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gehungertes Dolk jagte an ſic< ſelbſt verzweifelte Regenten
davon. Aber die Blutopfer, größer als je bei einer Revolution,
waren vorher ſcHon dahingeſunken. Dergeſjen wir am roten
Gedenktage niht, daß zwei Millionen deutſche Soldaten zer-
riſſen in die UMaſſengräber gebettet wurden, ehe die Deutſchen
die Geduld verloren! Die Monardjie hat teuer genug aus
der deutſmen Geſ<i<te Abſh<ied genommen.
Ein Jahrzehnt na<ß der Revolution iſt ein republikaniſc<es
Geſhleht herangewachſen. Die Deutſchen, ein Jahrtauſend
monardijH erzogen, eniwi>eln ſi< raſ<er zu Republi-
Kanern, als jemand von uns zu hoffen gewagt hätte. Der ae-
ſtürzte Kaiſer in Doorn wird an dieſem 9. Uovember für immer
ſeine Hoffnungen begraben, wenn er es nicht längſt getan.
Arbeiter-Iugend .
Ur. 11
Mit roten Fahnen feiern wir dieſen Tag, feiert ihn unſere
Jugend. Was iſt ihr noF die Vionar<ie? Ein Kapitel aus
dem Geſhi<htsbu<h, eine Erzählung der - Klten. Ihr iſi die
demokratiſche Republik längſt eine Selbſtverſtändli<keit. Das
iſt recht ſo, wenn die Iugend zweierlei weiß und will: Uichts
von den DolkSrediten des 9. Uovember darf verloren gehen,
und erfüllt iſt ſeine Forderung erſt, wenn die Fürſten
des Goldes, die Könige der Wirtſ<aft ihren Tag der Ab-
dankung erleben, wie nun vor zehn Jahren die Truger der
Kronen.
Das iſt unſer Glaube und unſer Wille. Das iſt der Marſh
Unſerer Iugend unter den roten Fahnen der unſterblichen
Revolution. . “ Wilhelm Sollmann
EE Kampfgemeinſchaft der ſozialiſtiſchen Iugend.
3% Die erſte gemeinſame jozialiſtiſche Iugendführertagung.
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„ AdK Führend die Arbeiterbewegung durc) ihr Wirken
2» Fh <aben und Wollen des Arbeiters in ihrer Totalität
550/454 umfaſſen beſtrebt iſt, wächſt die Zahl beſonderer
Praansfafionen und. OrganiſationSeinrictungen zur Pflege
beſoyd5ptr Aufgaben. Die Iugendbewegung, ſelbſt ein Sonder-
7 zwe “ der Arbeiterbewegung, verteilt ſit aus inneren
“Gründen wiederum über mehrere Ströme des modernen Orga-
niſationslebens der Arbeiterſchaft. Spezielle Kufgaben erfor-
dern beſondere Methoden und getrennte Grganiſationen,
denen jado<H der eine Zwe, idienſtbar zu ſein dem großen
Ziel der ſozialiſtiſMen Arbeiterbewegung, gemeinſam iſt.
Dieſer Gemeinſamkeit ſind ſim die in den verſchiedenen
Zweigen der Iugendarbeit tätigen Ulenſ<en bewußt. Sie zu
betonen wird jedo&) um ſo mehr Pfli<t, je mehr die Spe-
zialiſierung als praktiſc<es Erfordernis zwingend wird.
Sodann drängt die Beſonderheit der Ulethoden und Organija-
tionen zu einer von der Uebereinſtimmung in der Idee
getragenen Derſtändigung Über die gegenſeitigen Grenzen
ſowie über die YJliöglichkeiten gemeinſamen praktiſchen
Wirkens.
Dieſe Einſicht hat bei den Leitungen der drei großen Zweige
der Arbeiterjugendbewegung, der Freien Gewerkſchafts-
jugend, der Sozialiſtiſchen Arbeiterjugend und 'der Krbeiter-
ſportzentrale den Gedanken einer auf gegenſeitiger An-
erkennung beruhenden engeren Gemeinſ<aftsarbeit Hervor-
gerufen. Um den erſten S<hritt zur Lusfſührung dieſes
Gedankens zu tun, hatten ſie die Jugendführer zum 14. Ok-
tober zu einer gemeinſamen Kundgebung nad
Berlin geladen. Die Bedeutung der IJugenderzie-
hung für die ſozialiſtiſche Krbeiterbewe-
gung behandelte Genoſſe Ollenhauer, der Dorſikende unſeres
Derbandes, Walter Maſke, der Iugendſekretär des ADGB.,
ſpraM über den Kampf um den TJugendſd<uß;
Genoſſe Wildung von den Sportlern hatte das Referat über die
Geſtaltung der Freizeit der erwerbstätigen
Iugend. Ulaſ<ke, der die Derſammlung eröffnete, kenn-
zeichnete in ſeiner Begrüßungsrede die Zweckbeſtimmung dieſer
erſten gemeinſamen Tagung noch einmal. Dor übertriebenen
Erwartungen über ſc<nelle Erfolge einer gemeinſamen Arbeit
warnte er die eigenen Knhänger. Qber die Oeſfentlichkeit
möge wiſſen, daß die drei Zweige der Bewegung, die dieſe
Kundgebung veranſtalteten, troß der Derſ<iedenheit der LAuf-
gaben im Geiſte eins ſeien und darüber Hinaus eins ſeien
mit der geſamten ſozialiſtiſ<Gen LQLrbeiterbewegung.
