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Organ des Allgemeinen Deutſchen Cehrerinnenvereins
Beiblatt der Sektion für techniſche Sächer
Herausgegeben vom Sektions-Dorjtand
Schriftleitung: Eliſabeth Altmann in Soeſt i. w. x Verlag von B. G. Teubner in Leipzig und Berlin
14. April.
| Alle Manuſkriptſendungen für dieſes Beiblatt C ſind zu richten an Srl. Eliſabeth Altmann in Soeſt i, W., Freiligrathſtr. 7.
Unverlangt eingeſandte Manuſkripte können nur zurügeſandt werden, wenn ausreichendes Rückporto beigefügt iſt. Anzeigenannahme: B. G. Teubner, Berlin W 10.
Rhrthmiſche Erziehung im Spiel. Vortag, gehalten in der Ver-
„einigung der Berliner Fachlehrerinnen Von Katharine
Trautwein . ooo irr m S.1
- Bericht über eine Studienreiſe nach Deutſchland. Von E. Iſelin,
Voſel ooo ieee S. 3
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| Mitteilungen ore „4
- Nhythmiſche Erziehung im Spiel,
Vortrag,
gehalten ; in der Vereinigung der Berliner Fachlehrerinnen.
Von Katharine Trautwein.
Seit einer Reihe von Jahren iſt dem Singſpiel eine ſtei-
gende Auſmerkſamfeit zugewandt worden. Gertrud Meyer
ließ eine Sammlung von Volkstänzen erſcheinen, die ſich
in der Mädchenſ<ule aufs glücklichſte verwerten laſſen. In-
terejjant waren auch die Anregungen, die uns Jacques
Dalcroze gab. Von ſeinen rhythmiſchen Übungen und Spie-
len habe ich vieles, joweit es einfacheren Charakters war, im
Schulunterricht gebraucht. In manchen der neuerſchienenen
Tanzliederſammlungen waren ſchwediſche Einflüſſe zu ex-
fennen; aber auc<h ganz deutſche Spiele, teils mit Motiven
des alten Volk3ſpiels 'befruchtet, teils mit ganz modernen
Tdeen, ſind in Menge entſtanden.
Hauptſächlich dur< den Wandervogel kam eine neue Be-
lebung des Singſpiels in den Schulen zuſtande. Dex Kreis
der Spiele, die im Unterricht geübt werden, iſt vlöglich
ungemein angewachſen.
Obgleich ſihß nun das Intereſſe am Spiel fehr verſtärkt
hat, jo meine ich doh, daß es in no< viel höherem Maße als
biSher Erziehung5mittel werden könnte. Denn es macht
Freude, vielleicht von allem,
wird, die meiſte und allgemeinſte Freude. Warum? Die
Gründe dafür ſind teils jeeliſcher, teils körperlicher Natur.
Erſtere ſind wohl zuerſt auf dem Gebiete der Phantaſie
zu ſuchen.
In jedem Menſchen lebt der Wunſc<, zeitweiſe jemand
anders zu ſein, den Kreis ſeines Innern ſtark zu erweitern
oder gar umzulegen. Man denke nur an unſere Vorliebe für
das Theater oder den Karneval. J< meine den Karneval
ſo, wie er in Süddeutſchland iſt; bei uns gibt e3 ja keinen.
Eine tleine Schülerin, die aus Aug3burg her zu uns kam,
erzählte mir : „Am Faſchingstage, da binden Vater, Mutter,
das Brüderchen und ich zu Hauſe eine Mas3ke um, und da-
mit gehen wir den ganzen Tag umher.“ Natürlich konnten
jie ſich troß der Mazke erkennen, nur die Luſt am Ver-
Heiden war es, die zu ſolcher Abenteuerlichkeit veranlaßte.
Daß der Menſch die innere Anlage zu dieſer Art dramatiſcher
Betätigung hat, beweiſt am beſten unſere geiſtige Tätigkeit
im Traum. Jm Traum ſpaltet man ſich in mehrere Per-
jonen, iſt gleichzeitig Erlebender, Zuſchauer und Schidfal.
