Full text: Bodenreform - 45.1934 (45)

amerifanzer, hinübergebeten worden, und nicht in dem 
ſie im Auguſt 1914 geweſen: ich begehrte weiter ein ganz 
Wunſ<h, daß ich dort die Demokratie prieſe, ſondern im 
Gegenteil in dem Zutrauen, daß 1< der ſei, der mit Liebe 
und Stol3 von Dzutſhland zeug2, um die aufzurichten, 
welche dur< den ſ<re>lichen und völligen Niederbruch 
ihres alten Heimatlandes zerſchlagen waren. Und daß 
ich dies Zutrauen und dieſen Glauben nicht getäuſcht 
habe, bezeugen die Hunderttauſende, zu denen 1i< ge= 
ſprochen; die Zeugniſſe unſerer amtlichen Bertreter und 
mein Buch: die Brief2 aus Amerika. | 
Inzwiſhen iſt die Nationalſoztialiſtiſ<e 
Deutſ<e Arbeiterpartei zur Macht gekommen. 
Sie neigt zwar, in der Glut ihres großen GSiege5, 
dahin, anzunehmen, daß e3 vor ihrer Zeit no< keine 
rehten Deutſ>en gegeben habe, und alle Alten gering= 
zuſhäßen. Aber 28 wird einem Ulten erlaubt ſein, ein 
Wort von ſeinem Wollen und Streiten zu ſagen. 
In meiner Kindheit, in meinem Heimatdor?, war die 
SHeidung zwiſchen Großbauern und Arbeitern, und di2 
Feindſchaft zwiſchen ihnen ungeheuer. Nah meiner ein= 
faGen Natur, alle Menſ<en mit gleicher Teilnahme ums= 
faſjend, das Kirchſpiel, das ganze Bolk als3 eins 
jehend und alſo durHh und dur< ein Revolutionär, war 
jener Zuſtand das ſtärkſte Erlebnis und die große |<merz3= 
lid, e Verwunderung meiner Kindheit; und die Feindſchaft 
zwiſchen „UÜhlen und Kreyen“ und ihre Minderung oder 
gar Aufhebung iſt der Grundklang meiner erſten Erzäh=- 
Al8 ich dann junger Geiſtlicer wurde und zu 
lungen. 
derjelben Zeit, 1896, dig Nationalſozial2g Partei 
aufkam, wurde ich ſozleich ihr Mitglied. 
IH kann mir denfen. wie die jezigen Nationaljozia-. 
liſten über jene Bew2gung lächeln. In der 
Tat und 
allerdings, €8 fehlte dige Notiz2it und ihr bitteres 
Drängen ; e8 war im Gegenteil eine die Zeit; es fehlte. 
infolgedeſſen auch die allgemeine völkiſ<e Er= 
regung bi3 in die Tiere. 
war nicht unſere Schuld. 
geſchit. E35 iſt weiter auch wahr, daß uns der rechte 
Führer fehlie. Unſer Führer Friedrich Naumann 
-- ſonſt Ehre ihm in ailem! -- war kein ſtarker Mann. 
Aber auch das, mgein2 ich, war nicht ſeine oder unje2 
Skhuld. Führer werden geſhenft und nicht gemacht. Und 
ſo iſt es Tatſache: es iſt kein einziger für jene B2wegung 
geſtorben, nicht einmal der Führer jelber. Aber immerhin: 
wir waren ein Häuflein, und hatten dieſe Idee und wollten 
dasſelbe, wa3 der Grundgedanke der großen jetzigen Be= 
wegung iſt: den SozialiäSmuS8 vaterländiji< 
maßen und dadur<4 das Bolf einig. Der allbekannte 
BVodenreformer Da ma1]<ke, der damals für die na- 
tionalſoziale Partei kämpfte, erzählt in ſeinen Crinnce-= 
rungen, daß ich öffentlich für ſig eingetreten jei.t) Darin 
irrt ſein Gedähtni2: iH9 war zu ſc<eu dazu, fein Bolks5=- 
redner, kein Vorfämpfer, überhaupt kein Held. Aber ih 
habe all die Jahre treu zu ihr geſtanden. 
