüler.
Alle an ſie gerichtete Fragen wurden mit Leichtigkeit und Beſtimmtheit
beantwortetz die ihnen vorgelegten arithmetiſchen und grammatiſchen
Aufgaben richtig gelöſt und die Übrigen Probearbeiten waren ſo beſc<hafs
fen, daß man der Schule das Zeugniß einer wohl organiſirten und diris
girten Anſtalt geben kann. Sie theilt ſic) in die Gymnaſial: , Neals
und Elementarſ<hule. Ihr Director iſt der Pater Herr Joſeph Lorz
bader, der Gonrecfor Herr Vater Stepanek. Den Unterricht in
den Gymnaſtalklaſſen beſorgen einige katholiſche Geiſtliche, weiche de8halb
mit dem Prädicate »Profeſſoren« beelirt ſind. Won dieſem Gymnatsi
aus können die Zöglinge, nach deſtandenem Maturitätseramen, eine Uni
verſitär beſuchen- Den Stamm dieſes Gymnaſit bilden die TacholiſHen
Kapellknaben , welche für den Dienſt in der Earboliſhen Kithe intus
Stipendia genießen und für den geiſtliczen Stand erzogen werden.
Neben der jest näher beſchriebenen karholiſcjen Hauptichtie, welHe in
der Nähe des Zwingers (Orangengarten) ihr Gebäude vat, veſinder 1:
in der Wilsdrufer Vorſtadt, auf der ſogenannten Wiehwerde, ebentals
in einem eigenen Gebäude, die 41828 von der Hauptſchutie dei Gelegenz
heit ihrer Neugeſtaltung vellig ſeparirte und erweiterte Freiſchmule. Sie
hat mit der Nealz und Glementarhauptſchule gleiche Giurichtung« Der
Unterſehied beſteht nur darin, daß in erſterer Scoute ſeit dem Jahre
1827 ein mäſiges Schulgeld gezahlt, in legterer aver aller Rüterrit
unentgeltlich ertheilt, und, dafern nöchig, Unterſtüßung an Geid, Bür
Hern, Wäſche, Kleivern und Schuhwert gereic<t wird. Zum Weſten
beider , inſonderheit aver der lestern Anſtalt, wird monatlich an einen
beſtimmten Sonntage beim Hauptgottestienſte von den Scultvorſtehern
im Innern der Kirche eine Celtecce geſammelt, welche ſie) fo reime
Gaben erfreut, das man nicht ſeiten Kaſſenbillets , Thaler und ande: €
T E Zur Stetuorunc
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mehr oder minder anſebhniice Münzen opfern 1eot.
des Müſſigganges und des damit verſchwiſterten Wette veſens iſt feb
einigen Jahren hier eine Nrveitsſöjule errichtet worden, wozu wohlthärice
Frauen die nöthigen Materialien liefern. Aut beſteht hier eine Erzit2
hungsanſtialt für eheliche Militärwaiſen , jeto< mit ter EGinſcräntund,
daß in dem Soldatenfnabeninſtiture zu Struppen bei Virna fortan feine
Katholiken mehr aufgenommen werden. Die kacholiſche Ingend har igen
beſondern Sffentlichen Scutgottesdienſt, welcher in der katholiſchen
Hauptkirche gehalten wird. Es werden dabei deurſche Geſänge, wi?
Ze B. das Baterunfer von Wirſchel, und mehrere, au; von Prozie
ſtanten gebrauchte Lieder geſungen , einige Gebete geſprochen, Meſie gt
leſen , oder eine Predigt gehalten, weiche die Kate)ismusiehre genann
wird. Es gewährt einen erfreuficjen Anblice, nuten Unter mehr eis
hundert katholiſchen Kindern den Btichof Dr. Mauermann, wem >
hier anweſend iſt,*) knien, veten und ſingen zu ſehen. Wir können Tie
ſen Aufſatßz nicht ſchließen, opne tem Herrn Biſchef Dr. Mauermann
und dem Herrn Hofprediger Joſeph Dittrich für den Fieiß zu dunifon
den ſie in ihren frühern und jegigen Verbttniſſen auf die trefſi.me O!
ganiſarion dieſer Schulen gewendet haben, und wir verbinden dan
nochmals den Wunſch, daß uns die Herren Directoren Tatboliſcher Dur
len von Zeit zu Zeit über den Zuſiand ihrer Anſtalten Beritt geſaugt
erſtatten möchten. G. I, VW.
x) In der Reget reſidirk der Herr Viſc<hof Dr. Mayermann auf
dem Decangis in Bauben«
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