Ausloſung innerhalb von 2 Jahren vom .1. Okiober 1918 ao;
ſeßicere zu dauernder ÜUnlage geeignet, unfündbar bis 1921
ſeitens des Reiches. Fals Inhaber vorher das Geld anderwei-
tig bedarf, kann er dic Wapicre verkaufen. Kurswerti bei Auf-
legung 97,50%, aus8gelöjt mit 100%. Bergleich mit biSherigen
Reichs- und Staats5papieren, alſo Vorteil im ZinSserirag und
vorausStichtlicer Kursgewinn bei Verkauf. = Herabſezung des
Kurſes bei „Sperre“ bis 15. April 1915 auf 97,30%. Zwe dex
Sperr: Verhinderung der Spekulation oder voreiligen Ber-
faufs bei ſteigenden: oder fallendem Kurſe während der erſten
Kricegamonate. Sicberheit: Bürgſchaft des Deutſchen VYieicheSs.
( Wenn das Reich nicht mehr ſichere Bürgſ<aft leiſten könnte,
fönnten e3 die Sparkaſſen ſchon längſt nicht mehr. Alſo ſteigt
die Sicherheit in jedem Falle, wenn ich meine Erſparnijje dem
Reiche leihe.) Warnung vor törichten Sorgen und Befürc-
tungen.
3. Flüſſigmachen de8 Gelde3 für die An-
Leihe: Wer voreilig da8 Geld von der Sparkaſſe geholt hat,
kann jeßt feine Torheit wieder aqutmachen und no<ß dabei ver-
vienen. Alſo nußlo3 liegendes Geld hingeben. Die Sparkaſ-
ſen zahlen ohne Innehaltung der Kündigungsfriſt Guthaben
aus. Sie nehmen meitjt ſelbſt dic Zeichnungen entgegen. (Den
Schülern Zeichnungslijte zeigen und erkflärem! Falls die Schü-
ler ſelbſt darauf Ffommen, daß die Sparkaſſen in Schwierigkei-
ten geraten fönnen, itt ihnen zu zeigen, daß bejonders8 geſchaf-
fene Kriegsdarlehnsfaſſen für Ddiejen Fall
ſyaffen. Näheres Gingehen auf das Weſen dicſer Darlehn8-
kaiten iſt bei ihrer Ginrichtung crfolgt, fann andernfalls aber
auch hier geſchehen.)
. Wer ſoll zeichnen? Nicht nur Millionäre!
(Krupp hat 30 Millionen Mark übernommen, der Branden-
burgiſ<e Provinziallandtag 25 Millionen, Verſicherungs8geſell-
ſchaften, große Kommunen uſw. haben ebenfalls Millionen
aczeichnet.) Die Willionäre bilden einen zu geringen Teil der
Bepölferung. Der Mittelſtand und das Hxer der kleinen Spa-
rer geben den Ausſ<hlag. (Die Sparguthaben betragen im
Neiche 16 Milliarden Mark, der bewilligte Kriegskredit fünk
MVäailliarden und der zunächſt geforderte Kredit nur eine Milli-
ard.) Alfo: jeder foll zeichnen, der Mittel dafür flüſſig ma-
><en iann.
5. Warum ſollen wir zeichnen? 3) Wie nach-
gewieſen braucht das Reich viel Geld. Daher in der Reich3-
tagöjißung vom 4. Auguſt einſtimmige Bewilligung des Kredits
dur< alle Parteien. Der engliſche Minijter Grey, der IJrößte
Krieg8heßer, hat geſagt: „Die letzte Milliarde entſcheidet den
Sieg!“ ZYeigen wir, daß Deutſchland nicht nur den leßten
Mann, ſondern auch die leßte Milliarde für ſeine Größe und
jeine Chre zu opfern bereit iſt. Deutſchland muß dem Auz3-
lande beweiten, daß ſeine Finanzen cbenjo vorzüglich agcordnet
ſind wie ſein Heerweſen. E3 ruft uns alſo eine Pflicht gegen
das Baterland! d) Unſere Väter, Brüder und Sohne Jeden
Sitande3 opfern im Felde unter ungeheuren Leiſtungen Ge-
ſundheit und Leben. Wollen wir in törichter Sorge und Klein-
gläubigkeit ihre Erfolge herabmindern? Wollen wir e3 ver-
antworten, wenn infolge dieſer Torheit die Erfolge unſerer
tavferen Kämpfer nicht bis zum Ende aus8genußt werden koönn-
ten? Nein, es iſt eine Pflicht gegen die, die ihr Leben wagen,
die Anleihen zu zeichnen! 6) Der Sicherheit und Macht des
