Full text: Allgemeine Schulzeitung - 21.1844 (21)

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Nachdem hierauf von dem Lehrer das erwähnte Prä- 
mium ausgetheilt worden war, ſpram; zum Schluſſe der 
Feier eine der Schülerinnen ein kurzes Gebet. 
Einfach , wie das Leben des Verſtorbenen, war dieſe 
Gedächtnißfeier. Möchte das Andenken an Nitſert, das wir 
ſo geſtiftet, ſegensreich fortwirken, auch) wenn unſer Mund 
es nicht mehr erneuern kann, ermunternd für Lehrer und 
Schülerinnen. Uns aber, die wir dem Trefflichen als 
Freunde nahe geſtanden, uns möge das Bild des Cdeln 
immer lebendig vorſc<weben, damit wir, wie wir alle aus 
dem ebenſo erwe>enden, als belehrenden Umgange mit dem 
Seligen täglich für Geiſt und Herz Gewinn ziehen konn- 
ten, auch im Hinbli>e auf den Heimgegangenen immer 
wieder neue Aufforderung finden, wie er nac) Kräften zu 
wirken , ſolange es Tag für uns iſt. 
D. K. Zimmermann, 
 
Schulchronik und MisSceilen, 
Brüſſel, 23. Dec, 1843. Die wichtige Angelegenheit der Or- 
ganiſirung des Voiksunterrichts nach den Vorſchriften des Geſeßes 
vom 23. Sept. 1842 hat dur<h die jüngſten Beſchlüſſe über die Nor- 
malſchulen (Schullehrerſeminarien) ihre voUſtändige Erledigung erhalz 
ten. Nach dem genannten Geſeße ſind dieſe Anſtalten dreierlei Art. 
Zunächſt ſoll in jeder Provinz einer der Elementarmuſterſ<hulen ein 
Normalcurſus zur Bildung junger Schullehrer angehängt , zweitens 
ſollen zwei ſpeciele Normaiſchuken , die eine für die walloniſchen, die 
andere für die flamändiſc<hen Provinzen errichtet und drittens können 
die Privatnormalſchulen, wenn ſie ſich den Anordnungen des Geſeßes 
unterordnen, der Vortheile desſeliben theilyaftig, mithin Pflanzſ<ulen 
für die von dem Staate gegründeten Lehranſtalten werden, Für Rea* 
iſirung jener erſten Abtheilung war ſchon durc; königliche Beſchlüſſe 
vom 9. Juni, 13. Juli und 9, Auguſt d. I. geſorgt worden jeßt 
iſt endlic) auch die Organiſation der zwei vollſtändiaen Normalſ<hulen 
für die beiden in ſprachlicher Hinſicht verſchiedenen Theite des Landes 
zu Stande gekommen. Für den flamändiſchen Theil wird die eine in 
Vier , Provinz Antwerpen, für den walloniſchen Theil die andere in 
Nivelles , Provinz Brabant, errichtet- Die Gegenſtände des Unter? 
„ichts ſind ſo umfaſſend, als ſie nur ſein dürfen, um den Zweck , die 
Bildung von Elementarſ<uilehrern, nict zu verfehlen durc< zu große 
Srweiterung des intellectuellen Horizontes und dur) Anfachung von 
Begierden und Beſtrebungen, die in dieſem Kreiſe ihr? Befriedigung 
aicht finden können. Unter jener dritten Claſſe von Schulen, welche 
das Geſeß Privatnormalſchulen nennt, ſind diejenigen gemeint, welche 
die Biſchöfe von Lüttich , Tournay , Brügge, Namur und Gent ſchon 
ſeit längerer Zeit zur Bildung von Lehrern für die freien katholiſchen 
Volksſchulen in ihren Disceſen errichtet hatten. Unterm 28, Januar 
d. I, haben dieſe Biſchöfe durch eine gemeinſame Eingabe an den Mi- 
niſter des Innern exklärt, daß ſie bereit ſind, dieſe Normatſchulen, 
ſieben an der Zahl , der durc) das Geſeß vom 23. Sept. v. I. ange 
ordneten Inſpection zu unterwerfen. Dieſes Unerbieten iſt durc) einen 
x3niglicgen Beſchluß vom 17, d- M. angenommen , und ſo herrſcht 
aifo in dieſem ſo weſentlicen Zweige das beßte Einverſtändniß zwi- 
ſchen Kirche und Staat, ganz in dem Geiſte, den das mehrerwähnte 
Geſesß bezwec>te und der auch allein die rec<ten Früchte für die Jugend, 
d. h. für die Zukunft des Landes brinzen kann. Nac<h vier Jahren, 
vom 9. April 1844 ab gerechnet, werden die Gemeindevorſtände zu 
Lehrern für ihre Gemeindeſchulen nur ſol<e Subjecte wählen dürfen, 
die ihre Bildung in einer von der Regierung anerkannten Normalz 
anſtalt erhalten haben. Ein wichtiger Punkt bei Organiſirung der 
vciden Schulen. von Lier und Nivelles war die Wahl guter Directo- 
ren. Als das Geſeß debattirt wurde , ging von der katholiſchen Seite 
dex Kammer der Vorſchlag aus , daß die Directoren nothwendig Geiſt- 
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liche ſein müßten, Dieſem widerſeste ſim der Miniſter des Innern, 
verſprach indeſſen , wenn man ihm die Hände frei laſſe, Geiſtliche zu 
ernennen == ein Verſprechen, das er nun auc gehalten, und zwar 
