Full text: Allgemeine Schulzeitung - 21.1844 (21)

1643 
Deceimalbruhrehnung und der Tafeln auf die Auflöſung 
der einfacheren arithmetiſchen Aufgaben die Nede, deren 
verſchiedene Formen nicht allein für die unbenannten , ſon- 
dern auß für die benannten Zahlen ſich hoffentlich alle bei- 
ſammen finden.“ 
Dieß das Vorwort des Verfs. Den darin aunsgeſpro- 
<HPenen Anſichten iſt die Zuſtimmung ſchlehterdings nicht zu 
verſagen. Um ſo mehr Dank verdient der große Fleiß, 
mit welchem der vorliegende „faule Knecht“ gearbeitet iſt, 
der , nac) ungefährem Ueberſhlage 115,500 Reſultate ent- 
hält, was, da Alles dreimal gerechnet iſt, 346,500 Exem- 
pel vorausſeßt! --- Die beigegebene Anleitung verbreitet 
ſim ausführlich und mit Präeiſion über Decimalen über- 
haupt, ſowie über Einrichtung und Gebrauc< der vorliegen- 
den Tafeln, was ich jedoch mit der beſchränkenden Bemer- 
Fung begleite, daß im dritten Abſchnitte ſi< die verſchiede- 
nen Formen der einfacheren arithmetiſ<en Aufgaben do< 
nicht alle beiſammen finden, indem wenigſtens die Mi- 
ſchungsre<hnung unberücſi<tigt geblieben iſt. =- Ein Beli- 
ſpiel aus der Zinsrechnung möge darthun, wie die mit Des 
cimalen ausgeführten Nechnungen in der vom Verfaſſer 
gewählten Form ausſehen, 
Aufgabe 121. Wenn 2567 Thlr. 21 Gr. 8 Pf. in 5 
Monaten 100 Thlr. Zinſen bringen ſollen, wie hoc< muß 
denn dieſes Kapital verzinſt werden? Antw, : Mit unge- 
fähr 9,7. pCt, 
.. 10000 
Es iſt 55675 = 100000 : 25679 = 3,8943 
/ 77037 mal 12 : 5 
22963 77886 
20543 38943 
2420 5) 467316 
2310 93463 = 9 3; pCt, 
110 
102 
8 
oder 100 Thlr. mit 9 Thlr. 8 Gr. 4 Pf. 
Möge der gemeinnüßlichen Arbeit des Verfs. die wohl- 
verdiente Anerkennung werden ! 
Nr. 2. Au eine Art „fauler Knecht“ , enthaltend eine 
große Menge von Regeln, Anſaß - und Ausrec<hnungswei- 
ſen für den Gebrauch im praftiſHmen Leben, Man muß die 
Mühe loben, welche ſich der Verf. gegeben hat, alle dieſe 
Sachen aufzuſuchen oder auszudenken und zuſammenzuſiel- 
len. Von Begründungen und Verdeutlichungen iſt freilich 
nur äußerſt ſelten die Rede, auc< nicht von einem meth9- 
diſ<en Stufengange, da der Verf, eben nur ein retn prak- 
tiſches Häülfsbuch liefern wollte, Es wird alſo Kenntnmß 
der Grundre<hnungsarten, der Proportionsrehunung und des 
Reoſiſchen Saßes vorausgeſeßt, wobei man allerdings nicht 
begreift, wie das Büchlein zu dem Anhange kommt, wo 
in völliger Jſolirung und in großer Kürze die Brüche be- 
handelt werden, | - 
Als Einleitung ſind mehrere fehr genaue Reductions- 
tabellen gegeben, mit beſonderer Rüdſicht auf die württem- 
bergiſchen, preußiſchen und franzöſiſchen Hrünzen , Maße 
und Gewichte. Dann folgen in 11 Hauptabſc<nitten: Geld- 
rehnung; Gewichtrehnung; Fruchtrehnung; Weinrehnungz 
Längen -, Flächen - und Körperrec<hnungz Ellen-, Meilen -, 
1644 
Holz - und Heure<hnung (logiſch zuſammengeſtellt ?) ; Zeit- 
und Hausrechnung;z Papierrehnung; Rechnung für beſon- 
dere Zählarten; Zinsrec<hnung; Geſellſchafts - und Reparti- 
tionSre<nung. Abſchnitt I. enthält 22 Regeln, 3. B. 
