Full text: Die Deutsche Schule : eine allgemeine Zeitung für Unterricht, Schulwesen u. Pädagogik überhaupt - 2.1833 (2)

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zumal wenn ſie kränklich oder in ihrem Dienſte Überhaupt 
nicht eifrig ſind, predigen, wie oft Schullehrer auf dem Lande 
in gleichem Falle leſen? Und doch wird Niemand deswegen 
behaupten wollen, daß die Schullehrer die Aufſicht über die 
Geiſtlichen führen ſoliten- Das beſte Mittel gegen den von 
Ihnen angegebenen Uebelſtand der Halbbildung mehrerer Lehs 
rer bleiben gute Seminarien und ſtrenge Prüfungen. 
Doch von Bürgerſchulen geben Sie felbſt zu, daß hier 
eine Leitung derſeiben durch Theologen nicht fo nothwendig 
erſcheine. - Aber, meinen Sie, wenn ſie nun einmal nicht 
von Schulmännern ſelbſt zu leiten wären, fo ſei es doch alle; 
maſ beſſer, daß ein Theolog, als daß ein Juriſt oder Medi 
einer ſie leite3 == ein Gedanke, der auch S. 20 in Dezug 
auf die Gymnaſien wiederkehrt. Cben hier aber treffen wir 
den Punct, den ich von Ihnen etwas genauer beachtet zu ſehen 
gewünſcht hätte. Zſt es denn wirklich etwas fo Unmögliches, 
daß verdiente und würdige Shulmänner als Schulräthe, oder 
wie man ſonſt ſie nennen will, die Auſſicht über die Schulen 
führen könnten ? Das Geſchäft, was jekt den geiſilichen 
Ephoren über die einzeinen Schulen ihrer Didces obliegt, würde 
dann den Directoren von Bürgerſchulen, oder wen die Regie; 
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rung ſonſt in einer Stadt dazu beſtimmen wolite , Übertragen 
werden. Sollte das Verlangen des Schulmannexs, am liebſten 
wieder. von verſtändigen Schulmännern beurtheitt zu werden, 
wirklich ſo unbillig ſein? Der Medteiner wünſcht ſeine Rex 
cepte von Medicinern , der Juriſt feine Defenſionen von Jus 
riſten, der Geiſtliche feine Prediaten von Geiſtlichen beurtheilt 
zu ſehen, und man findet dieſen Wunſch natürlic. Ja dieſel; 
ben Geiſtlichen, die fo ſchr auf die Beauffichtigung der Schu 
len von ihrer- Seite dringen, haben es ſowohl in öffentiichen 
Druckſchriften , als im Geheimen höchſt unpaſſend gefunden, 
daß ſelbt ihre allgemeinen Angelegenheiten nicht ein Geititicher 
leite, Wie würden ſie erſt eifern, wenn ihre rein-geiſilichen 
Geſchäfte einem Mediciner oder Juriſien zur Beurtheilung 
übergeben wären! Sue fragen, wer denn nun jene Direetos 
ren oder Kreisſchulrätße wieder inſpiciren folle? Zh ant? 
worte, ein Oberſchulrath, der ungeſähr in demſelben Werhält: 
niſſe zu ihnen ſtehen würde, als jekt die Oberbehörde zu den 
Superintendenten. QOder follten die Erſteren wirklich, und 
zwar bios deshalb, weil ſie Schuimänner ſind, einer größern 
Aufſicht bedürſen, als die Geiſilichen ? 
(Fortſesung folgt.) 
 
Korreſpondenznahri<hten 
Aus Dresden. 
Die katholiſ<hen Schulen in Dres8den. 
Unter den hieſizen Schulen zeihnen ſic) auch die der Katholiken 
fehr vortheilhaft aus- Es giebt deren in den Erblanden q mit 16 Leh- 
rern und einigen dabei als Direckoren und Katecheten angeſtellten Geiſt: 
ichen 3 in der Lauſiß giebt es deren 135 mit 18 Lehrern und einigen mit 
arbeitenden Geiſtlichen. Die Mehrzahl dieſer Lehrer iſt in dem in Baußen 
veſtcehenden Seminario für Proteſtanten und Katholiken erzogen worden. 
Das Seminar zu Baußen dirigirt allezeit ein Proteſtant, auc< die übri- 
gen Lehrer bekennen ſic) zu dieſer Confeſſion- Die katholiſchen Semina- 
riſten müſſen alle am Unterrichte derſelben Antheil nehmen, mit UAus- 
nahme der Religionsſtunden , welche ein katholiſcher Geiſtlicher hält, der 
zugleich Unterricht in der Kirchengeſc<h:<te und Liturgie ertheitt. Es 
dürfte ſehr erwünſ<t ſein, wenn der Herr Director jenes trefflichen Zn 
jtitutes in dieſer Zeitſchrift etwas Näheres über dieſe Pflanzſtätte junger 
Dolikslehrer mitzutheilen die Güte hätte, und wenn die Herren Inſpecto- 
ren der katholiſchen Schulen, ſowohl in den Erbländern als auch in der 
DOberlauſis, uns von Zeit zu Zeit mit den Fortſchritten ihres Schulwe- 
fens durc) einzuſendende Programine u. ſ+ w. bekannt zu macyen ges 
neigt wären« Was inſonderheit die hieſigen katholiſchen Schulen ans 
langt, fo kann ich als mehrjähriger Augen- und Dhrenzeuge der darin 
Statt gefundenen Examina zur Ehre jener Inſtitute verſichern , daß ſie 
fic) in einem ſehr guten, der Zeit angemeſſenen Zuſtande befinden, daß 
fehr ſchäßbare Lehrbücher , die neuſten Methoden eingeführt und eine die 
Moralität der Zöglinge befösrdernde Discipilin von ſehr einſichtsvollen 
Lehrern gehandhabt wird. Die bei der Prüfung vorgelegten Proveſchrifs 
ren waren nach einem guten Ductus ſauber und geſchmactvoll geſchries 
benz; die Zeichnungen nac) einer guten Stufenfolge und Auswahl ſo 
ausgeführt, das man mit denſelben ſehr zuſrieden ſein konnte, Nicht 
minder müſſen wir auc< den weiblichen Rrbeiten unſern Beifall zollen« 
In der mündlichen Prüfung zeigten ſic) die Lehrer als ſehr gewandte 
und geſchi>te Männer , und ihre Kinder als gut unterrichtete Schüler. 