ſind beide Geiſtliche tadelloſe würdige Männer, Hierüber aber wird 
nun der Miniſter von der Oppoſition heftig angegriffen. Um es ihr 
re<t zu machen, hätte er, ſeines Verſprechens uneingedenk, keine 
Geiſtliche ernennen und den Einfluß der Kirche auf die Schule auf 
Nichts .reduciren müſſen. Ueberhaupkt lauft dieſe Art von Liheraliemus 
darauf hinaus , der Neligion des Volkes jede freie Bewegung , jeden 
Sinfluß auf Voiksanſtalten, jede Bekämpfung antircligibſer Tendenz? 
zen zu verargen und unterſagen zu wollen, wo denn zuleßt im Na- 
men der Freiheit das Höchſte und Wichtigſte in unwürdige Feſſeln 
gelegt und das Geid des Landes zur Gründung von Anſtalten , die 
des Vertrauens des Landes entbehrten , verwendet würde, Die Re- 
gierung hat weiſe gehandelt, ſich nic<t in dieſe Richtung hinein vers 
loden zu laſſen; eine frühere Erfahrung von fünfzehn Jahren har? 
uns belehrt, wohin ſie zuleßt führt« (AUl3, Z-+) 
Oderberg, Wenn es Pflicht eines jeden Lehrers iſt, jede Gele: 
genheit zu ergreifen, um in den jugendlicgen Herzen ihrer Zöglinge 
die Liebe für König und Vaterland zu wecken und zu nähren 3 ſo ver 
dient namentlic) das Feſt eine Anerkennung, welches einige Lehrer hier 
am Abend des 13, Octobers v. I. zum Andenken an die durch die 
Völkerſchlacht bei Leipzig vor 30 Jahren wieder errungene Freiheit 
Deutſchlands veranſtalteten, Die Schuljugenb wurde auf einem der 
Stadt nahe gelegenen Berge verſammelt und zündete dann ein Freu? 
denfeuer an. Hierauf ſchallte weithin durch) die Stille des Abends von 
der Höhe herab der Choral : „Nun danket Alle Gott“ unter Beglei» 
tung von Blechinſtrumänten. Laut aber jubelte beſonders die Jugend 
bei den patriotiſchen Liedern. Darunter waren: „Lüßows Jagd“ und 
„Heit dir im Siegerkranz.“ Nun ertönte aus treuer jugendlicher 
Bruſt ein Lebeho&) dem Vaterlande , und dem theueren Landebvater. 
Sollte das den, der Liebe für König und Vaterland im Herzen trägt, 
nict freuen, wenn er hört, daß dieſe heilige Pflicht erfüllt wird ? 
Sollen ja auch dergleichen Begebenheiten in der Kirche erwähnt wet 
en! 
Bertin. An unſeren Kinderwarteſ<ulen haben ſich in der 
leäten Zeit mehrere Uebelſtände herausgeſtelt. Dieſe Schulen werden 
jest häufig von bemittelten und wohlhabenden Familien benußt, die 
gegen ein Honorar von 5 Silbergroſchen monatlich denſelben ein Kind 
anvertrauen dürfen 3 dadurc<; werden die beſtehenden Schulen ſo Über 
füt, daß ſehr oft der Fall eintritt, daß arme hülfsbedürftige Aeltern 
für ihre Kinder kein Unterkommen darin finden können, :obwohl für 
dieſen Zweck -gerade jene Anſtalten eingerichtet und verhältnißmäßig 
anſchnlic<de Beiträge eingeſammelt werden, Cin anderer Uebelſtand 
beſteht darin , daß die Leiter ſolcher Anſtalten , oft wohl gerade nicht 
im Stande, die kleine Jugend auf andere Weiſe zu beſchäfftigen , das 
Gedächtniß der Kinder, die kaum deutlich) zu ſprechen vermögen, mit 
unendlich langen geiſtlichen Liedern und Gebeten anfüllen und dadurd) 
offenbar der geiſtigen Entwickelung dieſer Kinder einen unberechen= 
baren Schaden zufügen« (Didask.) 
Frankfurt a. O. Laut des dießjährigen Amtskalenders für Geiſtliche 
und Schullehrer im hieſigen Regierungsbezirke gibt es in demſelben 
nod) nage an 280 Stellen, die nicht volle 100 Shir. eintragen , ja - 
13 Schulſtellen zwiſc<en 20 und 40 Thlr. Wann wird dieß doch ein- 
mal anders und beſſer werden 2 == Nach dem erwähnten Amtskalen=- 
der trieben im vorigen Jahre im hieſigen Regierungsbezirke 62 Lehrer 
Seidenbau , 247 Obſtbau, 259 Baumzucht, 431 Gartenbau, 431 
A&erbau und in 173 Schulen wurde den Knaben praktiſche Anleitung 
zur Obſtcultur ertheilt, - 3 = 
Magdeburg, Die hieſigen Lehrer, der ſtädtiſche Scultraib und 
der Magiſtrat haben auf eine etatsmäßige Verbeſſerung der Schulſcel- 
len und auf perſönliche Zulagen für einzele Lehrer angetragen. Dex 
Antrag lautere auf 790 Thlr. Gtatserhöhungen, auf 375 Thir+ Per 
ſönliche Zulagen und auf etatsmäßige Fixirung von 350 Thlrn., die 
bisher als perſönliche Zulagen gezahlt wurden. Die Stadtverordneten 
haben dagegen am 17. October v. I, beſchloſſen , nur 1080 Thlr. ais 
perſönlicge Zulagen zu genehmigen. (Hall, 6.) 
-= 9 ->
	        
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