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KRRBEITER-SUGEND NR. 1
Die jeizte Schmuggilerjahrt
Bußtag: Schmugglerfahrt nach Edernförde.
Vorjahre, : 80 liefen auh diesmal zahlreim:ie An-
meldungen zur Teiinahme ein. Im Vorjahre fand die
Schmugglerfahrt bei hefligem Sdqumecegestöber Statt, In
diesem Jahre wäre es bald eine Regenlour geworden. Am
Bußtagmorgen helles, klares Wetter, gule Stimmung unter
den 159 Teilnehmern, die Sich pünktlich 8 Uhr am Gewerk-
Shaftshaus eingefunden hatten. Die Formalitäten Sind
Schnell erledigt, das Schmugglergut Sorgfällig oerstaut,
dann kann es ja losgehen, hinein in den herrlichen Morgen
Unser Auto muß Schwer arbeiten. denn dicht gedrängt
füllen die Teilnehmer das Aulos und den Anhänger, Nach
einem kurzen Absieher durch die Arbeiterviertel, gehl's
mil erhöhter Geschwindigkeit auf der Chaussee dem Ziele
zu. Fröhliche Wanderlieder klingen in den Morgen hinaus,
die roten Fahnen wehen.
Hinter Gettorf, bei Rotenslein, vberlassen die Schmuggler,
30 an der Zahl, mii dem Schmugglergut das Auto. Unser
Photoapparat tritt in Tätigkeit, und dann rollen die Zöllner
auf dem Auto dem Grünen Jäger zu. Die Schmuggler er-
halten ihre Armbinden und die Kuchenpakete. Die Parole
wird pon Mund zu Mund weitergegeben. Kein Zöllner darf
Sie WwisSen. Die Schmuggler Setzen Sich in Bewegung und
pDerfeilen Sim auf das Gelände links und rechts von der
Chaussee. Es wird mit der größten Vorsimt Stück für
Stück des Weges zurückgelegt. Immer unter Deckung der
Grenze zu. Nodh Sind keine Zöllner zu Sehen und Schon hat
eine Schmu gglerbande die OSstscee erreicht. Im Sdqhutze des
Ufergestrüpps Sdhleicmen Sie hart an die Grenze heran.
Signal -- Sie Sind entdeckt, doh Sdhon lenki die zweite
Gruppe die Aufmerksamkeit auf Sim und vier Schmuggler
Sind mit der Tiälfle des Schmuggler gutes in Sicherheit. Die
zweite Gruppe muß Volldampf aufsetzen, denn Sie isl Schon
Dollständig umzin gell, nur die OStsce isl noch frei. Dod
bei dieser Temperatur ein Bad zu nehmen?! Also lieber
DOTaus. Es glückt, durm: Seetang und Lehmkuhlen über die
Grenze zu kommen. Dodh im Hoheitsgebiel nahl das Ver-
hän gnis, und viele Hunde Sind des Hasen Tod. In einem
Dornenknick wird der Sdhmuggler überwälligt, das
Scimugglergut beschlagnahmt. Künstlerpemh! Erleichtert
macht Sich der Schmuggler auf den Weg zum Sammelplatz.
Jelzt hat er Zeit, den Zöllnern oline Gefahr die Suppe zu
perSalzen, und drei weitere Schmuggler kommen un-
behinderi ans Ziel. :
Unierwegs treffen Sich dann noch mehrere „gesdheiterte
FE. xistenzen“, und jetzt wird eifrig um Recht oder Unrecht
der irerhaflun gen diskutliert,. Um 12% Uhr ist der größte
Teil am Sammelplatz, dem Altenhofer Bahnhof. Ohne
Sqcirammen und olme Flicken ist die Sache denn doch nicht
abgegangen. Aber die Stimmung unter den Zöllnern und
Schmugglern ist glänzend, denn die Beuie Soll ja gemein-
Sam verzehrt werden. Rief da nicht einer „Korruption“?
In geschlossenem Zug marsdhieren die Teilnehmer durch
Eckernförde zum Gewerksdhaftshaus in Borby. Dort fand
die Shmugglerjagd mit einer gemeinsamen Kaffeeiafel
ihren Abschluß. Der vom Konsumvoerein geslifiete Kuchen
fand Sehr gulen Absalz. Dazu gab es einige Tassen guten
Kalijee. und das körperliche Gleichgewicht war wieder her-
gestellt. Zwei Jugendgenossen erfreuten durch einige
Mandolinen- und Tautenvorträge, Ein gemeinsames Lied
Schloß den offiziellen Teil, -
Wie im
sf “.
