Full text: Bodenreform - 45.1934 (45)

Immer zahlreicher wurden zuletzt dieje Dichtergaben. 
Aber wie taub und blind blieb da38. Bolk der Lefer und 
Schulen, der Regierungen und Machthaber. Wie ſtump?* 
blieb man, gegenüber dieſem |IhiFfalhaſten Teil der Herr- 
mann=Lön3-Dichtung: 
„Wie enge iſt es in der großen Stadt! 
Nur Mauern, nirgendwo ein grünes Blatt ...!' 
Oder: 
„Daheim im Dore ſpraß ein jedes Stüc, 
M ieles von Laſt und Leid und da8 von Glück.“ 
nd: 
( 
„Die Leute von heute, 
Verhungert, in Lumpen, 
Kein Heim und kein Brot, 
Keine Freude am Leben 
Und Ungjſt vor dem Tod. 
Das Leben iſt nüchtern, 
Das &terben iſt ſchwer; 
So ſeid Ihr, nicht wiſſend, 
Wohin und wofür.“ 
Wan leie doh heute: „Dortmund“, das zer flieht 
ob feines Rauche3, ſeines Staubes und ſeiner Steinwüſte- 
nei. Den „Bohrturm“, wo er das Bordringen von In= 
Duſtrie und Spekulation gegen Naiur und freie Arbeit 
als große Gefahr zeihnet. Warum verſtand man nicht 
die tiefe Idee des „Dahinten in der Heide“: „Wir 
brauc<en Bauern, nicht Großgrundbeſitzer“. 
O, hätten die Deutichen, die Auge und Herz3 hatten 
oder haben jollten, doch geleſen und verſtanden, was all 
die Dichterpropheten ihnen reichten ! Warum taten jie 
es nicht ? Warum machten ſich nicht mehr Volks8genoſſen 
auf, gegen den einen, allergrößten Feind des Volkes, 
gegen die Entwurzelung! 
Einer tat es ichon nah 1890. Adolf Damaſ<ke, 
der Begründer der deutichen Bodenreſormbewegung und 
ihr biSheriger Führer. Er und jeine Mitarbeiter boten 
dem deutichen Volke ſeit 40 Jahren eine große Zahl 
von Büchern und Scrift2n, eine ganze, große, kämpfende 
Rrophetie. (Wan laſſe ſich das Berzeichnis von Berlin 
NW 87, Leſſingjtr. 11, kommen.) Wie ein flammendes 
Feuer gegen die dorrende aber no< dichte Dornenhe&e 
brannte Damaihkes Kampf gegen die würgenden Mächte 
der Entwurzelung unſeres Volkes. (Lies au<h ſeine 
„Zeitenwende“.) 
Mein, an Dichtung und an Scrifttum hat es nicht 
gefehlt. War „die Zeit no<& nicht reif“? :Bewahr= 
heitete fich auch hier wieder, daß erſt „Not beten lehrt“?, 
und daß jie erſt ganz groß ſein muß, ehe der „ſiegende2 
König8fohn kommen und dur< die Dornenhe>e ins Kö= 
nig3ichloß dringen kann, um DornrösShen zu weden!“ 
Wie dem au<h jei. Heute heißt die Loſung: Hin zur 
SHholle! Ob es fih um Bauer oder Arbeiter handelt. 
S<hon im politiichen Teſtament Friedrichs des Großen 
von 1752 heißt e8: „Sollen ſie (die Wollſpinner) ihr 
Aus8kommen haben, fo müſſen ſie ein HauS8, ein Gärtchen 
und genug Weideland beſitzen, um zwei Kühe zu halten“. 
Wir fügen hinzu, daß der Rekordarbeiter von heute jich 
und jeine geſunden Kräfte nur retten kann in der gütig 
ſegnenden und heilenden Natürlichkeit einer Heimſtätte. 
Wir ſtehen mitten in Kampf und Hoſſnung. Wer 
rehter Kämpfer jein will, muß den langen Anmarſchweg 
kennen. Darum, Kameraden, hinein in diejes heilige 
deutiche Schrifttum, damit euch das Herz warm und die 
Kräfte ſtark werden für den großen deutſchen S<hi>ſal3= 
Ffampf um die Scholle und um die Neuwetrdung des 
Bolkes aus Blut und Boden. 
[Die Kameradſchaft -- 
ReichSvereinigung ehem. Kriegs8geſangener, Iuli 1934.] 
Siiedlung und Vodenpreis. Ueber die „Umſiedlung“ 
mit dem Ziel, u. U. neue Städte im Sinne Gottfried 
Fe ders zu ſc<affen, ſagt Stadtbaudirektor Dr. Ing. 
Mar Rendſ<midt in einem Vortrag vor der Freien 
Deutſchen Akademie des Städtebaues am 28. Iunt 1934: 
„Ebenſo notwendig wie die einheitlihe Regelung der 
Landbeſchaffung iſt die geſeßzliche Regelung der Bos=- 
denpreiſe, d. h. eine Angleihung der Bodenpreiſe an die 
Siedlerrente und den Bodenertragswert. 
noh vielfach willkürlih mit deutſmem Boden in marxiſtiſch- 
jüdiſ;Her Wuchermanier gehandelt! In Oſtpreußen 3. . 
dürfte der Hektar Bauernland niht mehr al38 175 bis 200 RM. 
237 
 