Oeffentlimkeit ſolle erkennen, daß hier ein breiter Strom
einem Ziele zuſtrebt.
Olilenhauer verfolgte die von Maſ<ke eingeſchlagenen
Linien weiter. Unſere Iugendverbände, begann er, empfangen
ihren Zweck vom Zwe der Arbeiterbewegung. Ihre Methoden
orientieren ſich am Ziel der ſozialiſtiſchen Arbeiterbewegung.
Die praktiſchen Aufgaben, die von den Iugendorganiſationen
zu erfüllen ſind, ergeben ſi; aus der Geſamtlage der ſoziali-
- ſtiſchen Arbeiterbewegung. Die ſfozialiſtiſce Iugendarbeit vor
Die.
dem Kriege war dadur< behindert, daß die ſozialiſtiſche
Arbeiterbewegung noH um ihre elementarſten Daſeinsredte
kämpfen mußte. Die Erbeiterjugend hat daher beſonderen
Grund, die Befreiung vom Druck des Obrigkeitsſtaates zu
begrüßen. Beute haben die drei Organiſationen, die die Kund-
gebung veranſtalteten, 800 000 Mitglieder; in allen Zweigen
der Arbeiterbewegung Hat die Bedeutung der Organiſation
und Erziehung ider Iugend Knerkennung gefunden. Die
Jugend iſt eine bedeutſame KlterSgruppe im Geſamivolac;
mehr als 80 v.HB. der Jugendlichen ſtehen vom vierzehnten
CebenSeiahr im ErwerbsSleben. Kein Glied der Arbeiter-
bewegung kann daher die JTugendlihen bei den ſozialen
Kämpfen außer acht laſſen, am wenigſten die Gewerkſchaften.
Die Dartei aber hat das größte Intereſſe an einem ſtändigen
Kontakt mit der Iugendarbeiterſ<haft, um die Iungwähler
zu gewinnen, nachdem das Wahlalter mit dem zwanzigſten
Leobensjuhre beginnt. |
Das Viaß der Freiheit und die Möglichkeiteneiner
eigenen Lebensgeſtaltung der Jugend ſind qge-
wachßfſen. Freizeit foll im ſozialiſtiſjm;en Sinne verwandt
werden. Wir wollen das Argument zerſtören, daß die Iung-
arbeiterihaft nichts Rechtes mit einer grweiterten Freizeit
anzufangen wiſſe. Der Kampf um den jungen WMenſ<en wird
von allen Grupven der uns Feindlichen Organiſationen und
jozialen Strömungen gegen uns geführt, nachdem überall
die Erkenntnis von ider Bedeutung des jugendlichen DolkS-
teils eingekehrt iſt. Die Geſfamtlage der ſozialiſtiſchen
Arbeiterbewegung läßt daher die Organiſierung und Er-
ziehung der Iugend als dringende Uotwendigkeit erſcheinen.
Jeder Sweig unſerer Organiſationen möge auf ſeinem
Gebiete mit den ihm eigentümlichen Ulitteln die ſeiner Eigen-
art gemäßen Aufgaben erfüllen, aber ſtets mit dem Ziel, der
jozialiſtiſCcGen Arbeiterbewegung immer größere Maſſe
Jugendlicher zuzuführen.
Das gemeinſame Ziel erfordert die ſozialiſtiſ<He
Erziehung der Jugendlichen. Die Arbeiterbewegung führt
heute den Kampf um die StaatSma<ht und die Umgeſtaltung
der Wirtſchaft. Sie kann in dieſem Kampfe nur Erfolg haben
durd< zähes Ringen in ſchrittweiſem Dorwärtsdrängen. Damit
wachſen mit den Ulöglichkeiten der Entfaltung unſerer Kräfte
die Derantwortlic<keiten der Bewegung. Wir brauden
Menſc<en, die zahlreiche neuartige praktiſ<e Kufgaben zu
erfüllen vermögen; mit einer Erziehung für dieſe KLuf-
gaben müſſen wir bei der Iugend beginnen. Bei dieſer
Arbeit hat kein Zweig der Bewegung den Dorrang. Die
Arbeit muß ſpezialiſiert werden, aber ſie darf niht zer-
ſplittern. Die Arbeitseinteilung zwiſ<hen den Organiſationen
darf nicht zur Zerfahrenheit führen, ſondern es muß ihr ein
gemeinſamer Wille und ein einheitlicher Plan zugrunde liegen.
Aus dem Bewußtſein der Derantwortung gegenüber der
geſamten Arbeiterbewegung muß ſic die kameradſ<aftliche,
planmäßig arbeitsteilige, im Geiſt gemeinſame Tätigkeit der
Organiſationen ergeben,