Als ſie dann, 1903, zuſammenbrach und die einen 
zur Sozialdemokratie, -die andern zu den Freiſinnigen 
übergingen -- beide in der Hoffnung, dieſe Barteien zu 
ihrer Idee hinüberzuziehen -- bin ich meiner Natur nah, 
die das Bolk als ein3 und einig ſehen wollt2 und ſah, 
politiſcm unerfüllt und h2zimatlos gewejen und geblieben. 
Wenn ih in den erſten Jahren nach dem Krieg die Re= 
publik verteidigie, ja lobte, weil ſie zur Zeit das einzig 
mögliche Band um unjer zerbro<ßenes Bolk bildete, 
und auh die Hoffnung hatte -- die ich bald verlor -- 
: 1) Nach meinen Aufzeichnungen hat Guſtav Frenſjen zwar 
nie Vorträge für uns gehalten, wohl aber den Vorſitz in 
mandher meiner Berſammlungen geführt und iſt in ein= 
leitenden und abſchließenden Worten für die nationaljoziale 
Sache eingetreten: 
„Zeitenwende“ S. 143: 
„Unter den Freunden, die uns bei jenem erjt2zn Borſtoß 
(im Dithmar'ſhen) halfen, wird mir namentli< ein Land= 
paſtor unvergeſſen bleiben, Guſtav Frenſſen, der uns in 
ſeiner anſchaulichen, eindringlihen Urt in den Berjammlungen 
ein beſonders wertvoller Helfer war. Er wurde auch ergriffen 
von dem Gedanken der Bodenreform, und e8 war mir eine 
beſondere Freude, daß- er mir von ſeinem erſten höheren 
Honorar, da8 ihm ſein „Iörn Uhl“ erbrachte, im Andenken 
an dieſe Tage 100 RM ſc<<i>te, um dadur< lebenslängliches 
Mitglied des Bundes DeutſHher Bodenreformer zu werden.“ 
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Aber ich meine, das. 
Zeiten werden von Gott 
 
 
daß die Sozialdemokratie national werden würde, wie 
anderes. neue3 Deuti<hland und war weiter 
nationalſozial, wie i<ß geboren und angetreten 
war. Da8 kann jeder au38 jedem meiner Bücher ohne 
eine einzige Au2nahme herausleſen. Das deutj<he Volk 
einig zu ſehen, den ſ<lichten Deutſhen in jeiner Seele 
reich zu zeigen, den Hohgebildeten und Wohlhabenden 
ſ<Hliht, vor Gott und ſeiner Seele nicht mehr als jener, 
Ut die Grundurſache wie das Grundweſen meines Le= 
benSwerk8 geweſen. Das haben auch mance erkannt und 
au8geſprohen. No< neuli<H zeigte die führende deutſche 
Zeitung im jetzigen Polen, das „Poſener Tageblatt“ vom 
7. April, des Jahre3, daß der „Paſtor von Poggjee“, der 
1921 erſ<hien, voll von Nationalſozialem wäre. 
Daß ih dann, als jene ſelbe Bewegung in unjerm 
öffentlichen Leben wieder erſchien und faſt der alte Name, 
micht ſo3leich Vertrauen hatte -- ich traute ihrem So= 
zialiamus niht - und nicht ſogleich glaubte, daß jenes 
Geſi<ht meiner Zugend: das einige, gereHt und ſtark 
geführte deuiſche BVBolk, doF no<+ wahr werd2n möchte, 
mich au< ſ<wer von der ſc<warz=rot=goldenen Fahne 
trennte, die mir von Kinderjahren an das Zeichen 
Des größern Deutſchlands geweſen und für de mein 
Bater 1850 bei Idſtedt geblutet, und daß ich an der neuen 
großen Bewegung durchaus nicht alles lobe, joll man 
wohl dem zugute halien, der jgines8 Volkes Weg und 
Skhijal viel tauſendmal bedacht, der fünf verſchiedene 
Regierungen erlebt und inzwiichen jiebzig Zahre alt 
geworden war. 
