Full text: Weltliche Schule - 46.1918 (18)

 
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Mitteilungen des Demiſchen Bundes für weltliche Schule und IMorainnieriicht. 
Nr. 46. 
Berliu 3.0. 16 
Bureau : Rungeftraße 27. 
Januar /; März 19158. 
Der Bund erſtrebt die Verwirklichung der welilichen Schule und die Einführung eines rein menjedlich- 
natürlichen Moratunterrichts. ; 
Mnſer Ziel : 
Afiigkieder des Bundes, die einen Jahresbeitrag von Mk. 5.--, und mehr zahlen, erhalten UMSONST die Halbmonatsschrift 
„EZthische Kultur“ mit der Beitage „Ainderiänd“. 
Div Wiedergabe von R 
rtikeln aus der „Wetttichen Schule“ iſt geſtattet, wenn die Bemerkung beigefügt wird: „Abdruck aus der 
(Bezugspreis Mk. 6,40.) 
„Weitlicden Schau 
 
Iuhalt. 
Der Klerikaligmus im Judentum und feine Sefahr für die 
- deutic<e Smule. Bon Dr.jur. Ernſt Emil Schweizer, Dreslau. 
Die Schule im Dienſte der werdenden Perſöniuichkeit. Eine Be- 
ſpreczung von Dr. Otto Conrad. . 
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Der Kierikalismus im Judentum und jeine 
Gefahr für die deutſiqe Scule. 
(Ein Betirag zur Begründung ves jüdiſchen AktiviSmus,) 
Von Dr. jur. Ernſt Emil Schweißer, Breslau. 
Seit Jahren wird im deuijhen Judentum eine 
eifrige Aritation für die Crrichtung von jüdiſgen Bvolts- 
ſchulen betrieben, ohne daß hiergegen biSher eine eni- 
ihiedene Stimnie des Proteſies laut geworden Ware. 
Dieſe von nationaliſtijſchex uind tieritaier Seite geiciteie 
Bewegung bedeutet eine ernſte Gefahr für Das deutiche 
- Judentum und für die deutiche Schule. Sie iſt zugleich 
von unmittelbar vrattiſchex Bedeutung, denn die jüdi- 
ſchen Gemeinden find in manchen Cinzeljtaaten, 3- B. 
„in Preußen, berechtigt, jüdiſche Schulen zu errtichten.“) 
(F3 handelt ſich nun um die Frage, ob dieje Schulen, 
die ſchon wegen ihrer geringen Klaſſenzahl eine jewere 
Benachteiligung der jüdiſchen Schüler darſtelien, nam 
dem Kriege wieder aufleben ſollen, und ob ferner jüdi- 
iche Schulen in größerer Anzahl neu errichtet werden 
jollen. 
Dafür tritt eine nationaliſtiſche Propaganda cin. 
So fordert in den Neuen Jüd. Monatsbeften vom 10. 
Oktober 1916 Profeſſor Dr. Loewe die: jüdiſchen Gemein- 
den auf, jüdiſche Volt8f<hulen, Realſchulen, Gymnaſien 
zu errichten, und der Gedanfe, daß es ſich hierbei nicht 
jowohl um die jüdiſche Religion als un die Pflege DEL 
- nationaljüdiſchen Beſtrebungen handelt, iſt der rote 
Jaden, der ſich dur< den Loewe'ſ<hen Artifei zieht. 
Nun kann auf das politiſ<e Problem des Nationals 
Südentums an dieſer Stelle nicht näher eingegangen 
werden. Nur ſoviel iſt feſtzuſtellen, daß die große Maſſe 
der deutſchen Juden der Vropaganda für die Pflege einer 
national-jüdiſchen, hebräiſchen Sprachkultur in Deutſc<- 
land fernſteht. Wenn nun den Kinderit dieſer deut- 
ſchen Juden die Erlernung der hebräiſchen Sprache und 
die Akzeptierung der jüdiſchen Religion8geiebe =< 11 
. denen die Yationaljuden hei verfönlicher religiojer In- 
differenz do<& ein wertvolles nationales Bindemittel 
ſehen -- aufgezwungen werden, 10 bedeutet dies vom 
Standpunkte der Mehrheit der deutichen Juden eine na- 
tionale Unterdrückung. Gerade diejenigen national- 
zudiſchen Kreiſe, die ſic zur Zeit mit anerkennenswer- 
 
1) Die wenigen jüdiſchen Schulen, die | don beſtehen, 
mußten. während de8 Kriege3 zum großen Teil ſuſpendiert 
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tem Eifer für die Rechte der jüdiſchen Minderheiten in 
Polen einſeßen, jollten bedenfen, datz fie ihr eigenes, bs 
rechtigtes Beſtreben leicht in zweideutigem Lichte 2x- 
jgeinen laſſen, wenn ſic zur jeiben Zeit eine nangnaie 
Beeinträchtigung der deutſchen Juden erſireben. ian 
fann mt zur felben Zeit, wo man draußen nam Frei 
heit und Gerechtigkeit ruft, zu Haufe eine Politik Dos 
Unfreiheit und des Zwanges betreiben. (Ts ijt auch 
meine Ueberzengung, daß die grote Mehrheit der z10- 
niſtiſchen Parteigänger dieſe Politik nict billigt Und nus 
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in der Preſſe nicht zu Worte kommt). 
Zugleich muß bemerkt werden, da? die ganze Mie 
thode, nach der unter deim Decinantel Der Religion poit- 
tiſch-nationaliſtiſche Zwecke verfolgt werden, icmweren 
Bedenken unterlicgt, ganz gleichgültig, wie nian iich zu 
dem Rrobloan des Kational-Judentnums elit. Selibit 
das jüdiſche Gebetbuch wird von Dr. Locowe nur beShalß 
gewürdigt, weil hier „das Religivie, Fanz abaeiehen von 
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ſügenblicSiniereſſen, jondern der erandm 
erzen liegt. Darum verdamme ich ginerfeitis ale eng» 
orzige Zioniſtentöterei und erienne 1CDerzeit 
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m, wo wirklich Großes und We 
Seite geleiſtet wird.) 
Darum wende iG mic aber andererieit 
vopulär dies auch henie fein mag =- gege 
reiche Strömung, die drauf U1D dran i1 
tum mit allen Schäden eines überbißten Nationaliamus 
zu infizieren. Eing eingehenden Veweis für dielen 
Vorwurf babe ic<ß in meiner Anzgeinandorfceßung mit 
dem Präſidium der national-iüdiihen Studenten-Ox- 
ganiſation erbracht (veröffentlicht in den K. C, Blättern, 
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r?, Dus JuDden- 
2) Val. meinen Artikel „Das Judentum UND Dex INNeTE 
Friede“ (Organ des Ventralvereins „Rm Deutſchen Reich“, 
Okt. 1917). Die anßerpolitiſ<en Fragen 5e3 Zioniämus8 babe 
im in meiner Arbeit „Englands Stellungnahme 31m Zioniäe 
ms und der Standpunkt dor deutſchen Juden“ („Grenzboten“ 
vom 22. 2. 18) erörtert. Das ſoziale Problem behandle ich 
;n meinem, in dieſen Tagen in Der Goiger' ſchen Allgem. Ze 
 
tung De8 Juwentums erſcheinenden prinzipiellen Auffaß: 
„Der Jude in der nichtfüdiſchen Umgebung. .-
	        
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