Uns Sind Berufe und Orte bekannt, wo
bei korrekter Durchführung der Arbeits-
zeit viele Hunderte jugendlicher Personen
in den Handwerksbetrieben Beschätfti»
gung finden könnten. Warum wird hier
nicht nach dem Rechten gesehen, wo
doch die Möglichkeit der Unterbringung
eines Sehr großen Teils jugendlicher Er
werbsloser gegeben wäre? Dem Staate
würden dadurch nicht die geringsten Un
kosten entstehen. Der Reichsarbeits-
minister brauchte nur in einem Erlaß
eine Strenge Kontrolle der Handwerks-
betriebe anzuordnen. Er würde dabei
Wunder erleben, wie die gesetzlichen Be-
Stimmungen über die Arbeitszeit hier
mißachtet werden. |
Krauter gegen Lehrlingsrechte
Aus dem Tätigkeitsbericht der Berliner
Handwerkskammer für die Zeit vom
1. April bis 30. September 1932 geht her
vor, daß die Zahl der eingeschriebenen
Lehrlinge in diesem halben Jahr von
42 773 auf 38 527 zurückgegangen ist. Der
Geschäftsbericht enthäit auch ein Kapitel
„Arbeitsrecht ', das insofern ganz inter“
esSant ist, als darin mit vunverhüllter
Deutlichkeit die alte Abneigung
gegendietarifliche Regelung
derLehrlingsverhältnisse zum
Ausdruck gebracht wird. Da heißt es:
„So konnten 2. B. zu unserer Genug“
tuung die Lehrlingsbestimmungen aus
dem Tarifvertrag für das brandenburgi-
Sche Holzgewerbe ausgemerzt werden.
Wir richten hiermit an alle Innungen und
Verbände, die Solche Bestimmungen noch
in ihren Tarifverträgen haben, die
dringende Bitte, dem
BrandenburgisSchen dTLischlerinnungsver-
bandes baldigst zu tolgen,
Kein Wunder also, daß Herr von Papen
mit Seiner Rede vor einer Versammlung
der HandwerkSsmeister in Berlin Starken
Beifall fand.
Spielzeug für die Hitler-Jugend
Im Inseratenteil des „Völkischen Be-
obachters“ findet man herrliche An-
gebote ſür NS.-Artikel. So bietet in
Nr. 231 ein Pg. „das braune Heer , Biei-
figuren in fester Bemalung an. Wieder-
verkäufer Sonderpreise, versteht Sich.
Man kann Sich die Salzsteuersoldaten
auch Selber anpinseln, dann Sind Sie noch
uten Beispiel des
billiger.
großen Osaf „heilend“ im Auto, SA.-
Führer auf Stolzen Rossen, Standarten-
träger, „heilende“ Zuschauer, kurz alles,
was zu einem Naziaufmarsch gehört.
Bester Ersatz für Bleisoldaten. Jeder
Deutsche Sollte eine kleine braune Armee
im Hause haben. |
Neuheit ist das „Original-Hakenkreuz-
Spiel“ für 1,50 Mk., das „einzige Spiel
für die nationalsozialistisSche Familie .
Man kann Sich das gut vorstellen: 6 wirft
eine Brandbombe und darf zur Beloh-
nung 10 Felder vorrücken; 12 killt einen
marxistiSchen Untermenschen und rückt
20 Felder vor. Koalitionskuhhandel mit
der „Schwarzen Schmach, die Deutsch-
land verpestet“, iSt bei dem Spiel aus-
geschlossen, weil dergleichen das traute
deutsche Familienleben Stören Könnte.
Wer zweifelt noch den ethischen Wert
des Nationalsozialismus anf! Heil!
„ „
Nazikultur mit Marxismus
Von der Kreiskulturabteilung der
Nationalsozialistischen Deutschen Ar-
beiterpartei in Breslau-Stadt erhielt unser
Da gibt es SA.-Abteilungen, den
Arbeiterjugend-Verlag am 11. November .
1932 einen Bettelbrief, in dem „erge-
benst“ (!) um die ZusSendung von ije
einem Freiexemplar unserer Jugendspiele
„Jugendtag von Bruno chönlank,
„Morgen“ von Karl Bröger, „Um die
Erde“ von Alfred Thieme und „Mensch-
heitswille“ von Hermann Claudius ge-
beten wird. Die Nazikulturabteilung in
Breslau gibt an, dieses Spiel zur Beratung
ihrer Ortsgruppen bei Festen und Feiern
verwenden zu wollen!
Da uns dieser „Mit deutschem Gruß“
beschlossene Schrieb Mitte November
und nicht Anfang April erreichte, kann
es Sich um keinen Scherz handeln und
mügssen wir deshalb annehmen, daß die
Breslauer Nazis drauf und dran Sind,
ihre Getreuen mit Spielen und Sprech
chorwerken von Marxisten zu verSeuchen.
Solchem Bemühen möchten wir hilfreich
unSere Unterstützung bieten, indem wir
auf das auch im Arbeiterjugend-Verlag
erSchienene Spiel „Narrenglück“ hin
weisen, dessen Titel treffend paßt zu
Hitler und Seinen „Siegen .
Im übrigen Sei im Goethejahr die Ab»
wandlung eines Wortes aus dem „Faust“
gestattet: „Ein echter deutscher Nazi
mag keinen Marxisten leiden, doch Seine
Spiele nimmt er gern. Wobei hier
nehmen im raffenden Sinne gemeint iSt,
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