weiß na<h-Hauſe zu tragen. DoH hatte i< no<h gar nicht
lange geſchrieben, als ſhon zwei Saalordner auf mich
zutraten: „Haben Sie einen Preſſeausweis?“ Das
mußte ich leider verneinen und da bekam ich zu meiner
Ueberraſhung die ſtrenge Anweijung, jojort mit meinen
Aufſhreibungen aufzuhören. Auf meine Frage nach
dem Grund Dde23 Verbots erhielt ih die merkwürdige Ants=
wort: „Wir haben e38 ſchon öiier erlebt, daß unbzſute
Sc<hreibmenſ<en eine ganz verdrehte Darſtellung unſerer
Züele in die Preſſe brachten; dem wollen wir vorbeugen!“
Am nächſten Tage traf ih mit Rudolf Heß wieder in der
Univerſität zuſammen. I< erzählte ihm lachend mein
Abenteuer von der Gottifried=-Feder-Berſammlung und
äußerte auch mein Befremden über die mir zuteil gewor=
Dene Behandlung. Rudolf Heß wiegte bedauernd den
Kopf und meinte: „Ia freilich, unſere Bewegung hat von
böſen Berichterſtattern ſhon manches Ueble erfahren --
darum dieſe Vorſicht! Aber, Menſ<, warum haben Sie
niht gleich nam mir gerufen? I< hätte Ihnen ſofort
die Erlaubnis zum unbekümmerten Mitſchreiben ver-
ſHafft!“ Da ging mir ein Licht auf über die bedeutjame
Stellung, welhe Rudolf Heß damals ſchon innerhalb der
Partei beſaß.
Zuletzt jei noh eines Erlebniſjes gedacht, welches un=
ſerem Rudolf Heß Gelegenheit bot, jeine gewinnende
Ritterlichkeit zu bekunden.
ES war in einer Borlejung des von uns beiden
außerordentlich verehrten Univerſitätsproſeſjors General
SauShofer. HauShofer las in diejem Semeſter über
„Geopolitik des Paciſiſ<en Ozeans“. Bei der Darſtellung
der räumlichen Enge in Japan und des großen japaniſchen
BevölkerungSwahstums kam HausShofer au<g auf die
Veſtrebungen Des aſiatiſc<en Inſelreiches zur Heimſtätten=
bildung zu ſprechen und -- indem er die Shwigrigkeiten
dieſer Beſtrebungen zeichnen wollte, entſ<lüpſte ihm ein
Hinweis auf die Damaſc<hkeſ<he deutſ<h2 Heimſtättenbewe=
gung. Dieſer Hinweis konnte von den Hörern jo auſ=
gefaßt werden, als ob Damaſ<hke die Grenzen des jür
Deutſhland Möglichen überſehe und für ſeine Ziele
auch keine ErfolgSauSſichten beſtünden. I< glaubte nicht
re<t gehört zu haben, fand: aber erſt nach einigen Tagen
Gelegenheit, mich mit Rudolf? Heß über die HauShofer'-
ſ<en Darlegungen auszuſprehen. Heß erklärte mir, er ſei
genau ſo peinlich berührt geweſen wie ich, habe aber --
er ſtand: in enger Arbeit8gemeinſ<aft mit Profeſſor Haus=-
hoier -- no<4 am gleichen Tage mit dem verehrien Lehrer
eine AusSſprache gepflogen, habe ſich dabei als überzeug=
ten Damaſ<keanhänger befannt und dann erfah=
ren, daß die bewußte Yeußerung gar nicht in dem Sinne
gemeint war, wie wir fie im Fluſſe des Borirages auſge=
jaßt hatten. Rudolf H2ß wiet mir, in gleicher Weiſe eine
Rückſprache mit Brof. HauSshofer zu ſuchen. Das tat
ich dann auc< ungeſäumt und erlebte die herzliche Freude,
Daß HauShofer nicht nur mir perſönlich ſeine große Hoch-
achtung vor Damaſc<kes , LebenSarbeit zum AusSdruc
brachte, jondern auh bei. Beginn der nächſten Vorleſung
vor der geſamten Hörerſchaft bedauerte, daß er neulich
ſeine Aeußerung über die Damaſchkeſche Heimſtättenbewe=
gung ſo mißverſtändlich gefaßt habe. Ueber die undbe=
dingte Notwendigkeit deutſcher Heimſtättenbildung äußerte
er jich in durchaus zuſtimmender Weiſe. |
Nun ſind elf Jahr2 ſeit dieſer Siudentenzeit ver=
FtriGen. Aus dem ſchiichten Kriegsleutnant, dem beſchei-
-Denen Studenien Rudol? Heß wurd2 der weithin bewuns=
derte Stellvertreter des Führers, wurde ein Mann, auf
den die ganze Welt ſ<aut und der in ſeinen Kund=
gebungen die ganze Welt aufhorhen läßt. Mir iſt es
eine beſondere perſönliche Freude, zu wiſſen, daß er ſich
ſ<on in den Kriegsjahren und dann in der gemeinjamen
Studentenzeit ſo ritterlich für den wahrhaft nationalen
und: ſozialen Gedanken der deutſchen Heimſtättenbildung
eingejezt hai, für einen Gedanken, den der Führer mit
folgenden Worten al8 Mahnruf vor ſein heißgeliebtes
deutſches Bolk ſtellt: „Haltet das Reich nie ſür geſichert,
wenn 23 nicht auf Jahrhunderte hinaus jedem Sproſſen
unſere3 Volke3 ſein eigene8 StüF Boden zu geben ver=
mag. Vergeßt nie, daß da3 heiligſte Recht auf dieſer
Welt das Recht auf die Erde iſt, die man ſelbſt bebauen
will, und da3 heiligſte Opfer das Blut, das man für dieſe
Erde vergießt“. („Wein Kampf“, Bd. 2, S. 754.) -
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Der Ruf zur Solle
im deutſchen Buch der verfloſſenen Jahre.
