Mitteilungsblatt
des Deutſchen Wereins tür werktätige Erziehung
Derausgegeben vom geſchäftsführenden Vorſtans
Veilage zur „Arbeitsſchule“
Jahrgang 1932 Verlag Quelle & Meyer in Leipzig Nr. 1
Deutſcher Verein für werktätige Erziehung.
Gegründet 1881,
An unſere Mitglieder!
Hinter uns liegt ein Jahr ſchwerſten Kampfes, bangſter Sorge und ſchmerzlichſter Ent-
behrungen. Wir treten in das Jahr 1932 ein ohne Entlaſtung und ohne einen nahen Schimmer
der Hoffnung. Wir wiſſen nur eins gewiß: daß das neue Jahr die höchſten Anforderungen
ſtellen wird an unſere Kraft und Ausdauer. Sich darüber zu täuſchen wäre Verbrechen. Und
doh iſt ſicher, daß nur mannhaftes Ausharren in höchſter Not, ein unerſchütterliches Stehen
zu unſerem Glauben und Hoffen uns den Boden feſtigt, auf dem wir uns wieder erheben
können, Nur Untreue können von der Fahne laſſen. Unſer Glaube iſt die Heranbildung eines
Geſchlechts durch Bildung der geſtaltenden und ſchöpferiſchen Kräfte. Unſere Hoffnung iſt,
daß eine Jugend, deren Kräfte nicht in einſeitiger Verſtandesbildung und leerem Wortwiſſen
erſ<öpft ſind, die in des Lebens Nähe geſtellt, von Anfang an die ſrohe Tat, das Geſtalten
der inneren Erkenntnis als Ziel der Erziehung und Bildung erkannt hat, der ungeheuren
Aufgabe der Zukunft gewachſen ſein wird,
Faſt möchte man glauben, daß wir um fünfzig Jahre in unſerer Entwieklung zurüc-
geſ<leudert ſind. Müſſen wir wirklih Kampf und Arbeit um werktätige Erziehung aufs
neue beginnen ? Es ſcheint ſo. Staat und Gemeinden haben nur mehr für das Notwendigſte
Mittel, Was aber iſt notwendiger als die Jugend, die doch einmal die Wendung zum Beſſeren
und die Behauptung unſeres völkiſchen Daſeins und unſerer Wirtſchaft durchkämpfen ſoll,
für dieſen Kampf aufs beſte auszurüſten ? Die Nüſtung aber beſteht im Willen zur Arbeit,
in dem klaren Bli> für das Leben und in der Schöpferkraft deutſchen Tuns, Dies aber
waren von jeher unſere Jdeale.
Scart euc< in neuer Geſchlsſſenheit um dieſe Jdeale mit der gleichen Treue und Über-
zeugungskraft, wie wir ſie an unſeren alten Vorkämpfern gerühmt haben!
. Zum Neujahrstage 1932, zum Schiſalsjahre des deutſchen Volkes, zum Goethejahr ein
Wort des größten Deutſchen :
Feiger Gedanken Allen Gewalten
Bängliches Schwanken, Zum Truß ſich erhalten,
Weibiſches Zagen, Nimmer ſich beugen,
Ängſtlihes Klagen Kräftig ſich. zeigen,
Wendet kein Elend, Rufet die Arme
Mat dich nicht frei. Der Götter herbei.
Augsburg, Neujahr 1932. Dr. Löwened,
Deutſcher Verein für werktätige Erziehung.
Vorſtand: 1. Vorſ.: Oberſtadtſ<hulrat Dr. Lö wene>, Augsburg, Burgkmairſtraße 18.
2. Vorſ.: Schulrat Denzer, Darmſtadt, Alexanderſtr, 27.
Schriftführer: Lehrer Henke, Berlin NO 55, Heinrich-Roller-Str, 18.
Scaßmeiſter: Oberlehrer Löffler, Leipzig 3 3, Kronprinzſtr. 49.
Poſtſche>konto Leipzig 57024. Stadt- und Girobank Leipzig-Süd, Konto 24051.
Beiſißer : Kunſtgewerbelehrer H. Pralle, Hamburg 22, Schleidenplaß 16.
Ehrenmitglied: Schulrat H. Scherer, Offenbach, Wilhelmſtr, 21.
Landesverbände,
Anhalt: Vorſ. Werklehrer E. Standke, Köthen, Wallſtr, 30.
Schriftführer und Schaßmeiſter: Lehrer Friedrih Bußmann, Deſſau, Mozartſtr, 5.
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