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Nachdem hierauf von dem Lehrer das erwähnte Prä-
mium ausgetheilt worden war, ſpram; zum Schluſſe der
Feier eine der Schülerinnen ein kurzes Gebet.
Einfach , wie das Leben des Verſtorbenen, war dieſe
Gedächtnißfeier. Möchte das Andenken an Nitſert, das wir
ſo geſtiftet, ſegensreich fortwirken, auch) wenn unſer Mund
es nicht mehr erneuern kann, ermunternd für Lehrer und
Schülerinnen. Uns aber, die wir dem Trefflichen als
Freunde nahe geſtanden, uns möge das Bild des Cdeln
immer lebendig vorſc<weben, damit wir, wie wir alle aus
dem ebenſo erwe>enden, als belehrenden Umgange mit dem
Seligen täglich für Geiſt und Herz Gewinn ziehen konn-
ten, auch im Hinbli>e auf den Heimgegangenen immer
wieder neue Aufforderung finden, wie er nac) Kräften zu
wirken , ſolange es Tag für uns iſt.
D. K. Zimmermann,
Schulchronik und MisSceilen,
Brüſſel, 23. Dec, 1843. Die wichtige Angelegenheit der Or-
ganiſirung des Voiksunterrichts nach den Vorſchriften des Geſeßes
vom 23. Sept. 1842 hat dur<h die jüngſten Beſchlüſſe über die Nor-
malſchulen (Schullehrerſeminarien) ihre voUſtändige Erledigung erhalz
ten. Nach dem genannten Geſeße ſind dieſe Anſtalten dreierlei Art.
Zunächſt ſoll in jeder Provinz einer der Elementarmuſterſ<hulen ein
Normalcurſus zur Bildung junger Schullehrer angehängt , zweitens
ſollen zwei ſpeciele Normaiſchuken , die eine für die walloniſchen, die
andere für die flamändiſc<hen Provinzen errichtet und drittens können
die Privatnormalſchulen, wenn ſie ſich den Anordnungen des Geſeßes
unterordnen, der Vortheile desſeliben theilyaftig, mithin Pflanzſ<ulen
für die von dem Staate gegründeten Lehranſtalten werden, Für Rea*
iſirung jener erſten Abtheilung war ſchon durc; königliche Beſchlüſſe
vom 9. Juni, 13. Juli und 9, Auguſt d. I. geſorgt worden jeßt
iſt endlic) auch die Organiſation der zwei vollſtändiaen Normalſ<hulen
für die beiden in ſprachlicher Hinſicht verſchiedenen Theite des Landes
zu Stande gekommen. Für den flamändiſchen Theil wird die eine in
Vier , Provinz Antwerpen, für den walloniſchen Theil die andere in
Nivelles , Provinz Brabant, errichtet- Die Gegenſtände des Unter?
„ichts ſind ſo umfaſſend, als ſie nur ſein dürfen, um den Zweck , die
Bildung von Elementarſ<uilehrern, nict zu verfehlen durc< zu große
Srweiterung des intellectuellen Horizontes und dur) Anfachung von
Begierden und Beſtrebungen, die in dieſem Kreiſe ihr? Befriedigung
aicht finden können. Unter jener dritten Claſſe von Schulen, welche
das Geſeß Privatnormalſchulen nennt, ſind diejenigen gemeint, welche
die Biſchöfe von Lüttich , Tournay , Brügge, Namur und Gent ſchon
ſeit längerer Zeit zur Bildung von Lehrern für die freien katholiſchen
Volksſchulen in ihren Disceſen errichtet hatten. Unterm 28, Januar
d. I, haben dieſe Biſchöfe durch eine gemeinſame Eingabe an den Mi-
niſter des Innern exklärt, daß ſie bereit ſind, dieſe Normatſchulen,
ſieben an der Zahl , der durc) das Geſeß vom 23. Sept. v. I. ange
ordneten Inſpection zu unterwerfen. Dieſes Unerbieten iſt durc) einen
x3niglicgen Beſchluß vom 17, d- M. angenommen , und ſo herrſcht
aifo in dieſem ſo weſentlicen Zweige das beßte Einverſtändniß zwi-
ſchen Kirche und Staat, ganz in dem Geiſte, den das mehrerwähnte
Geſesß bezwec>te und der auch allein die rec<ten Früchte für die Jugend,
d. h. für die Zukunft des Landes brinzen kann. Nac<h vier Jahren,
vom 9. April 1844 ab gerechnet, werden die Gemeindevorſtände zu
Lehrern für ihre Gemeindeſchulen nur ſol<e Subjecte wählen dürfen,
die ihre Bildung in einer von der Regierung anerkannten Normalz
anſtalt erhalten haben. Ein wichtiger Punkt bei Organiſirung der
vciden Schulen. von Lier und Nivelles war die Wahl guter Directo-
ren. Als das Geſeß debattirt wurde , ging von der katholiſchen Seite
dex Kammer der Vorſchlag aus , daß die Directoren nothwendig Geiſt-
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liche ſein müßten, Dieſem widerſeste ſim der Miniſter des Innern,
verſprach indeſſen , wenn man ihm die Hände frei laſſe, Geiſtliche zu
ernennen == ein Verſprechen, das er nun auc gehalten, und zwar
ſind beide Geiſtliche tadelloſe würdige Männer, Hierüber aber wird
nun der Miniſter von der Oppoſition heftig angegriffen. Um es ihr
re<t zu machen, hätte er, ſeines Verſprechens uneingedenk, keine
Geiſtliche ernennen und den Einfluß der Kirche auf die Schule auf
Nichts .reduciren müſſen. Ueberhaupkt lauft dieſe Art von Liheraliemus
darauf hinaus , der Neligion des Volkes jede freie Bewegung , jeden
Sinfluß auf Voiksanſtalten, jede Bekämpfung antircligibſer Tendenz?