Und alſo: wenn die junzen Bauern im Kirchſpiel und 
ihre Frauen ſich rühmen und über mich wegſehen wollen, 
al3 hätte ic allzu zögernd geglaubt, jage ich: 
„Es iſt nicht ſo, daß unter d2n jetzt Alten und vor 
eu<h feine guten Deutſchen geweſen. Undich binein 
älierer Nationalſozialiſt al8 ihr alle.“ 
Generalfeldmarſchall von MWacdenſen feierte vor kur= 
zem ſeinen 835. Geburtstag unter Unteilnahme des 
Führers und des Volkes. Au<H wir Bodznreformer 
danfen dem großen Heerführer. Als e8 galt, im Felde 
für die Kriegsteilnehmer und Kriegsbej<ädigten Heim- 
ſtätten zu ſc<affen, ſhriebp er an Damaſhfe am 
1. Januar 1918: 
„Die Heimſtättenbewegung im Zuſammenhange mit der 
von Euer Hochwohlgeboren vertretenen Richtung der Boden -=- 
reform hat ſc<on vor dem Feldzuge meine lebhaſteijte 
Teilnahme gehabt. IH begrüße es daher mit aufrichtiger 
Freude, daß die Fürſorge für unjere Kriegsbeſhädigten jener 
Bewegung neue Nahrung gegeben hat.“ 
Zum Kulturkampf in Mexiko. Unter diej2er Ueber- 
Ihrift hat die „Bodenreform“ (Spalte 293) auf die jo 
folgenreichen Unterlajjungöjünden der fatholiſhen Kirche 
in den ſpaniſcr<; ſprechenden Ländern ergänzend hinge= 
wieſen, nachdem im „Iahrbuch der Bodenreform“ (Band 
XXXN, S. 108 ff.) ausführli< darüber berichtet wurde. 
Nun hat am 21. Novpember in der |panijc<hen Kammer 
eine Verhandlung ſtattg2?unden, die zeigt, daß Die opfer= 
reicße Not nicht umſonſt über Spanien hinweggeſ<ritten 
itt. Nah dem Sturz ver Monard<ie errichteten etwa 
30 000 landloſe Menſc<en, zumeiſt Landarbeiter, auf wenig 
benußten Teilen der Rieſenlatifundien Andaluſiens Heim- 
ſtätten. IZeßt forderten Abgeordnete der ſpaniſchen Land= 
bundpartei, die ſi9 au<h zur fatholiſl<en Union rechnet, 
im Namen des HPriſtlichen CigentumSbegriffs die UAuS= 
Üedlyung Dieſer 33 000. Der Landwirtſ<haftSminijter Ie= 
mine3 Fernandez erwiderie, er ſei biSher Profeſſor 
des kfanoniſhen Rechts an der Univerſität Sevilla ge= 
weſen, wäre alſo gewiß au<h berufen, über den <riſtlichen 
EigeniumSsbegriff zu ſprechen. Aber gerade von dieſem 
Standpunkt aus ſei es eine Verlezung der. <hriſtlichen 
Gerechtigfeit, wenn man dieſe Heimſtätter der Früchte 
ihrer Arbeit beraube zugunſten von Latifundienbeſitern, 
die ihre Pflicht als Berwalter eines großen Teiles des 
Bolksövermögens nicht erfüllt hätten. 
Mit großer Mehrheit ſtimmten die Cortes dieſen 
Ausführungen zu, und“ die katholiſche „BolkS8aktion“, die 
namentli< die <riſtlic=nationale Iugend jammelt, erz 
klärte die Bodenreform als die Kernfrage der ſpaniſchen 
Innenpolitik! . 
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