Nr. 13: Preußiſche Thaler a 1 fl. 45 kr. (= 4 Vereins- 
thaler) werden in Gulden verwandelt, wenn man ebenſo 
viele fl,, 2 fl. nnd x fl. zuſammenzählt, als es Thaler 
ſindz (d. i., 2mal ſo viel Gulden, weniger gerade ſo viel 
1 fl. , als es Thaler ſind)z oder wenn man die Zahl der 
pr. Thlr, mit 7 multiplieirt und durc< 4 dividirt. Nr. 19. 
Napoleonsd'or a 9.2, fl. werden in Gulden verwandelt, 
wenn man deren Anzahl mit 297 multiplieirt und das Pro- 
duct durc< 32 dividirt, Abſchn. I. gibt 14 Regeln , 3, B. 
Nr. 13: Wenn der Preis eines Pfundes in Gulden be- 
kannt ifi, und man will wiſſen, wie viel Kreuzer das Quent- 
lein gilt, ſo wird die Guldenzahl halbirt und von dem 
Reſaltat ſo viel 16tel abgezogen , als der Quotient Ganze 
hat. --- In dieſer Weiſe geht es, wo irgend möglich , durc< 
alle Abſchnitte fort, Fehlen aber ſolße Regeln, ſo iſt un- 
mittelbar an der einzelen Aufgabe die Art ihrer Bere<hnung 
gezeigt, wie z. B. bei dieſer: „Jemand bedarf zum Aus- 
füttern eines Camiſols 3 Ellen 3% breiten Canevasz wie 
viel braucht er, wenn der Canevas 8 breit iſi ?“", wo ohne 
Weiteres alſo verfahren wird: ' 
2 | 
Ellen ? 4 Viertel breit. 
Viertel breit S | 3 Ellen. 
Zz 
Antwort: 2 Ellen. 
ohne alle Erklärung und Verdeutlichuug, womit freilich einer 
großen Zahl von Lehrern wenig gedient ſein dürfte , zumal 
da vie Beſtimmungen, woraus das Reſultat gefolgert wird, 
gerade hier eine ganz eigene Stellung erhalten haben und 
allerdings erhalten mußten. 
Mane ſehr praktiſche Regel iſt übrigens dem Verf. 
voc< entgangen. So fehlen 3, B. bei der Berechnung der 
rohen Nuthölzer, ſowie der ovalen und runden Fäſſer die 
ſh<häßbaren Hülfsmittel, welhe 3z. B. Montag in ſeinen 
„Regeln, Rechnungsproben und Rechnungsvortheilen“ (Wei- 
mar, 1841) gegeben hat. 
Was nun die behandelten Gegenſtände an ſich betrifft, 
ſo meine ich, daß die Anleitung ſich keineswegs auf „jeden 
gewöhnlihen Rechnungsfall“ erſire>e. I< vermiſſe gänz- 
li<ß: 1) die Agioberehnungen, 2) alle Ermittelungen von 
Verluſt oder Gewinn nach Procenten, 3) die Termin - und 
Zinſeszinsrechnung, 4) die Rabatt - und Tararec<nung, 
5) die Miſchungsre<hnung. Es fehlt alſo zur Vollſtändig- 
keit nicht wenig, und iſt ſolc<' ein Mangel bei der großen 
Menge der vorhandenen vollſtändigen Rechenbücher ebenſo 
wenig zu entſchuldigen , ſo ſehr er den von der Verlagsbuch- 
handlung beabſichtigten „erhabenen“ Nutßen beeinträchtigt. 
Als Kleinigkeit ſei no< bemerkt, daß Abſchn. XI. die 
Ueberſchrift führt : Von der Geſellſchaftis- und Nepartitions- 
(vder Theilungs-) Rechnung z; während wan doch nirgends 
erfährt , worin der Unterſchied zwiſ<en Geſellſ<afts - und 
Repartitionsrehnung beſieht, Gleich die erſte Aufgabe ift 
eine reine Theilungsauſgabe.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.