Heute wird; 
 
foſten, bereHhnet naHM dem BodenertragsSwert und einer Ka» 
pitaliſierung der mittleren Neinerträge mit 6 v. H., d. h. der 
Morgen Land 50 RM. In Wirklichkeit koſtet der Hektar 
heute noMH 900 bis 1000 RM,, d. hb. der Morgen 250 RM. 
Da38 bedeutet die bewußte Abdroſfelung der Siedlung dur< 
den Großgrundbeſitz, die jüdiſ<en Zwiſchenhändler und Bankz 
gläubiger!“ (Vgl. „ZahrbuH der Bodenreform“, 1931, S. 190.) 
„Der gerade von reaktionären Kreiſen be/;onder8 auS8gze? 
nüßte Si<herungs8ſ<Hußz hodverſchuldeter Rittergüter hat 
zu einer Kreditunwürdigkeit der geſamten Landwirtijchaſt ge- 
führt, die dur<ß teilweiſe empöorenden Mißbrauch von Oſthilje- - 
geldern no<h verſtärkt wurde. Au< ſolche Güter, die bereits 
zur Beſiedlung angeboten waren, verſ<wanden wieder 
im Sicherungsſ<uß.“ 
Den Erbhof entzogen. Da38 Anerbengericht Barten- 
ſtein (Oſtpreußen) hat einem Bauern die Verwaltung und 
Nußtnießung ſeine3 Erbhoies dauernd. entzogen und ſei= 
nem Sohn übertragen, weil er durc dve Bedrohung eines 
ſeiner perſönlihen Gläubiger eine niedrige Geſin- 
nung geoffenbart habe, die eimes ehrbaren Bauern nicht 
würdig ſei. Auch ſein Verhalten dem KreiSbauern=- 
führer gegenüber habe gine Dijziplinloſigkeit gezeigt, 
die ein Bauer im nationalſozialiſtiſchen Staat jich nicht 
zuſ<hulden kommen laſſen dürfe. 
Die Preiſe für Gemeindieboden ſind ojt durch 
Bauordnungen, welhe Ho<Hbau vorſehen, krankhaft 
in die Höhe gejetßzt. Die Stadtkämmerer weigern jich heut 
vielfach, dieſe Preiſe herabzuſezen, da jie die Ge=- 
meindej<hulden darau? baſiert haben. Der Direktor 
der Hamburgiſchen Baubank hat gegen dieſe Hemmungen 
vor kurzem leidenſchaftlichen Einjpruch erhoben (1. „Bo=- 
denreform“, Sp. 91: „Die Reaktion in der Boden=- 
jpekulation“): 
„Die VorauSſeßungen hierfür (zu einer vernünftigen Ber= 
wendung) wäre eine ſyſtematiſ<e Herabzonung der Bauhohe 
und eine Abwertung der Grundſtücke au? */,5 thres heutigen, 
für den Etagenaus8bau beſtimmten Wertes.“ 
Jetzt hat der Stadtrat in Nürnberg die Preiſe der 
itädtiſ<en Bauplätze 3war nicht um 90, wohl aber um 
30 %0 des WerteZs geſenkt! 
Der Weg der Nebenerwerbsheimſtätten in den Wer=- 
einigten Staaten. Im „National Induſtrial Re- 
covery Act“ (Gejez zum Wiederaufbau der Wirt- 
ſchaft) iſt ein Betrag von 25 000 000 Doilar vorgeſehen, 
um die Rücführung überichüſſiger Induſtriebevoöikerung 
auf das Land zu unterſtüzen und die Gründung von 
„SubsiStenze homesSteads“ (NebenerwerbSheim- 
ſt ätten)zu fördern. ES liegen aber heute bereits An= 
träge in Höhe von 34000000 000.-- Doilar vor. Im 
Auftrag des Präſidenten hat der Staatsſekretär des In= 
nern dem Innenminiſterium eine „Abtetiung für Neben= 
erwerbSheimjtätten“ angegliedert. 
Jede Heimſtätte wird. ein Haus mit 4--5 Zimmern und 
eine Landzugabe von 1--4 acres (0,4--1,6 Hektar) haben. 
Der Kaufpreis joll 2000--3 000 Dollar nicht Überſteigen. 
Neben diejen Nebenerwerbsſiediungen ſind auc rein 
ländliche Siedlungen geplant, vor allem in den jehr 
bedrängten Baumwollgebieten. Für beide Arien erhalten 
die Käufer der Heimſtätten langfriſtige Darlehen 
(15-25 Jadre) gegen geringe monatiiche ZinsS- und 
Tilgung8zahlung. 
Auch in den Vereinigten Staaten wird die NMots=- 
wendigkeit erfannt, dieſe Entwieklung unter ſozialen G2= 
jicht8punkten von ſtaatlichen Stellen zu fördern, nament= 
lich auh um die Bodenijpekulation, die diejen 
Siedlungen hindernd im Wege ſteht, auszuſc<halten. 
Eſelfutter und Zuwoc<srents. Der „Mancheiter Gar= 
dian“ bat jüngſt mit einer Rundfrage die reichſten 
Männer Englands, fia möchten doH einmal mitteilen, 
wie ſie zu ihrem Bermögen gekommen ſeien. 
Lord Henry Portman antwortete hierauf: „Wir 
Portmans verdanken unſer Vermögen 
einem Eſel! Al8 vor 200 Jahren einer unſerer 
Vorfahren krank war und die Aerzte als Heilmittel EſelS= 
milch verſchrieben, Ffaufte die Familie ein. ſol<esS Graus 
tier und, um ihm Futter zu geben, ein außerhalb Lon» 
don3 gelegene3, billiges StüFf Weideland. Heute liegt 
dieſe Eſel3weide 
bildes von London und wird au? 2 Milli- 
onen Pfund Sterling geſ<äßt. . .“ 
938 
innerhalb des Weich- u
	        
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