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den argen Mißgriff vermeidet, die Schüler veranlaſſen zu
wollen, daß ſie die Reitgioſität des Herzens zur Schau
tragen (etwa dur; Mittheiluug frommer Empfindungen,
durc< Beten aus dem Herzen und dergl.) , ſo wird auch
eine Prüfung in Relitgtonskenntniſſen ganz unverfänglich
ſein, --“ Daß die halbjährliche Ertheilung der Cenſur nebſt
der davon abhängigen Beſtimmung des Plaßes, den jedes
Kind einzunehmen hat, und die halbjährliche oder jährliche
Verſetzung in eine höhere Claſſe zum Gegenſtande einer
öffentlihen Schulfeierlichkeit gemacht werde, findet Ree.
Überaus zweFmäßig, und er iſt ganz der Meinung des
Vorfs, , „daß gerade die Deffentlichkeit, die Gegenwart
ſämmtlicher Lehrer und der Schulbehörde, ſowie vieler Ael-
tern, der Verſeßung und Cenſur eine beſondere Autorität
gibt, der ſich ſelbſt ſtörriſ<he Aeltern williger fügen, als
wenn beide Acte privatim von den Lehrern vollzogen wür-
den.“ Mit Recht empfiehlt dagegen der Berf. auß den
Lehrern hierbei die größte Vorſicht; ſie müſſen „unparteiiſch
und ſtreng gewiſſenhaft verfahren , erſt na< wiederholter
reiflicher Prüfung Cenſur und Verſeßung veſiſtellen, dabei
die Individualität , die häuslic<en Verhältniſſe , die Hinder-
niſſe oder Förderungen im Guten, die bet jedem Kinde be-
Fonders in Betracht kommen , ſorgfältig berüFſichtigen, 1m
Lobe ebenſo vorſichtig und behutſam ſein, wie im Tadel,
und namentlich den leßteren nicht ſtärker ausdrüen, als.
nach der Eigenthümlichkeit des Kindes zu ſeiner Beſſerung
nöthig iſt.“ =- Die Entlaſſung der AÄbgehenden wird in
einer Bürgerſchule ganz mit der Entlaſſung der Confir-
manden zuſammenfallen, indem Cinzele , die etwa zu ande-
rer Zeit abgehen , keine öffentliche Feterlichkeit in Anſpruch
nehmen können. Der Abgang der Confirmanden iſt aber
jedenfalls zu einer ſolchen wichtig genug. Dieß hatte der
Verf. richtig erkannt, als er gleich nac<4 ſeinem Dienſt-
antritte eine beſondere Sculfeierli<keit dafür anordnete z
und er legt S. 16 das Geſtändniß ab: „I< ſelbſt habe
mich in und durch dieſe Stunden oft erhoben und für mei-
nen Beruf neu geſtärkt gefühlt, und von vielen meiner
ehemaligen Schüler und Schülerinnen habe ich die Ueber-
zeugung, daß ſie auch jeßt noM mit warmem Herzen der
Stunde gedenken, wo ich im feſtlihen Kreiſe als Lehrer
zum letztenmal zu thnen redete.“
Die mitgetheilten Reden ſelbſt ſind zwei Einwetihungs-
reden (bei Einweihung eines Schulhauſes und bei Einwet-
hung einer Anſtalt für den Unterriht armer Mädchen in
weiblichen Handarbeiten), vier Reden bei der Cenfur- und
Verſetßungsfeier , fünf Reden bei Entlaſſung der Confir-
manden, eine Rede zum Abſchied von der Bürgerſchule in
Rinteln, und eine Rede zur Feier des Geburtstages Sr.
Hoheit des Kurprinzen. Für die Cenſur = und Entlaſſungs-
feier hat der Verf. zugleich die Geſänge abdrucken laſſen,
mit welchen die Feier eröffnet und geſchloſſen .wurde , weil
ihn eigene Erfahrung belehrt hat, „wie ſchwer und be-
ſchränkt oft die Wahl der Lieder zu dieſen öfter wieder-
kehrenden Schulfeierlichkeiten iſt, während für die anderen
die Wahl leichter ſein dürfte und ſic< ohnehin na< dem
ſpeciellen Falle richten muß,“ Alle jene Reden geben ein ſchönes
Zengniß davon, wie zwedmäßig und treffend, wie warm
und eindringlich , wie kräftig und entſchieden der Verf, zu
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reden verſteht, Natürlich treten dieſe Vorzüge bald mehr,
bald weniger hervor; wir halten uns jedo<m bei näherer
Charakteriſirung der Neden, aus denen wir eine Menge
wahrer Gedanken und ſchöner Stelien anführen könnten,
nicht länger auf. Unbefriedigt werden ſie Keinen laſſen,
dem ein kräftiges Wort aus einem warmen Herzen Beifall
abzugewinnen vermag, Ree, ſpricht gern mit dem Schluſſe
der einleitenden Abhandlung: „Vor denen, die dem Sc<ul-
dienſte ſeine Weihe nehmen und ihn zu einem gewöhnlichen
Geſchäfftsdienſte erniedrigen wolien , bewahre uns der liebe
himmliſ<e Vater!“ und wünſ<ht von Herzen dem Verf, ,
daß es thm vergönnt ſein möge , ferner ſo kräftig und er-
folgrei< , wie biSher, für die höchſien Zwe&>e der Schule
thätig zu ſein, - Lorbherg.
