bauernjührer der Provinz Hannover eimen Erdölaus5=
ſ<uß gebildet, ebenſo die Induſtrie= und HandelsSkammer
zu Hannover. Wig ſehr der Handel au<ß heut no< Be=
denken hervorruft, hai die „Bodenreform“ durch die
Wiedergabe des Rundſchreibens der Börie in Hannover
(Spalte 221 ff.) gezeigt. Da die ſteigende Zunahme der
Motoriſierung einen erhöhten Bedarf erfordert, und es
darauf ankommt, neue Oelvorkommen zu finden, wurde
mit Hilfe der Regierung eine „Deutſ<e Geſell=
ſHaft für Mineralölforſ<ung“ ins Leben ge-
rufen, deren Voriitz StaatSsſekretär Fe der übernommen
hat. An der Geologiſchen LandeSanjtalt wurde ein „In =
titut für Erdölgeologie“ gegründet, das mit
der geologiſchen Bearbeitung und Kontrolle namentlich
der Bohrungen beauftragt wurde, an denen das Reich
ſic) mit 5 Willionen Mark beteiligen wollte. Wan hofft
mit ihrer Hilfe eiwa 60 Aufſ<lußbohrungen nieder3u=
bringen. Während man bis8her nur im Zuſammenhang
mit Salzlagern Erdöl fand, hat man 19309 in Thü=
ringen bei Bolkenroda auch bei anderen geologiſchen Bor=
ausſezungen Oel gebohrt, jo daß die Hoffnungen nichi un=
begründet ſind, mit ſteigender Nutzbarmachung der deut=
ichen Naturſhäße auh auf digſjem Gebiet deutſche Un=
abhängigkeit zu gewinnen.
Allerdings nur unter einer Bedingung, die -- jo
felbſtverſtändlich ſie klingt -- do gerade heute bejondere
Beachtung erheiſHt. Wir verweiſen auf die Meldung
au3 New York, mit der dieſer Brief beginnt. Die Bedeus=
tung dieſes Vorgehen3 hat die „Bodenreform“ ſchon 1930
(Spalte 67 ff.) nac< Witteilungen des Hauptvereins Der
Zonſervativen ſo geſchildert:
„Dieſe (in Deutſchland ſtill tätigen) Geologen jind
von der ſogenannten Sinclair-Gruppe hierher geſc<hidt
und ſtehen unter der Führung eines der beſten amerika=
niſHen Geologen. Die Sinclair-Gruppe iſt gewiäſjer-
maßen die Spizenleiterin für die Standard Oil Co.
und leiſtet jeweils die Aufklärungsarbeit in den einzelnen
Ländern, um dann die Ergebniſſe der Standard Oil auz5=
zuhändi gen.
Die Sinclair-Gruvype hat nun in aller Stille eine
große Anzahl von Konzeſſionen in der norddeutſchen
Tiefebene für ſich geſichert. Oldenburg, die Gegend von
Samburg und Med&lenburg jollen jiHhon zum größten Tei.it
in Händen der Amerikaner jein.
Der einzelne Grundbeſjißer ſieht auH nicht folgende
Gefahr: Die großen internationalen Oelgeſellſchaften, und
vor allem die Standard Oil Co., ſind darauf bedacht,
das ſie den Weltmarkt de8 Oel3, und vor allem die PreiS=
vildung des Erdöl3 auf dem Weltmarkt, allein beherrſchen
und in der Hand behalten. Sobaid irgendwo Nachrichten
auftauHen, daß neue Oelfelder vorhanden ſind, ſuchen ſie
dieſe ſofort in ihre Hand zu bekommen. Dies geſchieht
aber bei weitem nicht immer, um dieſe Felder au33zu-
beuten, ſondern um ſie ſtilſzulegen und um zu verhindern,
daß fie von anderen aufgeſchloſſen werden, damit ihnen,
den Amerikanern, keine Konkurrenz entſteht. Die Uns=
koſten zur Erwerbung dieſer Felder nehmen ſie mit Leichtig=
keit in Kauf, da ſie fie dur<h die gewaltſam hoc<gehaltenen
Weltmarktpreiſe um ein vielface38 wieder hereinbringen.
Die deutſ&en Grundbeſiter, welche mit den Ameritanern
Verträge abſchließen, graben fich alſo wahrſcheinlich ihr
eigenes Grad, indem ſie ſpäter die in Ausſicht genomme
nen Prozente aus der Förderung überhaupt nie erhalten,
weil die Amerifaner gar nicht fördern und durch. ihre
Verträge au<h jeden anderen an der Förderung ver«
hindern.“ --
E3 wird allerdin]38 alle38 darauf ankommen, ein Bo =
denre<Ht zu ſchaffen, das die große Aufgabe erfüllt,
die deutiHhen Naturſchäßze der deutſ<en BVolkswärtſchaſt 3u
erhalten und dabei im Kampfe gegen gewijjenloſe Spe=
- Eulanten nicht den geſunden, wagenden Unternehmergeitt
auszuſchalten. Die Vorſchläge unſere3 Bundes auf Grund
der Arbeiten eine3 ſo erfahrenen Kaufmannes wie Adolf
Pohlman (vergl. „Bergbaufreihe:t und StaatSinter=
eiſe“. Heft 32 unſerer „Sozialen Zeitfragen“) werden ge=
wiß daran helfen! --
Wir werden auf dieſe Frage, die dringend einer
ſchnellen und grundſätzlichen Klärung bedarf, z3urücß=
fommen.