Von Kamerad Fritz S<midt, Dortmund. -
Kameraden! Die Papierflut der neuen Zeit ijt be=
ängſtigend, denn es iſt eine große Flut. Gefährlicher
aber wurde fie dadur<h, daß ſie eine Sündflut war. Was
haben Zeitungen, Zeitichriftten und Bücher alles über uns
ausgeihüttet. Die Schreiber und Dichter haben es
ihlimm getrieben.
ES iſt aber unehrlich und unrecht, ſich ſelbſt jo einfach
und leicht der eigenen Schuld entledigen zu wollen. Das
Buch- und Scrifttum der vergangenen Zeitipanne hat
auh viel Gutes gebracht. Eine gewaltige Prophetie hat
ſim an uns gewandt; aber zu wenige haben einen Sinn,
einen inneren Empfang dafür gehabt. DaS zeigt eine
Umichau nach dem „Ruf zur Scholle“ im Shrifttum der
verflojjenen Zeit.
Wer heute die große Bedeutung gerade Ddiejes Nots=
rufes recht jehen und würdigen lernen will, der muß
BVerſäumte8 nachholen. Wir wollen darum in Kürze
einen Gang dur<h das Buchtum machen, das ſeit langer
Zeit die verhängnisvolle Entwurzelung und ihr beängs=
jſtigende3s Fortſchreiten zur Verſtädterung aufgezeigt hat.
Shon Walther von der Bogelweide jubelte
und lebte. neu au", al38 er ein eigenes Lehen und eine
Heimſtatt erhielt.
„Gen Oſtland wollen wär reiten, gen Oſtland wollen
wir ziehn“ fangen die Landſucher im Mittelalter, ver=
ließen Ho? und Heimat, weil jie als Landloſe eigentlich
Feine Heimat hatten. --
Sciiller läßt im Tell jagen: „Hier ſind die ſtarken
Wurzeln Deiner Kraft . . .“ und an anderer Stelle:
„Daß der Menti< zum Menſc<hen werde, jtiſt' er einen
ew'gen Bund, gläubig mit der frommen Erde, jeinem
mütterlichen Grund.“
Der alte Goetihe, als er im Fauſt vergebens nach
allen denkbaren Quellen der LebensSerneuerung gejucht
hat, fehrt er zurü& zur S<olle und jubelt geradezu:
„EolHh ein Gewimmel möcht ich jeh'n, auf jreiem
Grund mit freiem Bolke ſteh'n.“
Wer Stein's und F. M. Arndt's Lebenswerk kennt,
wird wiſſen, wie. ſie den eigenen Grund und Boden als
Leben3quell von Menſ< und Bolk ehrten.
Fritz Reuter ſchrieb ein kleines Werk „Kein Hüjung“.
Ih kenne keine ergreifendere Shilderung des eingebo=
renen Sehnen8 nach Heimatiſ<holle, das nicht betäubt
werden kann, folange der ganze Kerl no< geſunde Säfte
im Geäder hat. Alle3 wird: eingeſetzt, bis er auf eignem
Grunde ſteht. Merkwürdiger Weiſe kennen viele
deutiche Verleger, Literaten und Leſer, die Schulen nicht
zu vergeiſen, gerade dieſes „mit dem eigenen LebenSblut“
geſHriebene Werkhen Friß Reuters nicht. Sage mir
einer heute einen mannhafteren Satz als diejen aus
„Zein Hüſjung“: |
„Dit's unſ! = Unf' eigen Hännenwark,
De Arbeit i8s unſ' Mark un TSeitken.“
Auch Gleihen-Rußwurm würdigt in „Sci&ijal der
Bölker“ die ewige Einheit von Bolk und Heimatland. --
Zu allen Zeiten haben trozdem die Völker dieſe Einheit
zerſtört, wenn der Eigennuß im Bolksleben und. StaatS=
geießz über den Gemeinnuß ſiegte. Ganz überwältigend iſt
ein Bli in den Kampf hinein, den dann Einzelne und
Gruppen aus dem heiligen Inſtinkt heraus gegen jene
dunklen Mächte der Entwurzelung und des Unterganges
führten. Man leſe dazu Peter Roſeggers Schi>falsbuh
an das deutſche Volk, „Jakob der Letzte“. Auc< Sko»s=
wronek3 Buch „Der Kampf um die Scholle“.
Die aufblühende Induſtrie und Technik ſchaltete ſich
in dieſen Vernichtung8gang ein. O, warum laſen die
Deutichen nicht, laſen niht mit dem Herzen, das den
Willen antreibt, „Felix Notifeſt“ von Chriſtoph Heer,
der die Verächtlichkeit des Satze3 „Wejſſ' Brot ich eiſſ',
deiſ? Lied ich ſing“ im heiligen Leuchten der S<ollen=
treue zeigt. . |
Später f<Hrieb Knut Hamſun um der gleichen Idee
willen „Segen der Erde“. . |
Klara Viebig 'gab un38 „Eine Handvoll Erde“, worin
Spekulation und Verſtädterung über Scollenjehnſucht
und natürliches Leben jiegen. |
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