Shul<ronik und MiSscellen.
Bres8lau, Nach den Reſultaten der vorſchriftsmäßigen Reviſio-
nen, welchen die Slementarſ<ulen unterliegen, waren (laut der ſGleſ,
Ztg.) im Jahre 1842 in Schleſien 3332 ſelbändige, und zwar 1940
evangeliſche und 1442 Fatholiſche , und 354, nämtic) 266 evangeliſche
und 88 Fkatholiſhe, von anderen abhängige oder Nebenſ<gulen vorhan-
den. Bei den evanzeliſh<en Schulen waren 2197 Lehrer und 389 Ad-
juvanten, bei den Fkatholiſ<en 1615 Lehrer und 493 Adjuvanten an-
geſtellt, ſo daß ſic) die Zahl der Lehrer auf 4694 veſtſtellte, Dieſe
Sdculen wurden von 456,267 Kindern befugt, von denen 230,915
zum evangeliſchen, 223,788 zum katholiſchen und 1364 zum moſaticgen
Glauben ſic) bekannten, Die lediglich für die Jugendbildung beſtehen-
den, Feine Ausgabven zur Unterhaltung der Lehrer oder Schulhäuſer
übernehmenden, dure) Geſchenke, CGolleeten und Privatſammlungen
geſpeiſten Schulfaſſen hatten, und zwar die evangeliſchen Schulen eine
Einnahme von 71,521 Thirn., die kathotiſmen von 37,155 Thlrn,
Bei Jenen wurden 57,840 Shlr., bei dieſen 28,335 Shlr, ausge-
geben, =“ 35 =
Karlsruhe, In Freiburg hat ein edler Menſ<enfr.und , Phil.
Merian, für wohlthätige Stiftungen die bedeutende Summe von
80,090 Gulden auszeſc8t (30,000 Gulden für 20 Jahre treu und
ehrlich Dienende , 24,0.,0 Gulden für die Waiſenanſtalt, 16.000 Gul-
den für arme S<ulkinder und 10,000 Gulden für den bürgerlichen
Kranken - , Sterbe - und Wittwenkaſſenverein,) == 3 =>
Hannover, Auch unſer Königreich hat jebt ſein „Klein - Düſſel-
thal,“ Der Schullehrer Geyer in Dinkelhauſen bei Uslar hat ſeit
einiger Zeit auf eigene Hand eine kleine Rettungsanſtalt für
verwahrloſte Knaben gegründet, Die Koſtgelder , welche gezahlt
werden , ſind aber mehrentheils ſo gering, daß der wackere Mann
nothwendig verarmen muß, wenn ihm nicht anderweit geholfen wird.
Daß er Hülfe verdient und zu dem erwählten Nebenberufe geeignet
iſt, darüber herrſHt nur Eine Stimme unter Allen, die ſeine deßfall-
ſige Wirkſamkeit beobachteten , daher aum der Frauenverein zu Uslar
ihm eben die beiden Söhne eines Vaters, der dem STrunke ergeben,
und einer Mutter, die im Zuchthauſe ſißt, vertrauensvoll Übergeben,
Herr Paſtor Bödeker, der ſo gern bereit iſt, alles Edle zu unter-
ſtüßen , bittet um milde Gaben, zu deren Annahme er ſiH bereitwillig
erklärt, Arendt,
St, Petersburg. Von den 12 gegenwärtig im ruſſiſchen Reiche
beſtehenden Lehrbezirken beſißt keiner, im Verhältniſſe ſeines Umfan-
ges , ſo viel Privatlehranſtalten , Lehrer und Lehrerinnen, Hauslehrerx
uud Hauslehrerinnen , als der Dorpat'ſc<e; denn derſelbe zählte zu
Anfang dieſes Jahres, nächſt den von der Regierung unterhaitenen,
173 Privatpenſionen und Schulen, ſowie 490 Privaterzieher und
Hauslehrerinnen, =- Am Jahrestage der Krönung des Kaiſers und
der Kaiſerin iſt in Tula ein adeliges Erziehungsinſtitut eröffnet wor»-
den, wozu der Adel 120,000 Silberrubel beſtimmt hat.
emen 3 omen