Full text: Arbeiter-Jugend - 22.1930 (22)

 
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Schließt der Fürsorger die Zellen der dritten Stufe und 
derjenigen Jungen der zweiten Stufe auf, die den Abend im 
Gemeinschaftsraum verbringen dürfen. Am Sonntagvor* 
mittag findet der nicht obligatorische Kirchenbesuch Statt, 
am Nachmittag öfters ein Lichtbildervortrag. 
Dies der äußere Rahmen des Lebens der jungen Ge- 
fangenen im Jugendgefängnis Neumünster. Vergleicht man 
es mit demjenigen in Petit Roquette, S0 merkt man Soiort 
den Unterschied. Hier Sind Sie nur Gefangene, dort wird 
der Versuch gemacht, jeden einzelnen Zögling kennenzu-» 
lernen, ihn nach Seiner Art individuell zu beeinflusSen, .neue 
Bedürfnisse in ihm entstehen zu lassen, Sein Selbstvertrauen 
zu wecken, Seine guten VorsSätze und Seinen Willen zu 
Stärken. Aber auch das Jugendgefängnis Neumünster Iist 
noch lange kein ErziehungsShaus. Ein Fürsorger aut 80 
junge MensSchen ist Selbstverständlich viel zu wenig; es iehlt 
an Werkstätten, in denen die jungen Menschen produktive 
Arbeit leisten Könnten; es mangelt an Mitteln Selbst für die 
notwendigsten kulturellen Dinge. Die Arbeitsgemein 
Schaften könnten vermehrt, die Selbstverwaltung ausgebaut 
werden. Das Wichtigste jedoch ist der Geist, der unter 
den jungen Leuten herrscht; er ist gut. Sie haben Ver» 
trauen zu ihrem FürsSorger, wisSen, daß man es mit ihnen 
wohl meint, ihnen helfen will. Ein gemeinsames Band der 
KameradSschaft verbindet Sie untereinander; eine Bindung 
besteht auch zwiSchen Fürsorger und Schutzbefohlenen. 
„Lichtblick“ -- die Anstaltszeitschrift 
Eine nach Möglichkeit monatlich erscheinende Anstalts- 
zeitschrift „Lichtblick“ -- auch bei ihr fehlt das Geld -- 
trägt zur Festigung dieses Bandes bei. Für den zensur- 
freien Inhalt hat allein die Schriftleitung die Verantwortung. 
Die Beiträge liefern die jungen Leute Selbst, ab und zu die 
bereits aus der AnsStalt EntlasSenen oder auch der Fürsor1ger. 
Da ist z. B. eine Nummer, die als Motto die Worte von 
Flaischlen hat: „Vertrauen zu Sich Selbst ist Kraft und 
Kraft ist Freude und Freude ist Leben und Leben ist 
Schaffen und Schaffen ist Sieg.“ Darunter das Gedicht von 
„üUrgen Brand: „Wir Sind jung. Die Welt ist offen, o, du 
weite, Schöne Welt...“ Auf der zweiten. Seite Inhaltsver“ 
zeichnis und Sprüche: „Ihr klagt über die Flucht der Zeit: 
Sie würde nicht So unaufhaltsam fliehen, wenn irgend etwas, 
das in ihr ist, des Verweilens wert wäre.“ (A. Schopenhauer.) 
Oder: „Nur das ist der ewige, unvergängliche Teil des 
MensSchen, was in ihm Schön und gut ist.“ (Fechner.) Dann 
führt Sich der neue Fürsorger der Jugendstrafanstalt 
Dr. Rittenbruch ein. (Sein Vorgänger war der Sozialdemo- 
krat Dr. Gerhard Steuk, der Begründer dieser Neuordnung 
in der Jugendstrafanstalt.) Er Sagt unter anderem: „Ich 
Stehe in Ihrem Leben, mitten drin, Stehe mitten unter Ihnen; 
ich gebe mich an dies alles hin, an Jeden einzelnen von 
Ihnen, an Ihre Gesamtheit und an all die Probleme, die mir 
das Zusammensein mit Ihnen täglich erneut aufgibt, und für 
die. es LöSung zu finden gilt. Ich gebe innerhalb des Lebens- 
kreises, den wir miteinander teilen, das hin, was ich an 
Lebenswerten in mir vorfinde, Werte, die man aus vielen 
Erfahrungen, freundlichen und Schweren, als kostbare Ernte 
gleichsam eingebracht hat.“ Es folgt eine freundschaftliche 
Ausgeinandersetzung zwiSchen dem Direktor der Anstalt und 
238 Eammnnzean 
 
