Full text: Arbeiter-Jugend - 22.1930 (22)

aber ganz gut miteinander aus. 
ARBEITER-JUGEND NR.10 ae 
m 
Fahrt ins Ostiand 
Aufgefordert vom Kreisausschuß für Jugendpflege fanden 
Sich auf dem Stendaler Bahnhof dreißig Jugendliche 
zusammen zu einer Reise an die Ostsee. Zunächst ging es 
nach Berlin.- Von: da in einer Tour bis Swinemünde. Eine 
endlose Bahnfahrt. Wir vertrieben uns die Zeit mit Gesang 
und Spiel. Die meisten unsSerer ReiSsegetährten waren vom 
LieSchenbund und der Deutschen Turnerschaft. Wir kamen 
Ungefähr um 23 Uhr hielt 
der Zug in Swinemünde. Nun auf zur Jugendherberge. Es 
war ein Kunststück, Sie zu finden. Nach längeren Irriahrten 
-- wir waren inzwiSchen Schon einige Male vorbeigelaufen -- 
glückte es aber doch. 
Am anderen Morgen wurde Swinemünde unsicher ge 
macht. Dann aber runter an die OSstsee zum Baden! Ein 
bißchen gewundert haben wir Binnenländler uns doch, als 
wir das viele WasSer Sahen. Es war windig. Eine FiSscher- 
flottille Schaukelte weit draußen auf den Wellen. Eine 
wunderschöne Strandwanderung brachte uns über Ahlbeck 
nach Heringsdorf. Nach dem Mittagessen wurde noch ein» 
mal gebadet. Dann ab per Dampfer nach Zoppot. 
Früh um 8 Uhr landeten wir in Zoppot: Danziger Gebiet, 
also Ausland, denn die Freie Stadt Danzig ist ein Selbstän- 
diges Staatsgebilde. Eine Vorortbahn brachte uns in die 
Stadt Danzig. Nachdem wir die Jugendherberge aufgeSucht 
hatten, wurde am Zoppoter Strand gebadet. Am nächsten 
Tage führte uns ein Rundgang die Schönheiten Danzigs vor 
Augen. Die Marienkirche, das Krantor, Rathaus, Artushoti 
und viele alte Patrizierhäuser rechtfertigen den Beinamen 
 
 
Das Proletarierviertel dagegen iSt 
„Die Perle der OsStSee“. 
-'ebenso nüchtern wie in anderen Städten, vielleicht noch int 
Schlimmerem Maße. Danzig leidet unter Seiner politischen 
Lage ungeheuer. Eine besonders große Arbeitslosigkeit 
drückt Schwer auf das Lebensniveau Seiner Bevölkerung. 
Den Abend verbrachten wir bei der Aelterengruppe der 
Danziger SAJ. Am nächsten Tage weilten wir noch einmal 
am Strand in ZoPpot, um am Nachmittag die Heimreise mit 
der „Freien Stadt Danzig anzutreten. 
Die See war wunderbar ruhig. - Es wurde niemand Krank. 
Herrlich war der Sonnenuntergang auf dem weiten Meer. 
Wir hatten uns vorgenommen, die ganze Nacht wach zu 
bleiben, Schliefen aber zuletzt doch ein. In Swinemünde an» 
gelangt, konnten wir vom Dampfer gleich in den Zug über» 
Steigen. Vorher wurden wir SAJ.ler aber noch von einem 
Polizisten durchSucht. Dem Führer einer Pfadfindergruppe 
war ein Photoapparat abhanden gekommen. Selbstverständ- 
lich mußten ihn „die mit dem roten Schlips“ gestohlen haben. 
Wir hatten den Apparat natürlich nicht, und die Herrschatten 
mußten abziehen. Sie hielten uns aber immer noch ſür die 
Diebe. Später wurde der Apparat i in einem Abteil gefunden. 
In Berlin hatten wir noch vier Stunden Aufenthalt. Dies2 
benutzten wir, um uns den Zoo anzusehen. Nach mehr» 
Stündiger Fahrt kamen wir wieder in Stendal, dem Aus- 
gangspunkt der Reise, an. Wohl keinem behagte es, daß 
er wieder nach Hause mußte. Zu Fuß oder mit der Bahn 
rückten die einzelnen Gruppen wieder in Tangerhütte, 
Tangermünde und Bismark an. Erich Apelt, Tangermünde. 
 
Danziger Arbeiterjugend auf Werbefahrt 
Tanz auf dem Dorfplatz
	        
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