32 H. GRAUPNER
haften Gehöreindrücke durch AbSehen der Sprache vom Munde zu unter-
Stützen.
In Hannover Sind 7% aller Kinder 80 kurzhörig, daß Sie Flüstersprache
nur unter 6 m hören, die das normale Ohr auf 24 m versteht. Das Kkurz-
hörige Ohr Schwächt die Gehörgeindrücke und verändert gie; es wirkt zu
plump, als daß es der Kindergeele die feinen Schattierungen im Tonfall
übermitteln Könnte, durch die wir unSere Gemütsbewegungen unbewußt
zum Ausdruck bringen. Mancher rätselhafte Mißerfolg in der Gemüts-
bildung der Schüler findet hier Sicher Seine Erklärung.
Die Gehörsstörungen werden zu einem großen Teil verurgacht durch
Wucherungen im NasSenrachenraum, die nach Präparaten von Dr. Hoffmann
in der Größe von Nüssen die Atemwege oft völlig verlegen. Diese
Schüler (8-10%) können geistiger Arbeit meist nur 5-10 Minuten folgen,
können den Erzieher, der das Zwangsmäßige ihres Gedankenlaufes nicht
kennt, wegen der entsetzlichen UnaufmerkSsamkeit zur Verzweiflung bringen.
Die geistige Freiheit iSt meist durch eine leichte Operation wiederzuer-
langen, wenn Sich die Gehirnzellen noch nicht Schon dem krankhaiten
Einfluß auf die Dauer angepaßt haben.
Die rein phySiologischen gewaltigen Schwankungen des GeistesSlebens
vom tiefsten Schlaf bis zum Stadium der gesteigertsten Leistungsfähigkeit
findet nach Weichardt Seine UrsSache in dem von ihm neuerdings frei-
gelegten Ermüdungsgifit, dem Kenatoxin. Mit dem von demsgselben Forscher
als Eiweißspaltungsprodukt dargestellten neutraliSierenden Gegengift hat
Fritz Lorentz in Berlin die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit
Seiner SchulklasSse weSentlich heben können. Die praktischen KonSsequenzen
dieser interesSanten Befunde werden erst nach weiteren VerSguchsreihen zu
ziehen Sein.
Gern zustimmen wird Heinrich Siadelmann, der Schon lange die ver-
Schiedenen geistigen Typen und Temperamente erkannte als individuelle
Reaktionsformen auf die Ermüdungsgiite.
Um den zukünftigen Lehrern den Blick für diese phySiologisch- -pSYcCho0-
logiSchen VerhältnisSe zu Schärfen, Sie einzuführen in die WwiSSenSchafft-
lichen experimentellen Beobachtungsmethoden, hat Seminardirektor Dr.
Seifert in ZSchopau Selbsterbaute Apparate erSsonnen, pSychologisch und
pädagogisch von gleicher Genialität. Die Schüler mußten durch eigene
kritische Untersuchungsarbeit zu der Überzeugung gelangen, daß die Er-
müdung die Reizempfindlichkeit in allen Sinnesgebieten und bei der Auf-
merksamkeit herabsetzt.
Im Lehrerinnenseminar zu Dresden hat Dr. Stößner zwei KlasSsen die