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Deceimalbruhrehnung und der Tafeln auf die Auflöſung
der einfacheren arithmetiſchen Aufgaben die Nede, deren
verſchiedene Formen nicht allein für die unbenannten , ſon-
dern auß für die benannten Zahlen ſich hoffentlich alle bei-
ſammen finden.“
Dieß das Vorwort des Verfs. Den darin aunsgeſpro-
<HPenen Anſichten iſt die Zuſtimmung ſchlehterdings nicht zu
verſagen. Um ſo mehr Dank verdient der große Fleiß,
mit welchem der vorliegende „faule Knecht“ gearbeitet iſt,
der , nac) ungefährem Ueberſhlage 115,500 Reſultate ent-
hält, was, da Alles dreimal gerechnet iſt, 346,500 Exem-
pel vorausſeßt! --- Die beigegebene Anleitung verbreitet
ſim ausführlich und mit Präeiſion über Decimalen über-
haupt, ſowie über Einrichtung und Gebrauc< der vorliegen-
den Tafeln, was ich jedoch mit der beſchränkenden Bemer-
Fung begleite, daß im dritten Abſchnitte ſi< die verſchiede-
nen Formen der einfacheren arithmetiſ<en Aufgaben do<
nicht alle beiſammen finden, indem wenigſtens die Mi-
ſchungsre<hnung unberücſi<tigt geblieben iſt. =- Ein Beli-
ſpiel aus der Zinsrechnung möge darthun, wie die mit Des
cimalen ausgeführten Nechnungen in der vom Verfaſſer
gewählten Form ausſehen,
Aufgabe 121. Wenn 2567 Thlr. 21 Gr. 8 Pf. in 5
Monaten 100 Thlr. Zinſen bringen ſollen, wie hoc< muß
denn dieſes Kapital verzinſt werden? Antw, : Mit unge-
fähr 9,7. pCt,
.. 10000
Es iſt 55675 = 100000 : 25679 = 3,8943
/ 77037 mal 12 : 5
22963 77886
20543 38943
2420 5) 467316
2310 93463 = 9 3; pCt,
110
102
8
oder 100 Thlr. mit 9 Thlr. 8 Gr. 4 Pf.
Möge der gemeinnüßlichen Arbeit des Verfs. die wohl-
verdiente Anerkennung werden !
Nr. 2. Au eine Art „fauler Knecht“ , enthaltend eine
große Menge von Regeln, Anſaß - und Ausrec<hnungswei-
ſen für den Gebrauch im praftiſHmen Leben, Man muß die
Mühe loben, welche ſich der Verf. gegeben hat, alle dieſe
Sachen aufzuſuchen oder auszudenken und zuſammenzuſiel-
len. Von Begründungen und Verdeutlichungen iſt freilich
nur äußerſt ſelten die Rede, auc< nicht von einem meth9-
diſ<en Stufengange, da der Verf, eben nur ein retn prak-
tiſches Häülfsbuch liefern wollte, Es wird alſo Kenntnmß
der Grundre<hnungsarten, der Proportionsrehunung und des
Reoſiſchen Saßes vorausgeſeßt, wobei man allerdings nicht
begreift, wie das Büchlein zu dem Anhange kommt, wo
in völliger Jſolirung und in großer Kürze die Brüche be-
handelt werden, | -
Als Einleitung ſind mehrere fehr genaue Reductions-
tabellen gegeben, mit beſonderer Rüdſicht auf die württem-
bergiſchen, preußiſchen und franzöſiſchen Hrünzen , Maße
und Gewichte. Dann folgen in 11 Hauptabſc<nitten: Geld-
rehnung; Gewichtrehnung; Fruchtrehnung; Weinrehnungz
Längen -, Flächen - und Körperrec<hnungz Ellen-, Meilen -,
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Holz - und Heure<hnung (logiſch zuſammengeſtellt ?) ; Zeit-
und Hausrechnung;z Papierrehnung; Rechnung für beſon-
dere Zählarten; Zinsrec<hnung; Geſellſchafts - und Reparti-
tionSre<nung. Abſchnitt I. enthält 22 Regeln, 3. B.