der Schriftleituang über die Sonntagsspaziergänge der 
Stufe IL Ein früherer Gejangener beantwortet die Frage, 
GEGEN JUGENDNOT KAMPFT 
der Verband der Seozialistischen Arbeiterjugend Devutschlands. 
ob er damit einverstanden gewesen wäre, wenn man ihm 
ein Mittel gegeben hätte, bei dessen Anwendung er die 
Strafe hätte verschlafen können. Er Sagt dazu entschieden 
„Nein“ und Schildert, wie es ihm ganz allmählich gelang, 
zu erreichen, daß die Strafzeit nicht Spurlos an ihm vor 
überging. Schließlich noch Berichte über das Anstaltsleben, 
ein Wort über Freiübungen usw. -- Aehnlich der Inhalt der 
anderen Nummern der Zeitschrift; Sie alle legen beredtes 
Zeugnis ab für den Geist, der in der Anstalt herrscht. 
Was erwartet die jungen Leute in der Freiheit? 
So Sind es im Jugendgefängnis Neumünster wie in den 
Jugendanstalten der ganzen Welt junge Menschen, die Sich 
in nichts von Jungen Leuten in der Freiheit unterscheiden, 
größtenteils Arbeiterkinder. Nicht Seiten. auch Söhne von 
gewerkschaftlich Organisierten und Parteigenossen; des 
" Öfteren können Sie auch bereits ein Handwerk, größtenteils 
Sind es aber ungelernte Arbeiter. Fast alle haben Sie den 
festen VorSatz, nie wieder ins Gefängnis zurückzukehren, 
ihr Leben draußen So einzurichten, daß Sie nicht mehr mit 
dem Strafgesetz in Konflikt kommen. Es gilt die Verbin» 
dung zwischen ihnen und dem Elternhaus wieder herzu“ 
Stellen, dafür zu Sorgen, daß Sie nach ihrer EntlasSung So 
fort Arbeit finden und die Beziehungen mit ihnen auch 
Später aufrechtzuerhalten. Sie müSssen wiszen, daß Sie in 
allen ihren Nöten Sich an den Fürsorger oder an Sonst 
irgendeinen Menschen wenden können, der ihnen hilfreich 
zur Seite Stehen würde. Das Wichtigste für den Strafent» 
lasSenen ist aber: Arbeit finden. 
Neben der ungeheuren Arbeitslosigkeit ist es noch das 
Hindernis des VorbestraftSeins, das ihnen im Wege Steht. 
Das Vorurteil gegen StrafentlasSene beherrscht Selbst noch 
weite Arbeiterkreise. Von größter Bedeutung ist für den 
der Freiheit Wiedergegebenen ein Kreis von Menschen, bei 
dem er in Seinen guten Vorgätzen, ohne daß er es merkt, 
tatkräftige Unterstützung empfängt. Jeder junge Mensch, 
der die Strafanstalt verläßt, wähnt Sich Schlechter als die 
anderen, empfindet ein gewisses Unbehagen, Selbst in Ge- 
Sellschaft Seiner Arbeitskollegen, Furcht, da8 man ihn 
Scheel ansehe. So gilt es, ihn in einen Kreis von Menschen 
zu bringen, von denen er überzeugt Sein Kann, daß Sie ihm 
vorurteilslos als Menschen gegenüberstehen würden, wenn 
Sie: durch Zufall erführen, was mit ihm passiert war. Die 
Beteiligung an Arbeitersport» und Turnvereinen und den 
kulturellen Arbeiterorganisationen ist unter Umständen das 
beste Mittel, den jungen Menschen vor neuer IStratfällig- 
keit zu Schützen. Man könnte Sich auch z. B. denken, daß 
Mitglieder der Arbeiterjugend oder JungSsozialisSten mit 
jungen Strafgefangenen in Briefwechsel treten und auf diese 
Weisge zwiSchen ihnen und dem Leben in der Freiheit den 
Kontakt Schaffen, der ihnen die Rückkehr dahin erleichtern 
würde; denn ein großer Teil der jungen Leute geht nur zu“ 
grunde, weil niemand da war, bei dem Sie Sich im Augen» 
blick der Not Rat zu holen imstande gewesen wären oder 
der Sie gestützt oder unterstützt hätte, als Sie Gefahr liefen, 
unter die Räder zu kommen. Vorbeugen bleibt stets die 
„Hauptsache; Aufrichten ist viel Schwerer. So könnten junge 
Menschen, die es verstehen, mit gefährdeter Großstadt» 
jugend Fühlung zu finden, Sich der erwerbslosen Alters- 
genosSen anzunehmen, Sozial wertvolle Arbeit leisten. 
LeoRosenthal. 
In Gemeinschaßi mit der Sozialdemokratischen Partei und 
den Freien Gewerkschaften Setzt er Sich an allen entscheidenden Stellen für die gesetzliche Verankerung eines aus- 
reichenden Jugendschutzes und modernen Jugendrechtes ein. Der neugewählte Reichstag wird die Verabschiedung einer 
Reihe von Gesetzen über Jugendschutz und Jugendrecht (Berufsausbildungsgesetz, Arbeitsschutzgesetz) als eine Seiner 
BZ dringendsten Aufgaben erledigen müssen. Du mußt helfen durch die Verstärkung unserer Reihen. In der Werbewöche 
BW vom 5. bis 12. Oktober sag es jedem Arbeitskollegen, jedem Berufsschüler: Die Kampforganisation für Jugendschutz ist 
DIE SOZIALISTISCHE ARBEITERSUGEND
	        
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