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„rlindenburg niederknailen“
In Hohenhameln im Kreise Peine hat
Sich eine Schülertragödie abgespielt, die
die maßlose politische Ver“
hetzung der Jugend durch die
Nationalsozialisten im greilsten
Licht erscheinen läßt. Ein Schüler des
dortigen privaten Landschulheims, der
Untersekundaner Glahn aus Kiel, Mit-
glied der Hitler-Jugend, Sagte nach Be-
kanntwerden des Wahlergebnisses zu
Seinen Schulkameraden, es finde Sich
hoffentlich jemand, der „den alten Hin-
denburg niederknalle“. Hitler
vaterländisches Verdienst Seil.
Als Glahn vom Direktor Seiner Schule
wegen dieser Aeußerungen zur Rede ge-
Stellt wurde, bekannte er Sich offen zu
Seinen Worten. Der Anstaltsleiter teilte
ihm darauf mit, das er die Schule ver
lasSSen müsge. Daraufhin ging der Schü-
ler in ein Nebengebäude und er“
hängte Sich. . |
Wie muß dieser Junge bearbeitet wor
den Sein, bis er zu einer Solchen Ger
Sinnungsroheit fähig war? Welche See-
lisSche Erschütterung und Zerstörung war
bei ihm angerichtet worden, daB er So
zuSammenbracht un |
Klagges Rache | "
Der Führer der Kinderfreunde und der
SozialistiSchen Arbeiterjugend in Braun
Schweig, Genosse Hermann Nedder-
meyer,
Schöffengericht in Braunschweig zu
drei Monaten Gefängnis ver-
urteilt wegen Uebertretung der Not-
verordnung zur Bekämpfung politiScher .
Ausschreitungen vom 28. März 1931 und
wegen Vergehens gegen das von dem
früheren Naziminister Dr. Franzen er“
lasSene Verbot aller Demonstrationen
vom 3. Juli 1931. |
Es handelt Sich um folgenden Zwischen-
fall: Als die Kinderfreunde am 2. August
1931 aus der Kinderrepublik Harz zu-
rückkehrten, wurde aus eiSsenbahntech-»
niSchen Gründen der. Sonderzug etwa
zwei Stunden früher als beabsichtigt ge“
fahren. Das konnten die Eltern natür
lich nicht wissen. Die Folge war, daß Sie
ihre Kinder nicht vom Bahnhof abholen
konnten. Darum fühlte Sich GenoSsse
Neddermeyer verpflichtet, die Kinder aus
dem gefährlichen Bahnhofsbereich an
einen Platz der Stadt zu führen, von wo
müsse -
jemand für diese Tat dingen, die ein
- zurück.
wurde am 18. März vom
Demonstrationen
er die Kinder nach Hause entlass2n
konnte. Unter Vorantritt der Kleinen
Kinderfreunde-Spielriege marschierten die
Kinder dem Altmarkt zu. Fast am Ziel (!)
wurden Sie in der Poststraße vom Ueber
fallkommando angehalten. Ohne Wider
Spruch folgte Genosse Neddermeyer der
polizeilichen Aufforderung und löste den
Kinderzug auf. Der als Hauptzeuge in
der ersten Instanz vernommene Haupt-
wachtmeister, der das Ueberfallkom-
mando geführt hat, mußte zugeben, daß
Genosse Neddermeyer Seiner Auffor-
derung, den Zug aufzulösen, Sofort Folge
leistete. Nicht einmal Verkehrsstörungen
Sind dabei vorgekommen. Wohl haben
Sich einige Leute umgesSehen, aper wei“
ter ist dem Beamten nichts aufgefallen.
In der ersten Instanz wurde GenoSsse
Neddermeyer trotz des Antrages auf drei
Monate Gefängnis nur zu zehn Mark
Geldstrafe wegen Uebertretung der
Straßenpolizeiordnung unter Freispruch
von der Anklage wegen Vergehens gegen
die Notverordnung bestraft. Der Staats-
anwalt legte Berufung ein. Das Ober-
landesgericht hob das Urteil auf und
verwies die Klage an das Schöffengericht
In der zweiten Instanz wurde
dann Genosse Neddermeyer entsprechend
dem Antrage des Staatsanwalts ver-
urteilt. Gegen das Urteil hat GenoSsSs2
Neddermeyer Berufung eingelegt.
Das „Vergehen“ des Genossen Ned-
dermeyer Steht zum Strafmaß in einem
krassgen Mißverhältnis. Aber Herr Klag-
ges, Naziminister in Braunschweig, hat
Seinen Rachedurst an den verhaßten
„Marxisten“ befriedigen Können. Die
Verurteilung des Genossen Nedder-
meyer, den wir alle aus Seiner Sozialisti»
Schen Erziehungsarbeit Kennen und
Schätzen gelernt haben, muß uns allen
ein weiterer Antrieb Sein, bei den
Preußenwahlen aile Kraft daran»
zuSetzen, daß aus Preußen
kein Braunschweig wird.
AUS DER
Berlin, den 21. März 1932.
Liebe Genossen und Genossinnen!
Die letzten Wochen verlangten von
der gesamten Mitgliedschaft höchste AKk-
tivität. Die Jugend reihte Sich überall
begeisternd in die Kampfreihen der
Eisernen Front ein. Alle großen
und Kundgebungen
Sahen die Jugend an der Spitze. In
großer Zahl fanden besondere Jugend“