Nr. 13: Preußiſche Thaler a 1 fl. 45 kr. (= 4 Vereins-
thaler) werden in Gulden verwandelt, wenn man ebenſo
viele fl,, 2 fl. nnd x fl. zuſammenzählt, als es Thaler
ſindz (d. i., 2mal ſo viel Gulden, weniger gerade ſo viel
1 fl. , als es Thaler ſind)z oder wenn man die Zahl der
pr. Thlr, mit 7 multiplieirt und durc< 4 dividirt. Nr. 19.
Napoleonsd'or a 9.2, fl. werden in Gulden verwandelt,
wenn man deren Anzahl mit 297 multiplieirt und das Pro-
duct durc< 32 dividirt, Abſchn. I. gibt 14 Regeln , 3, B.
Nr. 13: Wenn der Preis eines Pfundes in Gulden be-
kannt ifi, und man will wiſſen, wie viel Kreuzer das Quent-
lein gilt, ſo wird die Guldenzahl halbirt und von dem
Reſaltat ſo viel 16tel abgezogen , als der Quotient Ganze
hat. --- In dieſer Weiſe geht es, wo irgend möglich , durc<
alle Abſchnitte fort, Fehlen aber ſolße Regeln, ſo iſt un-
mittelbar an der einzelen Aufgabe die Art ihrer Bere<hnung
gezeigt, wie z. B. bei dieſer: „Jemand bedarf zum Aus-
füttern eines Camiſols 3 Ellen 3% breiten Canevasz wie
viel braucht er, wenn der Canevas 8 breit iſi ?“", wo ohne
Weiteres alſo verfahren wird: '
2 |
Ellen ? 4 Viertel breit.
Viertel breit S | 3 Ellen.
Zz
Antwort: 2 Ellen.
ohne alle Erklärung und Verdeutlichuug, womit freilich einer
großen Zahl von Lehrern wenig gedient ſein dürfte , zumal
da vie Beſtimmungen, woraus das Reſultat gefolgert wird,
gerade hier eine ganz eigene Stellung erhalten haben und
allerdings erhalten mußten.
Mane ſehr praktiſche Regel iſt übrigens dem Verf.
voc< entgangen. So fehlen 3, B. bei der Berechnung der
rohen Nuthölzer, ſowie der ovalen und runden Fäſſer die
ſh<häßbaren Hülfsmittel, welhe 3z. B. Montag in ſeinen
„Regeln, Rechnungsproben und Rechnungsvortheilen“ (Wei-
mar, 1841) gegeben hat.
Was nun die behandelten Gegenſtände an ſich betrifft,
ſo meine ich, daß die Anleitung ſich keineswegs auf „jeden
gewöhnlihen Rechnungsfall“ erſire>e. I< vermiſſe gänz-
li<ß: 1) die Agioberehnungen, 2) alle Ermittelungen von
Verluſt oder Gewinn nach Procenten, 3) die Termin - und
Zinſeszinsrechnung, 4) die Rabatt - und Tararec<nung,
5) die Miſchungsre<hnung. Es fehlt alſo zur Vollſtändig-
keit nicht wenig, und iſt ſolc<' ein Mangel bei der großen
Menge der vorhandenen vollſtändigen Rechenbücher ebenſo
wenig zu entſchuldigen , ſo ſehr er den von der Verlagsbuch-
handlung beabſichtigten „erhabenen“ Nutßen beeinträchtigt.
Als Kleinigkeit ſei no< bemerkt, daß Abſchn. XI. die
Ueberſchrift führt : Von der Geſellſchaftis- und Nepartitions-
(vder Theilungs-) Rechnung z; während wan doch nirgends
erfährt , worin der Unterſchied zwiſ<en Geſellſ<afts - und
Repartitionsrehnung beſieht, Gleich die erſte Aufgabe ift
eine reine Theilungsauſgabe.