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Arbeiter-Jugend
muniſtiſ<en Remſcheid übrigens ſchon gibt.
Nach einem Vertreter der SPI. ſprach noc)
ein Redner der kommuniſtiſchen Volkshocl-
Ichule Remſcheid. Dieſer Kommuniſt kannte
ſicher ſeine Pappenheimer, wenn er erklärte,
die Jugend ſei von Herrn Kreß und ſeines»
gleihen genug „gepieſa>t“ worden. Im
ganzen betrachtet war die Kundgebung auch
in Remſcheid für unſere Sache ein Erſolg.
Die kommuniſtiſche Hochſlut wird hjier dank
dem unerſchrodenen Wirken und dem zähen
Ausharren unſerer Genoſſen Schritt um
Schritt zurückgedrängt. Nicht zuletzt durc)
die unfreiwillige Mithilfe ſolcher „Redner“
wie Kreß.
Die hinter uns liegenden Kundgebungen
haben nicht allein hohe ideelle Zwecke er-
füllt, ſie haben auc) Säumige wieder auſ-
gerüttelt und die in den vorderſten Reihen
ſtehenden Jugendgenoſſen mit neuer Zuver-
ſicht und neuen Hoffnungen erfüllt. Sie
alle erfüllt die Erkenntnis: das Wichtigſte iſt
im gegenwärtigen Augenbli> die ſchwer ge-
fährdete Republik. Mit ihr ſind wir auf Ge-
deih und Verderb verbunden. In der Inter-
nationale aber verkörpert ſic) für uns
Sozialiſten der Menſchheitsgedanke. In dem
Bewußtſein, daß über die Grenzen der Re-
publik hinaus ein breiter Weg zur Menſch»
heit führt, befennt ſich die Arbeiterjugend
an der Grenze des beſetzten Gebietes erneut
zur ſozialiſtiſchen Internationale, von der ſie
erhofft, daß es ihr recht bald gelingen möge,
die ſchwer bedrü>ten Volksgenoſſen an Rhein
und Ruhr einer beſſeren Zeit entgegenzus-
führen. R, K.
Unſer Mäd<hentag in Magdeburg.
Aus Magdeburg wird uns geſdrieben:
Einzelne unſerer Genoſſinnen trafen ſchon
am Sonnabend (das Datum fehlt in dem Bez»
richt. Red.) in unſerem bunten Magdeburg
ein. Die Mehrzahl kam am Sonntag mit
den Frühzügen an. Im Kloſterbergegarten
wurde die Zeit bis zu Beginn unſerer
Tagung mit Volkstänzen ausgefüllt, Um
1544 Uhr eröffnete Jugendſekretär A,
Meiſterfeld die Ausſprache und begrüßte
die ungefähr 150 anweſenden Mädel. Ge-
noſſſn PBakendorf, Zerbſt, die danach
das Wort ergriff, erklärte, daß wir unſere
Mädchen nicht zuſammengerufen haben, weil
wir eine geſonderte Zuſammenkunft der
Mädchen für notwendig halten, ſondern utn
unſere Mädel mehr no< als bisher zur
poſitiven Mitarbeit anzuregen.
Hilve Oldenhauer hob ſodann in
ihrem Referat „Unſere Stellung in der Be-
wegung“ beſonders die Unterſchiede zwiſchen
Der heutigen Erziehung unſerer Mädchen und
einmal die
ihrer früheren Ausbildung zu braven Haus»
töchtercgen hervor, die nur die Aufgabe
hatten, zu warten, bis ſie geheiratet wurden
Die zgeutige wirtſchaftliche Not erfordere nun
Berufstätigkeit der meiſten
Frauen und Mädchen und infolgedeſſen auc
ihre Teilnahme am öffentlichen Leben, Au
zu uns kommen ja die Schulentlaſſenen mit .
Träumen und Illuſionen vom „Wunder des
neuen Lebens“, Da iſt es unſere Aufgabe,
ſie aufzurütteln und ihnen zu ſagen, daß auch
ſie fich ihren Platz im Leben erkämpfen
müſſen. Wir wollen ſie. zu Sozialiſtinnen
erziehen, und zwar ſo, da3Z ſie es für ihr
ſpäteres Leben, aud) nad) ihrer etwaigen
Berheiratung, bleiben.
Die anſchließende Diskuſſion brachte An-
regungen 1nd Vorſchläge verſchiedenſter Art,
deren Für und Wider beſprochen wurde
Frau Arning, Magdeburg, war Dafür,
daß beſondere Mädchenabende, wie ſie ja in
mandjen Orten beſtehen, nicht nur mit
Handarbeiten ausgefüllt werden, ſondern daß
wir Richtlinien für die Mädchen aufſtellen
ſollen, damit ſie aktiver in der Bewegung.
und für die Bewegung arbeiten können.
Frau Juc<hacz, Berlin, behandelte ihr
Thema „Zukünftige Aufgaben im neuen
Staat“ ſehr anregend. Sie erinnerte an die
Staatsbürgerpflichten, die wir Mädchen zu
erfüllen hätten. GSelbſtverſtändlid) ſind dem
Mädel da Schranken geſetzt, die für den
Burſchen nicht vorhanden ſind. Erſtens durch
die verſchiedenartige Erziehung der Jungen
und Mädchen -- dieſe Unterſchiede wollen
wir ja möglichſt ſchon in unſerer Jugend-
bewegung beſeitigen. Zweitens aber durc
unſere ſpäteren Pflichten als Hausfrauen
und Mütter, die ja auc meiſt die weitere
Berufstätigkeit unmöglich machen. Aber
troßzdem ſoil die Frau mit ihrem Manne
geiſtig Schritt halten. („Bebels Frau und
ver Sozialismus.“) Ein kleiner Schritt iſt
da ſchon erreicht, die Wahlberechtigung der
Frau, aber wie weit iſt noc< der Weg, bis
die Jrau wirklich durc< den Sozialismus be-
freit iſt! Das Dürfen wir nicht vergeſſen,
und wenn wir uns nicht von den kleinlichen
Gvrgen des Alltags niederdrüc>en laſſen, ſind
wir ſchon ein GStüd>c<hen weiter auf dem
Wege zum „weiblichen Sozialismus“. Wir
ſollen auch wiſſen, daß wir ein Recht auf
Schönheit und Lebensfreude haben, aber wtr
dürfen nicht die Arbeit an unſerer geiſtigen
Ausbildung und unſere. Pflichten als Staats-
bürger vergeſſen. So ſchulen wir uns in
unſerer Jugendbewegung für die Putunit
und für unſer ganzes Leben, --- Alſo geht
an die Arbeit, Mädels! Eine jede an ihvem
Plaßz! Lene Koine,
Verantwortlich für die Redaktion: Karl Korn
-“ Berlag: Arbeiterjugend- Verlag (Aug. Albrechi).
Druc: Buchdru>erei Vorwärts --- Sämtlich in Berlin SW. 68, Lindenſtraße 3.