zen zu verargen und unterſagen zu wollen, wo denn zuleßt im Na-
men der Freiheit das Höchſte und Wichtigſte in unwürdige Feſſeln
gelegt und das Geid des Landes zur Gründung von Anſtalten , die
des Vertrauens des Landes entbehrten , verwendet würde, Die Re-
gierung hat weiſe gehandelt, ſich nic<t in dieſe Richtung hinein vers
loden zu laſſen; eine frühere Erfahrung von fünfzehn Jahren har?
uns belehrt, wohin ſie zuleßt führt« (AUl3, Z-+)
Oderberg, Wenn es Pflicht eines jeden Lehrers iſt, jede Gele:
genheit zu ergreifen, um in den jugendlicgen Herzen ihrer Zöglinge
die Liebe für König und Vaterland zu wecken und zu nähren 3 ſo ver
dient namentlic) das Feſt eine Anerkennung, welches einige Lehrer hier
am Abend des 13, Octobers v. I. zum Andenken an die durch die
Völkerſchlacht bei Leipzig vor 30 Jahren wieder errungene Freiheit
Deutſchlands veranſtalteten, Die Schuljugenb wurde auf einem der
Stadt nahe gelegenen Berge verſammelt und zündete dann ein Freu?
denfeuer an. Hierauf ſchallte weithin durch) die Stille des Abends von
der Höhe herab der Choral : „Nun danket Alle Gott“ unter Beglei»
tung von Blechinſtrumänten. Laut aber jubelte beſonders die Jugend
bei den patriotiſchen Liedern. Darunter waren: „Lüßows Jagd“ und
„Heit dir im Siegerkranz.“ Nun ertönte aus treuer jugendlicher
Bruſt ein Lebeho&) dem Vaterlande , und dem theueren Landebvater.
Sollte das den, der Liebe für König und Vaterland im Herzen trägt,
nict freuen, wenn er hört, daß dieſe heilige Pflicht erfüllt wird ?
Sollen ja auch dergleichen Begebenheiten in der Kirche erwähnt wet
en!
Bertin. An unſeren Kinderwarteſ<ulen haben ſich in der
leäten Zeit mehrere Uebelſtände herausgeſtelt. Dieſe Schulen werden
jest häufig von bemittelten und wohlhabenden Familien benußt, die
gegen ein Honorar von 5 Silbergroſchen monatlich denſelben ein Kind
anvertrauen dürfen 3 dadurc<; werden die beſtehenden Schulen ſo Über
füt, daß ſehr oft der Fall eintritt, daß arme hülfsbedürftige Aeltern
für ihre Kinder kein Unterkommen darin finden können, :obwohl für
dieſen Zweck -gerade jene Anſtalten eingerichtet und verhältnißmäßig
anſchnlic<de Beiträge eingeſammelt werden, Cin anderer Uebelſtand
beſteht darin , daß die Leiter ſolcher Anſtalten , oft wohl gerade nicht
im Stande, die kleine Jugend auf andere Weiſe zu beſchäfftigen , das
Gedächtniß der Kinder, die kaum deutlich) zu ſprechen vermögen, mit
unendlich langen geiſtlichen Liedern und Gebeten anfüllen und dadurd)
offenbar der geiſtigen Entwickelung dieſer Kinder einen unberechen=
baren Schaden zufügen« (Didask.)
Frankfurt a. O. Laut des dießjährigen Amtskalenders für Geiſtliche
und Schullehrer im hieſigen Regierungsbezirke gibt es in demſelben
nod) nage an 280 Stellen, die nicht volle 100 Shir. eintragen , ja -
13 Schulſtellen zwiſc<en 20 und 40 Thlr. Wann wird dieß doch ein-
mal anders und beſſer werden 2 == Nach dem erwähnten Amtskalen=-
der trieben im vorigen Jahre im hieſigen Regierungsbezirke 62 Lehrer
Seidenbau , 247 Obſtbau, 259 Baumzucht, 431 Gartenbau, 431
A&erbau und in 173 Schulen wurde den Knaben praktiſche Anleitung
zur Obſtcultur ertheilt, - 3 =
Magdeburg, Die hieſigen Lehrer, der ſtädtiſche Scultraib und
der Magiſtrat haben auf eine etatsmäßige Verbeſſerung der Schulſcel-
len und auf perſönliche Zulagen für einzele Lehrer angetragen. Dex
Antrag lautere auf 790 Thlr. Gtatserhöhungen, auf 375 Thir+ Per
ſönliche Zulagen und auf etatsmäßige Fixirung von 350 Thlrn., die
bisher als perſönliche Zulagen gezahlt wurden. Die Stadtverordneten
haben dagegen am 17. October v. I, beſchloſſen , nur 1080 Thlr. ais
perſönlicge Zulagen zu genehmigen. (Hall, 6.)
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