Staates verdanken wir die Sicherheit unferer wirtſchaftlichen
Exiſtenz. Cin ohnmächtiges Reich kann ſeine Bürger nicht
ſchüben. CZ ift alſo eine Pflicht der Dankbarkeit gegen das
Reich, das erforderliche Geld zu ſchaffen! d) Wenn wir da3
Unſere erhalten und die Segnungen eines mächtigen Reiche3
auc<h in Zukunft genicken wollen, dann iſt es endlich eine
Pflicht der Selbfierhaltung, die Anleihen zu zeichnen! (An-
ſchließend Appell an die Schüler, auch die Gltern darüber auf-
zuklären! )
Vv. Winke für den Rechenunterri<ht: a) Be-
qriff einer Milliarde. Der bewilligte Kredit beträgt fünf Milli-
arden. Wieviel auf den Ginwohner des NReiches (68 Villionen
Einwohner) ? Wieviel auf die Durchſchnit38familie von fin]
Köpfen? Zinſen für fünf Milliarden jährlich, halbjährlich,
inonailib, täglich. bd) Zinſen für X M in der Sparkaſſe bei
3%, für die ReichöSanleihe bei 5% ? Gewinn jährlich? Bis
1924? os) Wirilice Zinfen bei Berückſichtigung des Kurſes
von 97,50% auf 100 Mk. Vergleich mit der Sparkaſſe. Ver-
gleich mit dem Gelde „im Strumpfe“. 4) Ankauf von X M
nominal Reichöanleihe Kur3prei8s? Zinſen halbjährlich?
c (Deutſ<e Fortbildungsi<hule Nr. 19.)
!
Yeber Rußlands Schule und Bildungsweſen
entnehmen wir dem kürzlih erſchienenen Buche von Otio
Hocßſ>& (Rußland, Berlin 1913) folgende Angaben:
Die Zahl der Analphabeten beträgt für das ganze Reich
über 80 %, im europäiſchen Teile 77 %. Am niedrigſten iſt
der Prozentſaß in den Oftiſecprovingzen und in Finland. Da3
cinen AnsSatleich -
164
Volkfsſhulwejen ſteht unter dem Miniſterium der VolkS3aufs--
flärung und unter dem Allerheiligſten Synod. Am 1. Januar
1910 gab es im europäiſchen Nußland: 75 365 Schulen mit
4 873 843 Schülern, in den Oſtſeeprovinzen 3090 (170 282), in
Solen 3415 (284 363), in Finland 4485 (203 365), im ge-
jamten europäiſchen Rußland (ohne den Kaukaſus) 88 852
(5 707 428), im ganzen Reich 97 838 Schulen mit 6159376.
Schülern beiderlei Geſchleht3. und 154 117 Lehrern und Lehrer-
innen. Zun den 50 europäiſchen Gouvernements (ohne die
Städie Peter3burg und Kronſtadt) kamen 51,3 Schüler auf
1000 Cinwohner. Beſonders in den lezten 5 Jahren hat die
Arbeit an der Volfs8ſ<ulbildung einen merklichen Auf-
ichwung genommen. Sie bat erfannt, daß vom Stand der
Volfsichulbildung ſehr viel abhängt und daß ungebeucr viel
geleiſtet werden muß. ZJbhr Ziel war das Programm Stoly-
pins: „Weiter hält das Unterricht3zminiſterium es für ſeine
nächjte Aufgabe, durc< gemeinjame Arbeit von Regierung und
Geſellichaft einen jedermann zugänglichen, in Zukunft auch
obligatoriſhen GElementarunterrict für die geſamte Bevöl-
kerung des Reiches zu ſchaffen.“ Freilich iſt man von dieſem
gewaltigen Ziele noch rec<ht weit entfernt. Die Duma hat
zwei große BVolksſichulgeſeße, ein Finanz- und ein Organ1-
jationsSgejeB, zuſtande gebracht. Man einigte ſich auf den
Sdhulzwang und wollte eine einheitliche konfeſſionsloſe Gin-
beitsSſ<hule begründen. Auch gegen die von der Duma gefor-
Derten Koſten hatte der Finanzminiſter keine Bedenken...
Schwieriger war da38 Problem der - Unterricht3ſprahe. Da
mußland eine vielſprachige Neichäsbevölkerung aufweiſt (Groß
unſen, Weißruüſſen, Polen, Litauer, Finnen, Deutſche, Ufrai-
ner, Tataren), fo iſt dieſe Frage von beſonderer Bedeutung.
