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der Schein- und Halbgründe jener Gegner nachzuwei-
ſen, wie ſol<e von den um- und durchwebten Phraſen zu
trennen. |
Barmen. Ewic.
Original - Werk über einen ganz neuen Unterrichtsgang.
Ein Buch für jeden Gebilderen von Maximilian
Otto Krämer, oxrdentl. Lehrer an der 1. Bür-
gerſchule zu Leipzig. Leipzig. In Commiſſion bei
Nobert Frieſe. 4844.
Es war e mal e Wirthshaus,
Dran hing € großes Schild raus,
Darauf war eingegraben,
Was all' drin ſei zu haben:
„Wein, Aepfelwein und Bierz
Auc< Schnapps befommt man hier!"
Ein Fremder ging hinein,
Verlangt 'nen Schoppen Wein,
Um ſic< daran zu labenz
Do< der war nicht zu haben!
Er fragt nach Aepfelwein,
Bekommt zur Antwort: Nein!
Und nun verlangt er Bier,
Do< das war auch nicht hierz
Nur Schnapps war zu erhalten,
S<napps, Schnapps, vom beßten Alten!
Unwillig ging von dannen er,
Sah nach dem Scilde nimmermehr!
Auch war einmal ein Büchlein fein,
Mit wunderſchönem Titeleinz
Es wollt? nur Orig'nelles geben
Und nicht mehr von dem Alten leben.
Als man ihm aber in Bauch geguct,
Hatt's doch nur „altes Zeug“ geſchluckt!
Lichtenberg ſagt einmal über das viele Bücherſhreiben
von Unberufenen? „Wenn der Wald ausgerottet würde,
ſo könnte man ſo lange Bücher brennen, bis neuer Holz-
vorrath gewachſen wäre.“ Das ſagte er ſc<on vor vielen
Decennien. Was würde er aber jeht ſagen über ſo man-
<es elende Machwerk, in dem die geſcheidten Gedanken ſo
verſteFt liegen, wie zwei Waizeniörner in ſieben Scheffeln
Spreu, die der Mühe des Suchens nicht werth ſind ? Würde
er es nicht als Material zum Weiterbau des babyloniſchen
Thurms zu verwenden rathen? Verſteht ſich, das e<hte Origi-
nalwerk ausgenommen! Do ſolhe Originalwerke, die ſich
bloß dur< Papier und Signalement legitimiren können,
aber mit ver Phyſiognomie im Widerſpruche ſtehen, wür-
den ohne Weiteres als verdächtig von einer guten Polizet
arretirt werden.
Die Arroganz und das kühne Selbſtvertrauen, womit
ver Vater unſeres Originalwerkes auftritt, gehen in's Aſch-
graue. Man ſehe noc< einmal ſeinen Titel an und höre
dann ein Stück aus ſeiner Vorrede :
„So ungern ich die Feder ergreife, um den übergroßen
Bücherthurm der pädagogiſchen Leſewelt noch um ein Werk '
zu erhöhen , weil man jeßt Nichts mehr zu fürchten hat,
als daß es ſich unter der großen Menge verliere uns manche
gute Perle ſhon im Strome mit fortgeriſſen und wenig
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pder gar ni<t zum Vorſchein gekommen iſt: ſo kann ich
doch dem inneren Drange nicht länger widerfiehen , mich
meinen Amtsbrüdern mitzutheilen und ihnen den Weg ihres
Forſ<ens mit dem Lichte meiner Erfahrung im Elementaxr-
unterrichte ein wenig zu erhellen.“
Er kann und darf es den Kleinen, die er ſy lieb hat
und für die es beſtimmt iſt, nicht länger vorenthalten. Am
. Schluſſe ſeines Büchelchens glaubt er nun dargethan zu
haben, daß ni<t „altes Zeug“ und „fixe Jdeen“ ſei-
nen Kopf bewegen. Er ſc<eint ſeine Gedanken zu hätſc<eln,
wie ein Schoßhünd<hen, und zu glauben, daß ihm nun alle
Binde Belobungsſchreiben , ob ſeinem Originalwerke, zu-
wehen ; aber wir werden uns bald überzeugen und mit
Göthe rufen: „In bunten Bildern wenig Klarheit, viel
Zrrthum und ein Fünkhen Wahrheit.“
(oben wir in furzen Excerpten die originellen Kraft-
ſtellen |
„Lehr - und Lernapparate, Erſtens 1 große Wandtafel,
zweitens 3 große Wandkarten, 1 Bildertafel, 1 Bilder-
tafel, 1 Schreib - und Leſekarte, 1 vollſtändiges ABC,
41 Bilderbogen, der die Bilder im Kleinen zeigt, und 1 Leſe-
buch ; drittens einige Rechenhölzer, nämlich 9 einzele Wür«-
fel von mindeſtens Zoll Höhe, 9 vierkantige rechtwinklige
Säulen von 10 Würfelhöhe und 1 Würfelbreite und
Dicke 216.4 Das iſt originell!
„Die große Bilderwand enthält 17 gemalte Bilder mit
darunter fiehenden , ſehr groß gedruckten Wörtern. Das
' erſte Bild, ein ſigender Knabe, Namens Georg, leſend im
Buche; das zweite, ein ſiriFendes Mädchen, Emilie ge-
nannt; das dritte ein Jgelz das vierte ein Haſe z das fünfte
ein Regenwurm in koloffaler Größe, dem langen und gro-
ßen Worte entſprechend ; das ſechſte ein Fiſc< , ein Karpfenz
das ſiebente ein Vogel -- ein Uhu --;z das achte ein über-
großes Wespenneſt mit einer darauf befindlichen verhält-
„nißmäßig großen Wespe, au< um dem langen und großen
Worte zu entſprechen. Aus dem Pflanzenreiche ein Paar
Nelken, eine Lilie, eine Samenkapſel und ebenfalls wieder,
um des langen Wortes willen einen re<t koloſſalen Apri-
koſenkern. Fünf Gegenſtände aus der Kunſiwelt: 1 Ofen,
1 Mantel, 1 Flinte, 1 Trompete und 1 Pianoforte, Das
iſt originell!!
„Das Nämliche, was hier im
der auf ihrem Bilderbogen im Kleinen.
Leſen gelernt werden.
„Der Lehrer tadle die Kinder nicht einmal, ſo ſehr es
auch der naſeweiſe, dumme, ungezogene Junge verdient.“
Das iſt gewiß originell!
Leſen , Rechnen , Schreiben, Zeichnen und Singen muß
von der großen Bildergallerie ausgehen. Zum Schreiben
wird geſungen? Rundum lieber Schiefer, rundum 2c. nach
eigener beliebiger Melodie, Das Schreiben will er nicht mit
graden Linien und Strichen. ſondern mit dem Kretſe begon-
nen und dazu die Mündung einer Trompete gewählt haben,
Der Lehrer ſoll die Bilder auf der großen Wandtafel au-
ſprechen, als lebten ſie und könnten ihn verſtehen 2c.
Nun interpretixt er ſeine Bilder, „Es gab ein Georg,
der den großen Lindwurm erlegte und dadurch eine Königs-
tochter rettete 2c. Der Igel iſt nicht allein in der Welt,
und wenn ein Igel im Garten einen Regenwurm frißt, [2
Großen, haben die Kin--
Daran ſoll das