Full text: Arbeiter-Jugend - 17.1925 (17)

18 Arbeiter-Jugend: 
Beſreiungskampfes des Proletariats der Welt; und ſie ſtehen in der erſten Reihe, 
Auf dieſem prächtigen Reglismus, und nur auf ihm, muß und wird die 
tünſtleriſche Kultur des Proletariats weiterbauen. 
* 
Ins Deutſche überſeßt ſind bis jetzt folgende Werke Ja> Londons: Die eiſerne 
Verſe. GSee-Verlag, Konſtanz 1923. Der Ruf der Wildnis. Ebenda, Wolfs» 
blut. Verlag Ernſt Fehſenfeld. Freiburg i. Br. 1921, Vor Adam. Frandhſc<er 
Berlag, Stuttgar. Südſeegeſhi<hten. WByldendalſcher Verlag, Berlin 1924. Aben- 
teurer des Schienenſtranges. Ebenda, 
Die Ungeſtelltenjugend. 
fr - Kie gewerkſchaftliche Jugendarbeit iſt in den letzten Jahren rüſtig vorwärts geſchritten. 
HB FYIedem von euch, Jugendgenoſſen und -genoſſinnen, iſt nicht die Iugendgruppe des 
Zentralverbandes der Angeſtellten bekannt? In vielen Fällen werdet ihr ſie als ein 
„Konturrenzunternehmen“ anſangs betrachtet haben. Dieſes Mißtrauen iſt geſchwunden, und 
jaſt überall wird bei beſonderen Anläſſen gemeinſam gearbeitet. Vielen Gewerkſchaften war 
es vor dem Krieg faſt unmöglich, ſich der Jugend anzunehmen, Beſonders der Zentralverband 
der Handlungsgehilfen vermochte nur ſchwer an die Jugendlichen heranzukommen, da in 
den Betrieben der Deutſchnationale Handlungsgehilfenverband und die anderen bürger- 
lichen Verbände dominierten. Wohl hatten auch wir in verſchiedenen Großſtädten Jugend» 
gruppen gebildet, aber ſie waren in den meiſten Fällen nicht lebensfähig, da den Mitgliedern, 
durchweg Lehrlingen, von den Rrinzipalen die allergrößten Schwierigkeiten gemacht wurden. 
Unſere Gegner hatten mit dieſen Hinderniſſen nicht zu kämpfen; beſorgte doch vielfach der 
Prinzipal ſelbſt die Anmeldung zu einem der bürgerlichen Verbände. 
Mit der Revolution hat ſich auch dieſes Verhältnis geändert; die freien Gewerkſchaften, 
und beſonders unſer Vervand, machten ſich mit Eiſer ans W>rk, die jugendlichen Berufs- 
follegen zu organiſieren. Die Angeſtelltenjugend fam in Scharen zu uns, und wir ſind 
ſofort an ven Ausbau von ZIugendgruppen gegangen. Die Lehrverhältniſſe ſind im 
Handelsgewerbe nicht beſſer als im Handwerk; im Gegenteil, ſie ſind zum Teil noch ſchlechter. 
Der Kaufmannslehrling war von jeher für den Unternehmer eine billige Arbeitskraft, denn 
wenn er einigermaßen ein gewecdter Kopf war, konnte er im zweiten Jahr die Arbeit eines 
Gehilfen verrichten. Dabei waren die Ausbildungsmöglichkeiten äußerſt dürftig. Im erſten 
Jahr der Lehre wurde der Lehrling faſt nur mit mechaniſchen Bureauarbeiten oder auch mit 
Botengängen beſchöftigt. Durch den Einfluß, den der Zentralverband der Angeſtellten auf die 
Beruſsausbildung ausübt, iſt das Verhältnis etwas beſſer geworden, aber erſt mit der 
Errichtung von Handelsinſpektionen wird es möglich) ſein, die Lehrlingszüchtereien in weiterem 
Umjange aufzuheben und beſſere Ausbildungsmöglichkeiten zu ſchaffen. 
Die Entſchädigung der kaufmänniſchen Lehrlinge iſt auch nicht ſo, wie ſie immer hin- 
geſtellt wird, ſondern in vielen Fällen werden noch ganz belangloſe Beträge gezahlt. Leider 
glauben viele Arbeitereltern, daß, wenn ihr Junge oder ihr Mädel den kaufmänniſchen Beruf 
ergreift, ihre Eriſtenz für das Leben geſichert ſei. Dies iſt natürlich nicht der Fall, denn aud 
in unſerem Beruf haben nur die Tüchtigſten Ausſicht auf ein Vorwärtskommen. Der von uns 
ſchon immer bekämpfte GStandesdünkel wird ja zum Teil durch die Eltern der jugendlichen 
Kollegen ſelbſt erzeugt, denn ſie glauben, ihr Junge ſei etwas „Beſſeres“, wenn er Kauſmann 
wird. Der Kampf, den wir gegen dieſe irrige Auſſaſſung ſchon ſeit Jahren führen, iſt nicht 
ohne Erfolg geblieben. Die heutige Angeſtelltenjugend ſieht ihre Brüder im Arbeitskittel nicht 
niehr über die Achſel an, ſondern ſieht in ihnen Freunde und Genoſſen, deren Intereſſe? -. 
vie gleichen ſind. I< gebe zu, daß der Ton in unſeren Veranſtaltungen ein etwas anderer 
iſt, aber das ſoll euch, Genoſſen der Arbeiterjugend, nicht zu dem Glauben verleiten, als ob 
bei uns Standesdünkel herrſche. Der Handlungslehrling und die angehende Verkäuſerin müſſen 
ſich natürlich in ihrem Beruf ganz andere Umgangsformen angewöhnen, als ſie in der Werk- 
ſtatt üblich ſind, wo ihr mit gleichgeſinnten Kollegen zuſammen ſeid. Vetrachtet alſo auc) die 
Angeſtelltenjugend als gleichberechtigten Faktor innerhalb der Jugendbewegung und ihr 
werdet ſehen, daß ihr in ihr einen Rückhalt habt. Das Lehrverhältnis der Jugendlichen iſt in
	        
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