Full text: Zeitschrift für Geschichte der Erziehung und des Unterrichts - 17.-19.1929 (17 bis 19)

80 Bastian: Schnepfenthaler Manugkripte. 
 
töricht als derjenige, der nur einige Glieder geines Leiben warten, die 
andern vernachlässigen will.“ - 
„Wenn man allen, die mit uns nicht einerlei Religionsmeinung 
haben, Wahrheitsliebe, Tugend, Recht zur Seligkeit abspricht, um die 
Meinung von gich zu hegen, als wenn man im ausschließenden Begitz 
der wahren, allein Seligmachenden Religion gei, 80 handelt man nach 
dem Urteil gewöhnlicher Menschen wohl recht, erwirbt Sich wohl gar 
den Namen eines klugen, verschlagenen Menschen, eines Patrioten, 
eines Hiferers für die Religion; aber nach den Grundsätzen Jesu Christi, 
die aus der Natur der menschlichen Seele herausgehoben sind, handelt 
man Schlecht, pflichtvergessen,“ 
4. „Wir arbeiten alle fürs Ganze“ (N. 156). 
(Rede?) vom 7. April 1799, wiederholt am 29. Mai 1803.) 
„In den ersten Zeiten betrachtete man die Arbeit als eine Strafe,' 
die Gott den Menschen wegen ihrer Sünden aufgelegt habe. Durch 
diese Vorstellung verwandelten die Mensgchen die Schöne Erde in einen 
Kerker, Sich in Gefangene und Gott in einen Zuchtmeister. In späteren 
Zeiten verlor gich zwar diege Vorstellung; aber man hielt doch die 
'Arbeit für etwas Unehrliches, für eine Schande und pries diejenigen 
Stündlich und ehrte Sie, die nichts taten und nur verzehrten, was andere 
hervorgebracht hatten. Dieser Irrtum ist nun freilich noch nicht ganz 
vergehwunden; aber er verliert gich doch immer mehr. Die Über- 
zeugung greift doch immer weiter um Sich, daß man durch Arbeit 
Sich ausbilde und geiner Bestimmung gemäöß lebe, daß folglich der- 
jenige Mensch die mehrste Achtung verdiene, der in geinem Berafe 
am tätigsten 1st.“ 
„Ich verstehbe hier ſunter dem Ganzen nicht das Universgum, 
Sondern] nur die ganze Erde mit allem, was darauf ist und gein wird. 
Für diese arbeiten Wir, wenn wir unsgere Krätte gut anwenden. Ungere 
Tätigkeit kommt der ganzen Erde zugute und der spätesten Nachwelt. 
Davon können wir uns überzeugen durch den Sichtbaren Zugammen- 
hang, den wir im Ganzen bemerken. Die Luft, die ungere Erde um- 
gibt, enthält eine Verbindung zwischen allen Winkeln dergelben; die 
Bäche und Ströme Setzen die Quellen, die aus ungern Gebirgen ent- 
Springen, in Gemeinschaft mit dem Weltmeer. Es iSt ein gichtbarer 
Zugammenhang in der Geisterwelt oder in der Gegellschaft der Menschen. 
Durch Reisen, Handlung, Briefwechsel, Bücherschreiber wird eine be- 
Ständige Verbindung zwischen allen Nationen unterhalten. Dieges 
gegenwärtige Jahr steht in Verbindung mit allen Jahrhunderten, die 
'") Diese Rede Soll nach den Aufzeichnungen Herrn O0. Röges auch 1796 
gehalten worden gein; doch konnte ich eine Bestätigung dafür im Jahrgang 
1796 der „Nachrichten aus Schnepfenthal“ nicht finden. Hier stehen die 
wichtigsten Abschnitte der Redeg. :
	        
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