Alle an ſie gerichtete Fragen wurden mit Leichtigkeit und Beſtimmtheit 
beantwortetz die ihnen vorgelegten arithmetiſchen und grammatiſchen 
Aufgaben richtig gelöſt und die Übrigen Probearbeiten waren ſo beſc<hafs 
fen, daß man der Schule das Zeugniß einer wohl organiſirten und diris 
girten Anſtalt geben kann. Sie theilt ſic) in die Gymnaſial: , Neals 
und Elementarſ<hule. Ihr Director iſt der Pater Herr Joſeph Lorz 
bader, der Gonrecfor Herr Vater Stepanek. Den Unterricht in 
den Gymnaſtalklaſſen beſorgen einige katholiſche Geiſtliche, weiche de8halb 
mit dem Prädicate »Profeſſoren« beelirt ſind. Won dieſem Gymnatsi 
aus können die Zöglinge, nach deſtandenem Maturitätseramen, eine Uni 
verſitär beſuchen- Den Stamm dieſes Gymnaſit bilden die TacholiſHen 
Kapellknaben , welche für den Dienſt in der Earboliſhen Kithe intus 
Stipendia genießen und für den geiſtliczen Stand erzogen werden. 
Neben der jest näher beſchriebenen karholiſcjen Hauptichtie, welHe in 
der Nähe des Zwingers (Orangengarten) ihr Gebäude vat, veſinder 1: 
in der Wilsdrufer Vorſtadt, auf der ſogenannten Wiehwerde, ebentals 
in einem eigenen Gebäude, die 41828 von der Hauptſchutie dei Gelegenz 
heit ihrer Neugeſtaltung vellig ſeparirte und erweiterte Freiſchmule. Sie 
hat mit der Nealz und Glementarhauptſchule gleiche Giurichtung« Der 
Unterſehied beſteht nur darin, daß in erſterer Scoute ſeit dem Jahre 
1827 ein mäſiges Schulgeld gezahlt, in legterer aver aller Rüterrit 
unentgeltlich ertheilt, und, dafern nöchig, Unterſtüßung an Geid, Bür 
Hern, Wäſche, Kleivern und Schuhwert gereic<t wird. Zum Weſten 
beider , inſonderheit aver der lestern Anſtalt, wird monatlich an einen 
beſtimmten Sonntage beim Hauptgottestienſte von den Scultvorſtehern 
im Innern der Kirche eine Celtecce geſammelt, welche ſie) fo reime 
Gaben erfreut, das man nicht ſeiten Kaſſenbillets , Thaler und ande: € 
T E Zur Stetuorunc 
3 
mehr oder minder anſebhniice Münzen opfern 1eot. 
des Müſſigganges und des damit verſchwiſterten Wette veſens iſt feb 
einigen Jahren hier eine Nrveitsſöjule errichtet worden, wozu wohlthärice 
Frauen die nöthigen Materialien liefern. Aut beſteht hier eine Erzit2 
hungsanſtialt für eheliche Militärwaiſen , jeto< mit ter EGinſcräntund, 
daß in dem Soldatenfnabeninſtiture zu Struppen bei Virna fortan feine 
Katholiken mehr aufgenommen werden. Die kacholiſche Ingend har igen 
beſondern Sffentlichen Scutgottesdienſt, welcher in der katholiſchen 
Hauptkirche gehalten wird. Es werden dabei deurſche Geſänge, wi? 
Ze B. das Baterunfer von Wirſchel, und mehrere, au; von Prozie 
ſtanten gebrauchte Lieder geſungen , einige Gebete geſprochen, Meſie gt 
leſen , oder eine Predigt gehalten, weiche die Kate)ismusiehre genann 
wird. Es gewährt einen erfreuficjen Anblice, nuten Unter mehr eis 
hundert katholiſchen Kindern den Btichof Dr. Mauermann, wem > 
hier anweſend iſt,*) knien, veten und ſingen zu ſehen. Wir können Tie 
ſen Aufſatßz nicht ſchließen, opne tem Herrn Biſchef Dr. Mauermann 
und dem Herrn Hofprediger Joſeph Dittrich für den Fieiß zu dunifon 
den ſie in ihren frühern und jegigen Verbttniſſen auf die trefſi.me O! 
ganiſarion dieſer Schulen gewendet haben, und wir verbinden dan 
nochmals den Wunſch, daß uns die Herren Directoren Tatboliſcher Dur 
len von Zeit zu Zeit über den Zuſiand ihrer Anſtalten Beritt geſaugt 
erſtatten möchten. G. I, VW. 
x) In der Reget reſidirk der Herr Viſc<hof Dr. Mayermann auf 
dem Decangis in Bauben« 
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