Full text: Arbeiter-Jugend - 24.1932 (24)

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China verSucht dem japanischen Raubzug auch auf militärischem Wege Halt zu 
bieten. Daher die Umbildung der chinesisSchen Regierung, der Rücktritt des 
Diktators TsSchangkaischek, die Einigung zwischen der Nankinger Nationalregierung 
und der Gegenregierung in Kanton. Aber die rein militärisSche Abwehrkraft der 
Chinesen ist gering. Der tatSächliche Schwerpunkt der Abwehraktion liegt in der 
Spontanen Boykottbewegung, die überall -- in China wie in Indien -- die 
Waffe der Schwachen ist. Die Verluste Japans infolge dieser Bewegung Sind Sehr 
groß. Sie betrugen bis Ende 1931 etwa 220 Millionen Mk. Man kann auf dem 
Kriegswege die chinesisSche Regierung zur politisSchen Unterwerfung zwingen, man 
kann aber nicht das chinesiSche Volk zwingen, japaniSche Waren zu Kaäuien. 
Schließlich Scheint Japan Sich verrechnet zu haben: durch die Bajonette werden 
die großen wirtschaftlichen Vorteile verdorben, die Japan aus der friedlichen wirt» 
Schaftlichen Expansion in China erwuchsen. | . | 
Das Vordringen der japanischen Truppen nach der Mandschurei, die Besetzung 
von TSsitsikar, Kirin, Mukden und Charbin, die Bildung „Selbständiger Mandschureli- 
regierungen aus Strohmännern (übrigens nach dem SowjetrusSiSchen Beispiel von 
1929) zeigt, daß Japan Sich mit der Südmandschurei allein nicht begnügen will. 
Das Eindringen in die russiSsche „Einflußsphäre“ droht einen Krieg zwisSchen ' Japan 
und Sowijetrußland heraufzubeschwören. Die Sowjetregierung hat durch 
den Siegreichen Vorstoß der Roten Armee in die Mandschurei im Jahre '1929 dem 
japanischen Militarismus den Weg geebnet, ebenso wie die Ablehnung des amerika- 
niSchen Vermittlungsvorschlages im Selben Jahre durch die „rote Diplomatie 
Argumente für die gleiche Haltung der japanischen Diplomatie im gegenwärtigen 
Konflikt lieferte. Sowjetrußland hat es 1929 versäumt, durch den LoSskauf der 
Ostchinabahn von der zaristisch-imperialistisSchen Erbschaft in der Mandschurei 
loszukommen und damit die kriegsgefährlichen Reibungen zwiSchen Japan und 
Rußland aus der Welt zu Schaffen. Das Gespenst des russiSsch»-japanischen Krieges 
regt Sich wieder. Die weißgardistiSchen russichen Emigranten lauern Schon auf 
den kommenden Krieg, der gewisSe interventionistiSche Pläne der europäischen 
Reaktion wieder beleben könnte. | . 
Die Kriegsgefahr im Fernen OSsten nimmt von Tag zu Tag zu. Wird der japanisch- 
chineSiSche Konflikt in der allernächsten Zeit nicht aus der Welt geschafft, so droht 
ein neuer Weltkrieg um die Herrschaft am Stillen Ozean. Denn Sowohl der russiSch- 
japanische als der japanisch-chinesSiSsche Krieg werden der Auftakt zu einem neuen 
Weltkrieg Sein. | no H | | 
Durch das Versagen des Völkerbundes droht das gesamte Gebäude des Welt- 
friedens ins Schwanken zu kommen. Es Stellt Sich wiederum heraus, daß nur die 
Ueberwindung der reaktionär-faschistischen Welle in Europa, 
daß nur der neue Aufstieg und der Sieg der SozialistiScchen Arbeiterbewegung in 
allen maßgebenden Ländern den Weltfrieden Sichern können. Nur der unablässige 
Druck der SozialistisSchen Arbeiterschaft in der befestigten Demokratie kann dem 
Völkerbund das Rückgrat Stärken und ihn zum wahren Instrument der Friedens- 
politik machen. | un | 
Es ist höchste Zeit! Die internationale Arbeiterschatt hat bisSher dem 
japanisSch-chinesiSchen Konflikt nicht die ihm gebührende Aufmerksamkeit gewidmet. 
Die Arbeiter aller Länder Stehen für China -- nicht nur aus dem Solidaritätsgefühl 
mit dem angegriffenen und unterdrückten chinesiSchen Volke heraus, Sondern auch 
im eigenen Interesse. Denn der Brand im Fernen Osten kann jede Stunde zum 
Weltbrand werden. Es gilt dem Aufruf der SozialistisSchen Arbeiter-Internationale 
'Folge zu leisten und gegen den imperialistisSchen Raubzug im Osten und gegen das 
Versagen der Regierungen und des Völkerbundes aktiver und leidenschaftlicher als 
bisSher den Protest zu erheben. | Peter Garwy.
	        
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