Viele Dumäabgeordnete verlangten den Unterricht in der
Mutterſprache, die Negierxung wollte im Prinzip nur die ruſ-
jui'che Sprache als Unterricht8ſprache gelten laſſen. Man einigte
jicß ſchließlich auf ein Kompromiß: Die Mutterſprache in
den ziüünteren, das Ruſſiſche in den oberen Klaſſen Unter-
richtsſprache, aber das Ruſſiſche Gegenſtand de8 Sprachunter-
richts von Anfang an. Gs wurde auch die Beſtimmung an-
genommen, daß Unterricht und Lehrmittel unentgeltlich ſein
jollten. Das GeſeB in dex Duma fam zuſtande.
Wie es aber für Rußland <arakteriſtiſch iſt: Der
Reichörat lehnte die GeſeBße 1912 ab. Damit
wurde das großartige Reformprojekt ins Unabſehbare vertagt.
Was die höheren Schulen (Mittelſchulen) anbe--
trifft), ſo hat das ganze Reich bei einer Bevölkerung von rund
165 Vuillionen 1500 höhere Schulen mit 424 000 Schülern, von.
denen drei Fünftel dem weiblichen Geſchlecht angehören. Dazu
fommen no<h zahlreiche Spezialſchulen: die Schulen für Wiili-:
tärx und Marine (69 mit 13432 Schülern), die achtklaſſigen
ſog. Kommerzſchulen (178; 40165) und die 'Privat- und Kixr-:
<henſchulen der Kirchen „fremder Konfeſſionen“ (2987;
169 229). Der klaſſiziſtiſche Lehrbetrieb überwiegt durchaus.
Die polizeiliche Ueberwachung und die Reglementierſucht wirkt
auf den Geiſt der Gymnaſien niederdrückend ein. Da3 Geſeß
vom 23. Mai 1912 hat eine großzügige Reform der Gehälter
für die Lehrperſonen an den Mittelſchulen gebracht. Männ-
liche und weibliche Lehrperſonen ſind gleichgettellt; das iſt <a-
ralkteriſtiſch für die eigenartig radifale Auffaſſung der Frauen--
frage in Rußland. |
Wa3 die Univerſitäten anlangt, ſo gibt es in Ruß>-:
land zehn: Beter3burg, Mo3kau, Kiew, Charkow, Odeſſa, Dor-
vat, Kazan, Warſchau, Toms8k, Saratow. Dazu kommen no
die Spezialhoh<ſhulen, wie da8 Adelslyzeum und die Recht3-
ſchule in |Peter3burg, die militär-mediziniſche Akademie, die
Beterinärinſtitute, drei tehniſche Hochſchulen u. a. Jm großen
und ganzen hat Rußland die Organiſation der deutſchen Uni-
verſität bis in die Ginzelheiten übernommen und nachgebildet.
Doch die Freiheit der Wiſſenſchaft fehlt; dafür hat die Re-
Der Rektor wird vom Zaren er--
gierung fein Verſtändn13.
nannt; über ihm ſteht der Kurator. Studentenſchaft und
Profeſſoren. werden polizeilich überwacht. Der furchtbare Dru&
führte zu revolutionären Bewegungen in der Studentenſchaft.
Die Regierung ſah in den Hochſchulen die Zentralſtellen der
revolutionären Propaganda. Die große Revolution von 1904/5-
hat den Univerſitäten ſehr geſchadet. Die Katheder verödeten..
indem die Profeſſoren in zahlreichen Konflikten mit der Res--
gierung aus ihren Stellungen aus8geſchieden waren. ES iſt be-
zeichnend für die Regierung, daß ſie mit Säbel und Knute der
Bewegung Herr zu werden hoffte. Eine Anſammlung von
Studenten und Studentinnen in Reter8burg wurde dur< einen:
rüclſichtsloſen Koſakenanariff zerſprengt, der Tauſende in3 Ge-:
fängnmi3 führte. Jedenfalls hat die Revolution dem Hochſchul-
weſen zum Schaden de8 Staates die ſchwerſten Wunden ge-
ſchlagen.
Veberblift man das Ganze,
Die Zahl von 80% Analphabeten iſt ungeheuer groß.
Dr. Conrad.
N neneantennetnd
ama
Für die Redaktion verantwortlich: Dr. Rudolf Penzig, Charlottenburg. -- Druck u. Verlag: O8kar Henſel, Gottesberg (Sc<leſ.).
ſo ſieht man, daß es mit
Bildung und Unterricht in Rußland recht ſc<lecht beſtellt iſt.
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Eies amm