Doc<h auch Gründe körperlicher Natur erklären die Vorliebe
des Kindes für das Kreisſpiel. Alle3, wobei ſie ſich bewegen
fönnen, macht den Kindern- Freude. Unerträglich ſind ihnen
oft die Fächer, in denen ſie ſtilljigen müſſen; außer wenn
erzählt wird : dann ſind ſie in ſtarker ſeeliſcher Bewegung,
und körperliche Ruhe wird ihnen Daher leichter. Erwähnen |
was in der Schule gemacht -
fönnte man auch no<, daß ein großer Reiz beim gemein-
jamen Spiel der ijt, daß das Kind für ein paar Augen-
blide ein Sonderweſen ſein darf, aus der Maſſe heraus
tritt, etwas auf jeine perſönliche Art tut. Daher ſpielen
die Mädchen lieber Kreisſpiele, Knaben übrigens ziehen
Sportſpiele vor.
Goethe bringt in den „Wahlverwandtj icGaſten“ diejen Ge-
danfen : „Männer jollten von Jugend auf Uniform tra-
gen, weil jie jim gewöhnen müſſen, zuſammen zu han-
deln. Mlle Knaben jind geborene Soldaten, man ſehe nur
ihre Kampf- und Streitſpiele, ihr Erſtürmen und Er-
klettern.“
Vie Mädchen dagegen ſollten niemals dazu angehalten
werden, jo völlig übereinzuſtimmen. Solc< Verfahren würde
ihrer Natur vollſtändig zuwiderlaufen, und bei Hebbel heißt
es: „Was wider die Natur iſt, das iſt wider Gott.“ Viel-
ſeicht Nieht eine jpätere Zeit ein, daß mit der vielfach jekt
übereinſtimmenden Behandlung der Geſchlechter während der
Schulzeit ein großer Fehler gemacht wird.
Wir hör en wieder Goethe: „Frauen ſollten durhaus man-
nigfaltig jein dürfen, jede nach eigener Art und Weije, damit
eine jede einſehen lernte, was ihr eigentlich gut ſtehe und
wohl zieme.“
m Spiel ſtellt das Kind eine große Mannigfaltigkeit von
Weſen Dar. Sh denfe dabei an Spiele von der Art, wie
meine eigenen. Sie können „den - ganzen Kreis der Schöpfung
auSwandeln“, ſich in Menſ<, Tier, Blume, Wolke, Brücke
und unzähligen anderen wiederfinden. Unumſchränkt herrſcht
die Phantaſie. Dies ſcheint vielleicht unlogiſch. Erſt hieß
es: Die werdende Frau ſoll lernen, Nie Jelbſt zu jein. Nun
joll jie plößlich alles nur Denkbare ſein, zum Spiel, ver-
jteht ſich.
Es iſt aber ſo ſinnlos nicht; denn der Menſch findet ſich in
allem, was ihn umgibt. Und was er von ſich ſelber nod)
nicht kennt, das lernt er bei andern kennen.
Um aber auf unſer einfaches rhythmij<es Spiel zurück-
zufommen: Die Gebärde, die das Kind für alle Weſen
findet, die es darſtellen ſoll, wird doc<h immer nur ihm
jelbſt in jeiner Eigenart entſprechen. Ein Spiel, m dem ſich
jo viele junge Menſchen bemühen, jeder ſeine eigene Sprache
zu reden, müßte ja nun ein furchtbares Chao3 ergeben und
für alle unbehaglich ſein.
Aber da kommt ein uuwiderſtehliches Geſezs. Man be-
jolgt das nicht, weil man von außen gezwungen wird,
wie bei vielem andern in der Schule, ſondern weil man
ſic innerlich gezwungen ſieht, aus dem Weg von den Ner-
ven her. Und man kann dieſem Geſet erſt gehorchen, wenn
es die Nerven zu erziehen beginnt, darauf einzugehen. Es -
iſt ein Urgeſeß. Es iſt der- Anfang. aller Schönheit, alles
geiſtigen Lebens, vielleicht alles inneren Lebens überhaupt.