Full text: Arbeiter-Jugend - 24.1932 (24)

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Die Reichsregierung glaubte mit ihrem überstürzten gewaltsamen Vorgehen 
die Arbeiterklasse treffen zu können. Sie wollte in Preußen Tatsachen schaffen, 
die das Wahlresultat zu ihrem Gunsten beeinflussen Sollte. Die Antwort, die 
ihr millionenfach entgegenscholl, war ganz anders, als Sie erwartet hatte: 
Nun erst recht Abrechnung, nun erst recht Kampi der Re- 
gierung der Barone! Die letzte Erklärung für das beispiellose Vor- 
gehen der Reichsregierung ist die Furcht der Regierung der „nationalen 
Konzentration“ vor dem Urteil des Volkes. Die geheime Hofinung der 
Scharfmacher hinter den Kulissen mag auch gewesen Sein, die Massen des 
Volkes durch die Aktion gegen Preußen zu Handlungen zu verleiten, die ihnen 
den Vorwand gaben, den Ausnahmezustand für das ganze Reich zu verhängen 
und die Wahlen überhaupt abzusetzen. 
Die sozialdemokratischen Arbeiter, die Millionen der Eisernen Front haben 
in beispielloSser Geschlossenheit und Disziplin den Provo- 
kateuren die Tür gewiesen. Sie haben es abgelehnt, das Spiel der Reaktion zu 
Spielen. Nach dem Willen der demokratischen und republikanisch gesinnten 
Massen Soll der Papen-Regierung und ihrer Schutztruppe, den Nazis, die 
Abrechnung am 31. Juli nicht erspart bleiben. 
In dieser Stunde wissen wir nicht, ob die Reichsregierung in ihrer Furcht 
vor dem VolkSsurteil Sich nicht doch noch zu einem glatten VerfasSsungsbruch 
durch Aussetzung der Reichstagswahlen hinreißen lassen wird. Aber zwei 
Dinge wissen wir: Wenn es zu Wahlen kommt, dann wird der 31. Juli den 
Machthabern von heute beweisen, daß Sie im Volk keinen Rückhalt haben, 
daß die große Mehrheit des deutschen Volkes geordnete Rechtszustände und 
die Sicherung aller demokratischen Freiheiten und Rechte in der deutschen 
Republik will. Das zweite ist nicht weniger Sicher: DerKampfgehtnach 
dem 31. Juli weiter! Die Arbeiterklasse wird nach dem Wahltag in 
höchster Bereitschaft bleiben, insbeSsondere für den Fall, daß die Feinde der 
Demokratie ein für Sie ungünstiges Volksurteil gewaltsam zu Korrigieren 
Suchen. 
Wir Stehen vor Schwersten EntsScheidungen, die unsere Zukunft, das Leben 
der jungen Generation auf das tiefste berühren werden. In diesen August- 
wochen geht es um Sein oder Nichtsein der deutschen Ar- 
beiterbewegung und der deutschen und der europäischen 
Demokratie. Mit welchen Mitteln wir diesen Kampf zu führen haben 
werden, das muß die Stunde entscheiden. Das eine aber wissen wir: Die 
Millionen junger MensSchen, die in diesen Wochen den letzten Groschen, die 
letzten Schuhsohlen, den letzten Rock, Zeit und Kraft, Leben und Gesundheit 
darangegeben haben, um der Freiheit mit den demokratischen Mitteln der 
Republik den Sieg zu erringen, diese Jugend wird auch nach dem 31. Juli 
zu kämpfen wissen. Es geht um das höchste Gut der Menschheit, es geht um 
unsgere Freiheit, und unser Kampfruf bleibt, komme, was kommen mag: 
Nichtsfüruns,allesfürdieFreiheitunddenSozialismus. 
Berlin, 21. Juli 1932. . Erich Ollenbauer.
	        
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