ZT
Rertt-
Einige Genossen machten nodh einen Spaziergang durch
Borby, eine andere Gruppe unterhielt Sich mit Spiel und
Gesang. So verging auch der Nachmittag in guter Stim-
mung. Punkt 1? Uhr wurde Antreten geblasen. Mit einem
dreifachen Frei Heil nahmen wir Absdhied von den gaäst-
freundlicien Edkernfördern und dann ging die Fahrt in
dämmerndem Abend der Heimat zu. Mit viel Gesang und
Hallo legten wir den Weg zurück. Die überaus gut ge-
lungene Veranstalilung war der Absdhied von den gemein-
Samen Wanderungen des Jahres 1929.
Aus der Jugendbeilage der Kieler „Folkszeitung“.
Sowietlumaor
Im Clubkino wurde nadh Vorführung des Dramas „Der
Sies des Weines“ die Wochenshau abgerollt. Alle mög-
lichen Sporltkämpfe zogen vborüber, die Ankunft und Ab- .
fahrt der türkischen Gesandien und endlid; der Demon-
Strationszug vom letzten FPesttag.
Plötzlich ließ Sich in den Reihen der Zuschauer Getrampel
vernehmen, Pfeifen und Gesdhrei.
„Ih, eh, eh, ihr Teufelsvolk dreht ja die vorjährige
Demonstralion! In der Meinung, das Bild Sei aus dem
Rahmen geglitten oder nicht hell genug beleuchtet, Schaute
der Kinolechniker durd:is kleine Fenster.
„Na ja. der vorjährige Feslzug! Bei Gott ist es wahr.
Halt, der Kinoleiter Sol! kommen.“
Der Kinoleiler kam, madil6 Licht und begann zu er-
klären, wie es gekommen war. Der Kinoleiter wollte erst
leugnen, dann gab er es auf und gesland:
„Ganz recht, es isSl die vorjährige Demonstration. Es
handelt Simh um folgendes. Die Chronik kommt mit ge-
mwaliiger Verspätung heraus. Wird der 1. Mai gekurbeit,
S0 gelangt er genau im Oktober zur Aufführung . . . Des-
halb haben wir besdhlossen, uns mit der alten Chronik zu
behelfen. Doch 8agt, Genossen, wie Seid Ihr dahinter ge-
kommen? Alle Demonstrationen gleichen doch einander
jahraus, jahrein, Wie im vorigen Jahre, 80 fährt ja auch
in diesem an der Spitze des Zuges das Lastauto mit den
Kindern, dann das Lastauto mit der Strohpuppe Chaimber-
Tains. dann kommt das Voik mit den Fannen usw., usw....
Es ist halt alles Schablone . . .“
„Hör mal, mach das Licht aus, dein Gawrila Sol! ad-
rollen und an dieser Sielle halt machen,“
Gawrila begann abzurollen.
„Hali! Nun ist's grade recht. Die Troizki-Brücke.“
Der Film wird zum Stehen gebracht, und das Volk be-
gann Seine Erklärung zu geben, wie vor einer laterna
magica,
„Schau mal. dort gehe ich. Iman Seripoloff in der zweiten
Reihe mit Seiner Frau. Agaſffa Blokina, Seht ihr es?“
„Vir sehen es.“ |
„Nun, es ist Schon drei Monate Rer, daß im midh von ihr
gelrennt, und Manja Korkina geheiratet habe. Es ist ganz
augenscqheinlich das bergan gene Jahr.“
„Und ich“, Sagte ein anderer, „gehe dort im windigen
Mäntelchen ohne Kragen, und dieses Jahr irug ich einen
neuen Pelz mit einem Kragen aus gegerblem Lammfell.“
„Und dort isf Tanie Masdia ohne Kinddhen, und in
diesem Jahr trug Sie ja den Kimka auf dem Arme.“
„Damals war er noch gar nicht auf der Welt.“
Und 80 begannen die Zusqmiauer einer nach dem ändern
alle Kennzeichen aufzuzählen, durd:i die zie Sich vom
vorigen Jahre untersdhieden. WI. Toboljak.