Dein A. D.
243
Ein Kampf ums Recht im Stillen Ozean.
Wenn wir im Stillen Ozean eine Linie gezogen
denken von Hawai naß der Weſtſpize von Neuguinea
und eine zweite von den ehemal3 deutſchen Warſ<all»
Inſeln naß Samoa, ſo finden wir nahe dem Snitt=
punkt dieſer Linien eine kleine Inſel, die zur britiſchen
Gilbert=-Gruppe gehört und voi: den Eingeborenen
Paanopa genannt wird. Sie iſt kaum einen Qua-
dratkilometer groß und ragt an ihrer höchſten Stelle
60 Meter hoh aus dem Meere. Früher war ſie ein Ko=
rallenring, jeßt iſt ihre ehemalige Lagune mit einer rieti=
gen Maſſe Guano ausgefüllt, deren Tiefe auf 15 Meter
geſhätzt wird. Willionen Vögel haben Jahrhunderte lang
auf den: Korallen ihren Dung abgelegt und jo einen
Guanvo-Berg geſchaffen, der zu vier Fünſteln aus dem
vorzüglihſten Düngemittel der Welt beſteht.
Für dieſe3 winzige Eiland im fernen Ozean kämpft
ſeit 30 Jahren ein einzelner Mann in England ſelbſtios
mit mächtigen Gegnern einen Kampf ums Ret, einen
Kampf, der ein merkwürdige2 Licht auf Mißſtände im
engliſc<en Kolonialwejen wirſt.
Das wertvolle Guano=Lager von BPaanopa wurd2
im Jahre 1900 entde&t. Bi8 dahin hatte man die Cin»
geborenen, einige hundert ſ<öne, intelligente, zum
Chriſtentum bekehrte Menſchen, unbehelligt ihr friedliches
Leben führen laſſen. Nun erlangte die Inſel plötzlich
in den Augen der wenigen Leute, die von der Entde>ung
erfuhren, große Bedeutung. 1901 verlieh das britiſche
Kolonialamt der Pacific ISland8 Company, an
deren Spite Lord Stanmore ſtand, das ausſchließliche
Ret für 99 Jahre, auf der Inſel Guano zu graden und
aus8zuführen, und zwar zu Bedängungen, die ein reines
Geſchenk darſtellten. Für die erſten 6 Jahre hatte die
Geſellſhaft jährlich 50 Pfund, alſo rund 1600 Mark, zu
zahlen und in der Folgezeit 6 Pence = 50 Pfennig je
Tonne des aus8ceführten Guano, aber nicht etwa an die
Inſelbewohner, ſondern an die britiſce Siaatskaſſe. Der
Marktpreis der Tonne Guano war damal3 3 Pf. 17 Sh. =
77 Wark. Schorn 'in der Zeit von Iuni 1992 dis De=
zember 1904 erzielte die Gejellihaft einen BVeingewinn
von 1,7 Wiillionen Wark, während ihr urſprüngliches
Aktienkapital rund 1 Willion Mark betrug. Später wurde
die Pacific IsSland8 Company in die Pacific Phosphates
Comyany umgewandelt, die im Jahre 1920 von der dri=
viſhen, der auſtraliſgen und der neuſeeländiſchen Regie=
rung gemeinſam für 70 Millionen Wark aufgekauft
wurde.
Al8 die Guano-Aus8beute auf Paanopa begonnen
hatte, erſchienen mehr Weiße auf der Inſel; die Ber=
waltungskoſten ſtiegen; die Steuern der Eingeborenen
wurden erhöht, während ſie für ihre Urbeit aui dem
Guano-Berg Mindeſtlöhne erhielten, die gerade aus-
reichten, um ſie am Leben zu erhalten. Ie höher die
Steuern ſriegen, um ſo ärmer wurden die Eingeborenen,
und um ſo ſOwerer mußten ſie arbeiten, um die Schäße
ihre3 eigenen Seimatboden8 zum Nuten der Fremden
abzugraben. '
Unter den Sieuereinnehmern der Inſel, die dur< ihr
Umt mi den Eingeborenen in Fühlung kommen, befand
fich damal3 ein gewiſſer Thomas PottS. Der ſah
das Elend der ausgebeuteten E'ingeborenen, ſah die Rie=
ſengewinne, die den Aktionären adus dem koſtbaren Bo=
den der Inſel zufloſſen, und war unvorſichtig genug, da=
rüber eine Anſicht zu äußern, die höheren Orts mißſiel.
Die Folge war, daß er friſtlos entiaiſen wurde. Cine Adb=
findung, die man ihm anborc, wies er zurüs, weil ihre
Annahme ihm den Mund verſchloſſen hätte. Cr Fehrte
nah England zurüE und fing an, durch Preſſe und Par=
lament für eine beſſere Behandlung der Cingeborenen
von PBaanopa zu wirken. Nach langer Arbeit erreichte
er, daß die britiſge Regierung ſich gemötigt ſah, die Ab=
gabe von 6 Pence je Tonne an die Kaſſe der Gülberts-
Inſeln abzutreten und den Eingeborenen eine Rente von
1200 Wark jährlich als Erbpachtzins für ihr Land zu
zahlen. -
, Jahrelang bemühte ſich Pott3, eine gerichtliche Unter-
ſuchung der Umſtände herbeizuführen, unter denen Das
ZSolonialamt der Geſellſhaft da8 Recht auf die Guano=
Schäze der Inſel verlieh, aber die Regierung wich allen
244