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China verSucht dem japanischen Raubzug auch auf militärischem Wege Halt zu
bieten. Daher die Umbildung der chinesisSchen Regierung, der Rücktritt des
Diktators TsSchangkaischek, die Einigung zwischen der Nankinger Nationalregierung
und der Gegenregierung in Kanton. Aber die rein militärisSche Abwehrkraft der
Chinesen ist gering. Der tatSächliche Schwerpunkt der Abwehraktion liegt in der
Spontanen Boykottbewegung, die überall -- in China wie in Indien -- die
Waffe der Schwachen ist. Die Verluste Japans infolge dieser Bewegung Sind Sehr
groß. Sie betrugen bis Ende 1931 etwa 220 Millionen Mk. Man kann auf dem
Kriegswege die chinesisSche Regierung zur politisSchen Unterwerfung zwingen, man
kann aber nicht das chinesiSche Volk zwingen, japaniSche Waren zu Kaäuien.
Schließlich Scheint Japan Sich verrechnet zu haben: durch die Bajonette werden
die großen wirtschaftlichen Vorteile verdorben, die Japan aus der friedlichen wirt»
Schaftlichen Expansion in China erwuchsen. | . |
Das Vordringen der japanischen Truppen nach der Mandschurei, die Besetzung
von TSsitsikar, Kirin, Mukden und Charbin, die Bildung „Selbständiger Mandschureli-
regierungen aus Strohmännern (übrigens nach dem SowjetrusSiSchen Beispiel von
1929) zeigt, daß Japan Sich mit der Südmandschurei allein nicht begnügen will.
Das Eindringen in die russiSsche „Einflußsphäre“ droht einen Krieg zwisSchen ' Japan
und Sowijetrußland heraufzubeschwören. Die Sowjetregierung hat durch
den Siegreichen Vorstoß der Roten Armee in die Mandschurei im Jahre '1929 dem
japanischen Militarismus den Weg geebnet, ebenso wie die Ablehnung des amerika-
niSchen Vermittlungsvorschlages im Selben Jahre durch die „rote Diplomatie
Argumente für die gleiche Haltung der japanischen Diplomatie im gegenwärtigen
Konflikt lieferte. Sowjetrußland hat es 1929 versäumt, durch den LoSskauf der
Ostchinabahn von der zaristisch-imperialistisSchen Erbschaft in der Mandschurei
loszukommen und damit die kriegsgefährlichen Reibungen zwiSchen Japan und
Rußland aus der Welt zu Schaffen. Das Gespenst des russiSsch»-japanischen Krieges
regt Sich wieder. Die weißgardistiSchen russichen Emigranten lauern Schon auf
den kommenden Krieg, der gewisSe interventionistiSche Pläne der europäischen
Reaktion wieder beleben könnte. | .
Die Kriegsgefahr im Fernen OSsten nimmt von Tag zu Tag zu. Wird der japanisch-
chineSiSche Konflikt in der allernächsten Zeit nicht aus der Welt geschafft, so droht
ein neuer Weltkrieg um die Herrschaft am Stillen Ozean. Denn Sowohl der russiSch-
japanische als der japanisch-chinesSiSsche Krieg werden der Auftakt zu einem neuen
Weltkrieg Sein. | no H | |
Durch das Versagen des Völkerbundes droht das gesamte Gebäude des Welt-
friedens ins Schwanken zu kommen. Es Stellt Sich wiederum heraus, daß nur die
Ueberwindung der reaktionär-faschistischen Welle in Europa,
daß nur der neue Aufstieg und der Sieg der SozialistiScchen Arbeiterbewegung in
allen maßgebenden Ländern den Weltfrieden Sichern können. Nur der unablässige
Druck der SozialistisSchen Arbeiterschaft in der befestigten Demokratie kann dem
Völkerbund das Rückgrat Stärken und ihn zum wahren Instrument der Friedens-
politik machen. | un |
Es ist höchste Zeit! Die internationale Arbeiterschatt hat bisSher dem
japanisSch-chinesiSchen Konflikt nicht die ihm gebührende Aufmerksamkeit gewidmet.
Die Arbeiter aller Länder Stehen für China -- nicht nur aus dem Solidaritätsgefühl
mit dem angegriffenen und unterdrückten chinesiSchen Volke heraus, Sondern auch
im eigenen Interesse. Denn der Brand im Fernen Osten kann jede Stunde zum
Weltbrand werden. Es gilt dem Aufruf der SozialistisSchen Arbeiter-Internationale
'Folge zu leisten und gegen den imperialistisSchen Raubzug im Osten und gegen das
Versagen der Regierungen und des Völkerbundes aktiver und leidenschaftlicher als
bisSher den Protest zu erheben. | Peter Garwy.